Li-Cycle, der kanadische Batterie-Recycler, beantragte gemäß dem kanadischen Insolvenzgesetz Companies‘ Creditors Arrangement Act (CCAA) beim Ontario Superior Court of Justice Gläubigerschutz. Zusätzlich zum Gläubigerschutz in Kanada haben die US-Niederlassungen von Li-Cycle Verfahren vor dem US-Konkursgericht für den südlichen Bezirk von New York eingeleitet. Betroffen sind die Betreibergesellschaften der Spoke-Anlagen in Arizona, Alabama und New York sowie die Hub-Anlage in Rochester. Für die deutsche Anlage in Magdeburg soll es jedoch noch eine Perspektive geben, denn man will den Betrieb weiterführen.
Recycling von Produktionsausschüssen der Batterieproduktion
Das Unternehmen spezialisierte sich auf das Recycling von Batterien und Produktionsresten aus der Batterieproduktion. Hierfür werden die Materialien zunächst in dezentralen Spoke-Anlagen gesammelt und mechanisch verarbeitet. Das Endprodukt sind Rohmaterialien wie Aluminium und Kupfer sowie eine „schwarze Masse“ mit wertvollen Batterie-Aktivmaterialien. Die eigentliche Rückgewinnung der einzelnen Rohstoffe erfolgt dann in zentralen Hubs durch hydrometallurgisches Recycling der schwarzen Masse. Für Nordamerika war dafür eine Hub-Anlage in Rochester geplant, während in Europa ein Hub in der Glencore-Anlage im italienischen Portovesme entstehen sollte.
Glencore plant Übernahme von Li-Cycle
Grund für das Insolvenzverfahren seien anhaltende finanzielle Engpässe. Diese veranlassten das Unternehmen ab März dazu, Käufer für die Vermögenswerte zu finden. Kanadische Firmen, die ihren Gläubigern mehr als 5 Millionen Dollar schulden, können durch Kapitel 15 des CCAA ihren Geschäfts- und Finanzbereich umstrukturieren. Li-Cycle suchte bereits im März nach einem Käufer für das Unternehmen oder die eigenen Vermögenswerte. Die zusätzlichen Finanzmittel benötigte man dringend für den weiteren Betrieb. Schon zum damaligen Zeitpunkt verhandelte Li-Cycle mit dem Gläubiger und Partner Glencore über einen potenziellen Deal und mögliche Übernahme.
Betriebsfortführung der Magdeburger Anlage geplant
Mit Glencore schloss Li-Cycle eine Debtor-in-Possession-Finanzierung in Höhe von 10,5 Millionen US-Dollar und ein sogenanntes Stalking-Horse-Gebot in Höhe von mindestens 40 Millionen US-Dollar ab. Ein solches Gebot dient als vereinbarte Mindestofferte für ein insolventes Unternehmen oder dessen Vermögenswerte vor einer Auktion. Zudem seien die 10,5 Millionen Dollar ein Überbrückungsdarlehen, um die einzelnen Geschäftseinheiten weiterzuführen.
Im Rahmen des Stalking-Horse-Gebots plant Glencore nicht nur die Spokes und der Rochester-Hub in Nordamerika zu übernehmen, sondern auch die „Germany Spoke“. Bei der deutschen Spoke handelt es sich um die Recyclinganlage in Magdeburg. Li-Cycle betont, dass man den Betrieb in Deutschland und der Schweiz fortführen wolle:
„Es wird erwartet, dass die deutsche Niederlassung des Unternehmens über ausreichend Betriebskapital (einschließlich der DIP-Fazilität) verfügt, um während des CCAA-Verfahrens weiterarbeiten zu können. Li-Cycle bemüht sich derzeit um die Abwicklung einiger seiner europäischen Tochtergesellschaften, mit Ausnahme der operativen Geschäftstätigkeiten in der Schweiz und Deutschland.“
Quellen / Weiterlesen
Li-Cycle stellt Insolvenzantrag in Kanada | Battery News
Batterie-Recycler Li-Cycle beantragt Gläubigerschutz | electrive
Li-Cycle Obtains Creditor Protection Under CCAA and Chapter 15 | businesswire
Li-Cycle unter Gläubigerschutz – Glencore bietet 40 Mio US-Dollar für Kerngeschäft | EUWID
Bildquelle: Wikipedia – Gabriel Acquistapace, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons