Erst kürzlich entließ der schwedische Batteriehersteller im Zuge des laufenden Insolvenzverfahrens die Hälfte der schwedischen Belegschaft. Northvolt meldete im März 2025 in Schweden Insolvenz an. Auch in den USA meldete der Batteriehersteller Insolvenz an und beantragte im November 2024 Gläubigerschutz. Nun stellt das Unternehmen auch seine Batteriezellenproduktion am schwedischen Standort Skellefteå bis Ende Juni 2025 ein. Die Suche nach einem Käufer für die Zellfertigung war erfolglos, weshalb die Zellproduktion in Schweden vollständig endet. Jedoch sei die Errichtung der geplanten Northvolt-Fabrik bei Heide im Norden Deutschlands nicht davon betroffen. Demnach laufen die Bauvorhaben auf dem Gelände in Schleswig-Holstein weiter. Nichtsdestotrotz prüft der Landtag die Projektfinanzierung, die durch eine Wandelanleihe der KfW-Bank erfolgt.
Schwedisches Hauptwerkt stellt bis zum 30. Juni 2025 Betrieb vollständig ein
Laut Insolvenzverwalter, stellt Northvolt die Batterieproduktion in Skellefteå in Nordschweden bis zum 30. Juni 2025 vollständig ein. Sollte der Batteriehersteller bis dahin nicht in letzter Minute einen Käufer finden, wird das schwedische Northvolt-Hauptwerk geschlossen. Nach eigenen Angaben ginge die Investorensuche zunächst weiter und man habe bereits potenzielle Käufer für verschiedene Geschäftsbereiche in Aussicht. Mikael Kuba, der Insolvenzverwalter, betont: „Die Gespräche und Verhandlungen dauern an und befinden sich in unterschiedlichen Stadien“.
Zunächst eingeschränkter Betrieb mit Scania
Nachdem Northvolt die Hälfte der schwedischen Belegschaft entließ, herrscht zunächst eingeschränkter Betrieb, unter anderem mit der VW-Tochter Scania. Der Nutzfahrzeughersteller galt als letzter Kunde, aber beendete mittlerweile auch die Geschäftsbeziehung mit Northvolt und möchte keine Batterien mehr für seine E-Lkw kaufen. Grund für diese Entscheidung seien ökonomischer Natur, nicht die eigene Überzeugung an das Produkt von Northvolt. Im Zuge des Insolvenzverfahrens rentiert sich der Kauf nicht mehr, deshalb suchte Scania nach neuen Lieferanten.
Zukunftsaussichten für die Fabrik bei Heide
Gemäß eigenen Angaben von Northvolt haben die Insolvenzverfahren in den USA und Schweden keine Auswirkungen auf das deutsche Tochterunternehmen bei Heide im Kreis Dithmarschen. Die Northvolt Deutschland ist unabhängig von der Northvolt AB in Schweden, daher ist sie von dem Insolvenzverfahren nicht betroffen. Die Fabrik in Schleswig-Holstein bei Heide wird dennoch gebaut, wobei es momentan um die Infrastruktur auf dem Baufeld geht. Man plante ursprünglich, Batteriezellen für bis zu einer Million Elektroautos pro Jahr zu produzieren.
Trotz der Northvolt-Insolvenz in Schweden sehen viele Landtagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein weiterhin großes Potenzial für den Standort Heide. Lasse Petersdotter (Grüne) ist zuversichtlich, dass man einen Investor findet. Lukas Kilian (CDU) bezeichnet Heide als „Silberbesteck“ und betont die Vorteile wie grünen Strom, gute Anbindung und Fachkräfte. Kianusch Stender (SPD) hebt das bereits erschlossene Bauland mit Baugenehmigung als „Filetstück“ hervor. Bernd Buchholz (FDP) sieht die Chance primär bei einem strategischen Investor, der selbst Batteriezellen fertigen kann. Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen bekräftigt das Ziel, eine der benötigten 30 europäischen Batteriezellfabriken in Schleswig-Holstein anzusiedeln.
PwC-Gutachten zu Northvolt sorgt für Diskussionen im Landtag
Auch im Wirtschafts- und Finanzausschuss des Landtags in Kiel war Northvolt ein Thema. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Frage danach, ob die geplante Batteriezellenfabrik in Heide zu unkritisch gefördert wurde. Die Abgeordneten fordern Einsicht in ein vertrauliches Gutachten von PricewaterhouseCoopers (PwC), das für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt wurde und als Grundlage für die 600 Millionen Euro Wandelanleihe der staatlichen Förderbank KfW-Bank diente.
Das vertrauliche Gutachten wird den Abgeordneten schrittweise und teilweise geschwärzt zur Verfügung gestellt, was von Bernd Buchholz (FDP) kritisiert wird. Andere Abgeordnete mahnen eine inhaltliche Diskussion über mögliche Interessenkonflikte an, nachdem Recherchen ergaben, dass PwC sowohl die Regierung als auch Northvolt selbst beraten hatte. Daher wird hinterfragt, ob ein Interessenskonflikt besteht und ob die Landesregierung besser hätte informieren müssen.
Quellen / Weiterlesen
Northvolt to End Cell Production in Sweden by June | Battery-News
Northvolt beendet Zellproduktion in Schweden | Battery-News
Northvolt-Werk in Schweden vor dem Aus: Wie geht es in SH weiter? | NDR
Northvolt entlässt Großteil der schwedischen Belegschaft | Battery-News
Bildquelle: © Northvolt