Prognosen für die Batterieindustrie im Jahr 2025

Volatilität und Wachstum: Die Zukunft der Energiespeichermärkte. Experten von TWAICE analysieren die aktuellen Trends und Herausforderungen.

1
333
batterieindustrie-2025

Die Energiewende steht vor großen Herausforderungen, doch selbst in turbulenten Zeiten zeigt sich der Fortschritt im Bereich der Energiespeichersysteme bemerkenswert dynamisch. Durch die Stromspeicherstrategie Deutschlands sollen bis 2035 eine nahezu klimaneutrale Stromversorgung gewährleistet werden. Dies erfordert wiederum eine verstärkte Integration erneuerbarer Energien und den Ausbau der notwendigen Infrastruktur. Trotz der Unsicherheiten internationaler Märkte und politischer Entscheidungen entwickeln sich Batterie-Energiespeichersysteme (BESS) zu einem zentralen Pfeiler der Transformation. Diese Entwicklungen gehen mit einigen zukünftigen Trends einher, welche die TWAICE Technologies GmbH näher ergründet hat.

Bis 2025 nahezu klimaneutrale Stromversorgung

Mit der Stromspeicherstrategie möchte Deutschland bis 2035 eine nahezu klimaneutrale Stromversorgung erzielen. Damit diese Ziele erreicht werden können, muss man erneuerbare Energiequellen integrieren sowie eine entsprechende Infrastruktur bereitstellen. Demzufolge stieg die Bedeutung an Batteriespeichersystemen (BESS) enorm an. Inwieweit die US-Wahlen einen Einfluss auf die Entwicklung des Marktes und zukünftige Finanzierungsprojekte haben wird, ist aktuell nicht einschätzbar. Dennoch zeichnen sich einige interessante Trends für 2025 für den Batteriespeichermarkt ab.

Anzeige

Adaption an niedrigere Energiepreise und Marktvolatilität

Durch stetig sinkende Energiepreise stellt sich die Frage, ob und inwieweit Energiespeichersysteme (BESS) noch rentabel sind. Zudem wird der Markt durch einen steigenden Anteil an erneuerbaren Energien volatiler. Konsequenz daraus ist das Value Stacking, die gleichzeitige Optimierung des Batteriespeichers in verschiedenen Märkten. In diesem Bereich sind in der Theorie hohe Einnahmen denkbar, doch nur mit höherer Betriebskomplexität. Außerdem muss das System ohne Probleme bei voller Leistung funktionieren. Dies kann dazu führen, dass mehr Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPA) und Tolling Agreements abgeschlossen werden. Denn BESS-Betreiber streben nach stabilen Einnahmemodellen, um Preisschwankungen abzuwenden.

BESS-Entwicklung und Forschung

Doch auch in der Entwicklung und Forschung von Energiespeichersystemen sind für 2025 Trends im Bereich der Zellchemie erkennbar. Bisher beherrschten Lithium-Ionen-Batterien den Markt, doch die Anforderungen an Batteriespeicher sind gestiegen. Es besteht eine Nachfrage nach einer verbesserten und längeren Batterielebensdauer, niedrigeren Kosten, einer geringeren Leistungsdichte und mehr Sicherheit. Bereits im letzten Jahr gab es vermehrt Projekt, die alternative Technologien nutzen. Zu diesen Innovationen zählen Eisen-Redox-Flow-Batterien und Natrium-Ionen-Batterien.

Langzeit-Energiespeicherung (LDES)

Nicht nur die Nachfrage nach einer längeren Batterielebensdauer steigt, sondern auch das Interesse an Langzeit-Energiespeichern für die Intraday-Lastenverschiebung, die eine längere Entladedauer haben. Bislang sind eine große Anzahl an 4-Stunden-Speichern verfügbar, doch in Zukunft sollen Langzeitspeicher mit 6 bis 8 Stunden bereitstehen. Nichtsdestotrotz entwickeln sich die 4-Stunden-Speichersysteme zum neuen Standard, daher stellt sich die Frage, wann Speicher mit mehr Kapazität erhältlich sein werden. Im Bereich der Speichersysteme mit bis zu 8 oder 10 Stunden hat sich die Lithium-Ionen-Technologie durchgesetzt.

Flexible Garantien werden wichtiger

Darüber hinaus ist ein Wandel in der Strukturierung von Garantien zu verzeichnen. Flexible Garantien von Systemintegratoren werden künftig wichtiger, da sie Betreibern mehr Möglichkeiten zur Risikominderung und Absicherung bieten. Hinsichtlich der Volatilität und des rasanten Wachstums des Marktes ist diese Flexibilität notwendig. Nichtsdestotrotz stellen flexible Garantien auch eine Herausforderung für Integratoren dar. Sie müssen verschiedene Situationen und Bedingungen beachten und alle Eventualitäten simulieren.

Effiziente Inbetriebnahme notwendig

Die bislang langsame Umsetzung von Speicherprojekten wird maßgeblich durch verzögerte Planungs- und Genehmigungsverfahren bestimmt. Um die vorgegebenen Termine für die Inbetriebnahme einzuhalten, sind effizientere Lösungen notwendig. Modular aufgebaute Batteriespeichercontainer mit integrierter Leistungselektronik könnten die Montagezeit deutlich verkürzen. Darüber hinaus gewinnt die Qualitätssicherung durch Factory Acceptance Tests an Bedeutung, vor allem bei größeren Speicherprojekten. Sowohl die Politik als auch die Behörden sind sich der Problematik bewusst und bemühen sich um eine beschleunigte Genehmigungspraxis. Diese Herausforderung stellt sich sowohl in Europa als auch in Nordamerika.

US-Wahlen können Auswirkungen auf den Markt haben

Die US-Wahlen könnten erhebliche Auswirkungen auf die globale und deutsche Batterieindustrie haben. Zolländerungen und steuerliche Anreize in den USA könnten die Produktion von Batterien in den USA begünstigen und zu einer Neuausrichtung der Lieferketten führen. Zudem könnte die chinesische Batterieindustrie, die durch niedrige Produktionskosten und langjährige Erfahrung geprägt ist, unter dem zusätzlichen Druck von Zöllen eine Konsolidierungsphase durchlaufen. Dennoch ist anzunehmen, dass die chinesische Produktion von Batterien auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen dürfte. Die Auswahl der richtigen Batterietechnologie ist von entscheidender Bedeutung, um die Wirtschaftlichkeit von Energiespeichersystemen zu maximieren. Simulationsmodelle können dabei helfen, die Auswirkungen unterschiedlicher Zellchemien auf die Gesamtsystemkosten zu bewerten.

Fazit

Die wachsende Komplexität von Speichersystemen stellt Unternehmen 2025 vor neue Herausforderungen. Um die maximale Leistung und damit die Profitabilität zu gewährleisten, müssen Betreiber ihre Anlagen effizient steuern. Der Druck, stabile Einnahmequellen zu sichern, steigt aufgrund sinkender Energiepreise. Lithium-Ionen-Batterien bleiben zwar der Standard, doch Alternativen wie Natrium-Ionen-Batterien könnten neue Märkte erschließen, insbesondere für Anwendungen mit langen Betriebszeiten. Nutzungsabhängige Garantien bieten zudem mehr Flexibilität in der Anlagenauslegung. Die zukünftige Entwicklung des deutschen Marktes hängt maßgeblich von der US-amerikanischen Handelspolitik ab, denn diese könnte erhebliche Auswirkungen auf die Kostenstruktur und Verfügbarkeit von Speichertechnologien in Deutschland haben.

Quellen / Weiterlesen

Sechs Vorhersagen für die Batterieindustrie 2025 | pv magazine
Sechs zentrale Trends der Batterieindustrie im Jahr 2025 | all-electronics
Bildquelle: CCNullTim Reckmann
Vorheriger ArtikelElektroflugzeuge: Vaeridion sichert sich 14 Mio. € Finanzierung
Nächster Artikel2025: Erstflug des größten Elektroflugzeugs der Welt
Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

1 Kommentar

  1. Eine kurzfristige Beschleunigung würde es geben, wenn endlich nachbarschaftlich organisierte Stromspeicher und damit der direkte Stromhandel zwischen Nachbarn ermöglicht werden würden.

    Hierfür müsste die Politik den Mut aufbringen, sich über die eingefahrenen Feudalregelungen des Energiemarktes hinwegzusetzen, bzw. diese für Nachbarschaften per Gesetz außer Kraft zu setzen.

    Gleichzeitig würde damit die „Wehrfähigkeit“ unserer bunten Republik (oder sogar ganz Europas?) gestärkt werden. Weg vom absoluten Zentralismus (der leicht angreifbar ist). Stattdessen intelligente Verbindung zwischen Ortsstrom und Netzstrom!

    Kleinere Gemeinden beweisen bereits, dass das möglich ist und am Ende sogar noch Überschuss für Industrie und ÖPNV übrig bleibt.

    tom@solarharz.de

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein