Wie entwickelt sich die weltweite Elektromobilität?

Elektromobilität weltweit: China vorn, Deutschland bremst? Trendbarometer zu Kaufverhalten, Preis, Technik und lokalen Präferenzen.

2
810
elektromobilitaet-2025

Momentan macht es den Anschein, als würde die Energiewenden in Deutschland stagnieren. Doch die Elektromobilität zeigt einen anderen Trend und beweist, dass es durchaus Wachstumspotenzial gibt. Dennoch bleibt China seinem Status als Pionier der Elektromobilität treu – als günstigster Produktionsort und als weltweiter Leitmarkt für batterieelektrische Antriebe. Doch welche Erkenntnisse kann man aus dem Kauf- und Nutzverhalten bezüglich ökonomischer Rahmenbedingungen, Handelskonflikte und geopolitischer Krisen erlangen. Die Management- und Technologieberatung BearingPoint hat für Deutschland 2025 das erste Trendbarometer für Elektromobilität präsentiert. Nun wurden die Umfragen über Deutschland hinaus durchgeführt und liefern interessante Ergebnisse.

Frankreich, China, USA und Deutschland zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Greenakku

Die Werte für China, die USA, Deutschland und Frankreich zeigen signifikante Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Auffällig ist dabei, dass Fahrzeugkäuferinnen und -käufer in Deutschland am häufigsten zögern, ein E-Auto zu erwerben. In Deutschland lagen die Zulassungen für E-Fahrzeuge bei 13,5 Prozent. Demgegenüber waren die Zahlen für die Neuzulassungen im Jahr 2024 in den USA mit 7,6 Prozent niedriger als in Deutschland, aber Befragte möchten tendenziell eher ein Elektrofahrzeug erwerben. Die Daten lassen ein Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre erhoffen. BearingPoint nimmt an, dass die Stagnation der letzten Jahre aufgrund der ausbleibenden Förderungen zustande kam. In Zukunft sollte es, vor allem aufgrund eines starken Preiskampfs, günstiger E-Autos, neuer staatlicher Finanzierungen wieder aufwärts gehen.

Anzeige

China bleibt Vorreiter in der Elektromobilität

China bleibt als bedeutender Produktions- und Absatzmarkt sowie in Sachen Praxiserfahrung mit E-Autos weiterhin vorne im Rennen. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, schon ein batteriebetriebenes Fahrzeug zu fahren. Dies ist im internationalen Vergleich doppelt so viel, wie in den drei anderen Märkten. Deutschland weist lediglich einen Wert von 26 Prozent auf. Ferner beweist China auch bei den zukünftigen Kaufabsichten, ein starkes Interesse an der Elektromobilität. 73 Prozent der Befragten möchten in Zukunft ein E-Auto erwerben. Die Bürger der Bundesrepublik sind jedoch skeptischer, denn nur 21 Prozent möchten ein Elektrofahrzeug kaufen. Die USA und Frankreich befinden sich zwischen Deutschland und China.

Herstellerpräferenzen der einzelnen Märkte

Rund 80 Prozent der befragten Verbraucher in China gaben an, dass sie ein Fahrzeug eines chinesischen Herstellers bevorzugen. Dabei liegt der Spitzenreiter BYD ganz vorne und erzielt 50 Prozent Zustimmung. Anders sieht es in Deutschland und den USA aus, denn hier sind zwei Drittel überzeugt, eine lokale Marke zu kaufen. In Deutschland wird Volkswagen, Audi und Porsche mit 66 Prozent bevorzugt. In den USA belegt Tesla mit 44 Prozent den Top-Platz. Demgegenüber liegt in Frankreich der Anteil der lokal angesiedelten Marken Peugeot, Citroën und Renault bei über 50 Prozent und ist somit viermal so hoch wie in den anderen Märkten. Manuel Schuler, globaler Leiter Automotive bei BearingPoint fasst diese Erkenntnisse nochmal zusammen:

„Wir sind überzeugt, dass die Antriebswende hin zur Elektromobilität sich weltweit mit großer Mehrheit in den kommenden Jahren durchsetzen wird. Unser erstes Trendbarometer im Ländervergleich zeigt hier nochmals deutlich, wie weit der chinesische Markt bei der Antriebswende vorne liegt. Über viele Länder hinweg zeigen sich starke lokale Markenpräferenzen, die vor allem auf Vertrauen in lokal verankerte Hersteller basieren.“

Preis, Reichweite, Infrastruktur sind entscheidend

Hohe Preise sind in vielen Märkten der wesentliche Hinderungsgrund für die Anschaffung eines Elektroautos. Anders ausgedrückt: Bezahlbare Elektroautos sind ein entscheidender Faktor für die Weiterentwicklung der Elektromobilität. China demonstriert das Potenzial preisgünstiger Elektrofahrzeuge, da dort bereits eine Vielzahl kostengünstiger Modelle mit batterieelektrischem Antrieb verfügbar ist und diese maßgeblichen Impulse im Markt setzen.

Während in China lediglich 12 Prozent der Befragten den (zu hohen) Preis als Hauptgrund gegen den Kauf eines E-Autos angeben, liegt dieser Wert in Deutschland, Frankreich und den USA laut Trendbarometer-Daten bei über einem Drittel der Befragten.

Technische Aspekte für die Kaufentscheidung wichtig

Im Gegenzug gewinnen in China technische Aspekte der Antriebswende für die Kaufentscheidung an Bedeutung, insbesondere Reichweite und Ladeinfrastruktur. Auffällig ist, dass in China deutlich mehr Menschen als Hinderungsgrund das „Warten auf neue Technologien“ sowie den Wertverlust nennen. Manuel Schuler betont zudem:

„Das deutet darauf hin, dass der Automarkt in China einen schnelleren Takt als beispielsweise in Deutschland hat, also bereits eher in Richtung Lebenszyklus eines Smartphones geht, wo nach ein bis zwei Jahren die aktuellen Modelle schon wieder veraltet sind. Insbesondere für die traditionellen Hersteller ist dies ein immer wichtiger werdender Aspekt: Es braucht nicht nur immer kürzer werdende Entwicklungszyklen, um am Markt mitzuhalten.“

Alle E-Mobilisten sind sich in einer Sache einig

Enthusiasten für batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen sind sich jedoch über alle Grenzen hinweg einig: Ökologische Aspekte und die niedrigeren Unterhalts- und Servicekosten sind die wichtigsten Gründe für ihre Kaufentscheidung. Dabei ist jedoch anzumerken, dass in Deutschland der Umweltaspekt am stärksten ausgeprägt ist, wohingegen in China die geringen Unterhalts- und Servicekosten im Fokus stehen. Zudem sind auch steuerliche Vorteile, der Innovationsgeist sowie das Fahrverhalten essenzielle Gründe für die Kaufentscheidung. Chinesische Verbraucher und Verbraucherinnen scheinen ein starkes Interesse an neuen Technologien zu haben. Manuel Schuler weist nochmals auf die wichtigsten Schlüsselfaktoren der Energiewende hin:

„Die Elektromobilität steht an einem Wendepunkt und ihre Zukunft wird von mehreren Schlüsselfaktoren beeinflusst. Einerseits ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur ein entscheidendes Element, um die Akzeptanz zu steigern. […] Andererseits bleibt der Preis ein Hindernis, insbesondere in den westlichen Märkten, […]. Technologie spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Die Weiterentwicklung von Batterien und Ladeverfahren wird die Reichweitenangst verringern und die Nutzererfahrung nachhaltig verbessern.“

Quellen / Weiterlesen

Elektromobilität weltweit: Deutschland bremst, China gibt Vollgas, USA und Frankreich dazwischen | BearingPoint
Bildquelle: CCNullMarco Verch
Vorheriger ArtikelDaimler Truck plant Ladenetzwerk in Europa
Nächster ArtikelBP verkauft alle Tankstellen und Ladestationen in Österreich
Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

2 Kommentare

  1. Ein entscheidender Faktor ist der hohe Preis, der neben Ausstattung vor allem durch die Batterien für hohe Reichweiten bedingt ist.
    Für die breite Bevölkerung mit mittlerem oder geringem Einkommen sind diese Fahrzeuge einfach nicht finanzierbar. Diese Leute kafen sich einen gebrauchten Verbrenner!
    Was mir auf dem Markt fehlt, sind Gebrauchsfahzeuge für den alltäglichen Einsatz mit geringen Fahrtstrecken und damit geringer erforderlichen Reichweite. Die Lademöglichkeit an der Steckdose erhöht die Wirtschaftlichkeit zusätzlich gegenüber der Schnellladung, bei der die Verbrauchskosten nahe an die eines Verbrenners herankommen. Dies gilt für Fahrten innerhalb von Städten ebenso wie die täglichen Fahrten von Nahpendlern, die eine Großteil der pendelnden Bevölkerung ausmachen. Kleinfahrzeuge benötigen zudem auch geringenen Verkehrsraum. Trotzdem bieten die Fahrzeuge den Komfort des Individualverkehrs und wären für die Mehrheit der Bevölkerung eine Alternative!

  2. Guter Beitrag, der Fragen aufwirft. Nur als Obligo stehen in Deutschland „Umweltziele“, denn bisher hat man doch hier auf Mischmetalloxid Batterien gelegt, die eben nicht so umweltfreundlicher sind, im Vergleich zum Li-Fe-phosphat. Deutschland hat die Etappen um das Rennen der Batterien nicht gewonnen, im Gegenteil. Trotz enormen Steuergelds liegt die E-mobilty hinten, besonders wegen fehlender Innovationen. Das wiederum liegt irgendwo auch daran, dass an Schlüsselpositionen in Deutschlands Funktionärsmanager sitzen, die noch nie oder nur teilweise überhaupt einen Innovationserfolg in Batterieproduktion/Zelle haben, im System an sich schon. Noch ein Aspekt: Die Sicherheit. Ich sage nur SEOUL, ein Beispiel mit mehr Imageschaden „Katastrophe für Dt. Automobilindustrie“ und offenbar wieder „ohne Konsequenz“. Die Deutsche Automobilindustrie scheint trotz exzellenter sonstiger Maßnahmen, bei den Batterien selbst eine zu kurz greifende Risikoanalyse zu haben. Ich sage das, weil u.a. ich auch oft darauf nachweislich hingewiesen habe. Liegt es vielleicht an den falschen Kadern in den Unternehmen (vgl. oben)? Deutschland, bitte nicht weiter so mit diesen Luschen im Lobbyverband, der exorbitant hohen Förderung aus Steuergeldern (nur noch echte, zielführende Projekte). Die Zukunft könnt heißen, Feststoffakku, Lebensdauer mit einer Sicherheit bis 130 km/h, wo bei jedwedem absehbaren Unfall der Kunde nicht erstickt oder verbrennt, durch den Akku. Oder was?

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein