Wie Chinas Energiewende an Tempo verliert

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Chinas CO2-Emissionen steigen wieder, das Land erzeugt die meisten Treibhausgase weltweit. Gleichzeitig fährt China die Subventionen für erneuerbare Energien aber zurück, investiert mehr in Fracking und zu wenig in Stromleitungen. Experten fürchten, dass der größte CO2-Erzeuger der Welt beim Klimaschutz zurückfällt und die Erderwärmung dadurch verschlimmert.

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Das Potenzial für grünen Strom in China

Am Beispiel des Frontrunner Photovoltaic Project kann man sehen, wie es um die erneuerbaren Energien in China steht. Der 500 MW-Solarpark liegt in der Provinz Qinghai im Nordwesten des Landes. Die Bedingungen auf der Tibet-Hochebene in 3.000 Metern Höhe sind ideal für Solarenergie. Der Park liefert so viel Strom, dass letzten Sommer nur eins der zehn Kohlekraftwerke in der Provinz in Betrieb sein musste. Im Juni konnte sich die Region, in der 6 Millionen Menschen leben, sogar 15 Tage lang nur mit erneuerbaren Energien versorgen. Die Hälfte kam aus Wasserkraft, der Rest aus den Solar- und Windkraftprojekten, von denen in den letzten Jahren immer mehr in Qinghai entstehen.

Als das Frontrunner-Projekt letztes Jahr genehmigt wurde, war der Angebotspreis pro Kilowattstunde so niedrig wie bei keinem chinesischen Photovoltaikprojekt zuvor, er lag noch unter dem Preis für Kohlestrom. Das Frontrunner-Projekt war außerdem der erste große Solarpark, der in China ohne staatliche Subventionen gebaut wurde. Zudem wurde das Projekt in Rekordzeit errichtet: Es erzeugte nur drei Monate nach seiner Genehmigung den ersten Strom.

Es fehlt an Stromleitungen

Obwohl dieses Projekt eigentlich Gutes verheißt für die Zukunft der Erneuerbaren in China, zeigt es auch die Hindernisse für die dortige Energiewende. Nach einigen Jahren der Stabilisierung steigen die Treibhausemissionen im Reich der Mitte wieder an. Obwohl die Wind- und Solarparks in Chinas entlegeneren Provinzen wie Qinghai große Mengen erneuerbaren Strom erzeugen, fehlt es an der nötigen Hochspannungs-Infrastruktur. Das bedeutet, dass ein beachtlicher Teil des Stroms ungenutzt bleibt.

Die Zentralregierung spart an Subventionen für Solar- und Windstrom

Zugleich sinken die Preise für erneuerbare Energien. Und weil Chinas Zentralregierung angesichts des Handelskrieges mit den USA besorgt um die eigene Wirtschaft ist, fährt sie die Subventionen für grünen Strom zurück. Deshalb müssen Windparks und Solarprojekte inzwischen auf Energieauktionen direkt mit anderen Erzeugungsformen konkurrieren. Obwohl der Ökostromsektor in China immer wettbewerbsfähiger wird, schätzen Experten dennoch, dass die Solarinstallationen 2019 um die Hälfte zurückgehen – verglichen mit 2017, wo 53 Gigawatt neu ans Netz gingen.

Fracking und Methanförderung lassen Chinas Emissionen steigen

Gleichzeitig hat die Zentralregierung die finanzielle Unterstützung für sogenannte „neue Energien“ stark erhöht. Darunter versteht China auch das Fracking von Schiefergas und die Förderung von Methan aus Kohlevorkommen. Diese Subventionierung ist einer der Gründe für die steigenden Emissionen des Landes. Analysten befürchten deshalb, dass Chinas CO2-Mengen nicht wie geplant ab 2030 sinken. Dieses Ziel ist im Pariser Klimaabkommen festgehalten. Erreicht es China als weltgrößter Emittent nicht, wäre das ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen, den Klimawandel zu begrenzen.

Der Energiesektor braucht Reformen

Obwohl China der weltgrößte Markt für saubere Energien ist, hatte Windenergie dort 2018 nur einen Anteil von 5,2 Prozent an der nationalen Energieerzeugung. Der Anteil von Solarenergie lag bei 2,5 Prozent. Experten sehen zudem den Anteil des Stroms als zu hoch an, der wegen fehlender Infrastruktur nicht genutzt werden kann. Dieser Anteil geht zwar zurück, er lag 2016 bei 17 Prozent und letztes Jahr bei 7 Prozent. Doch das ist immer noch zu viel, und Experten verlangen deshalb eine Reform des Energiesektors.

Um Chinas CO2-Emissionen zu senken, muss der in Provinzen wie Qinghai erzeugte saubere Strom nahtlos in die Industrie- und Ballungszentren an den Küsten des Landes transportiert werden. Denn viele Ökostromprojekte entstehen in entlegenen Gebieten wie eben Qinghai oder der Inneren Mongolei. Solange es aber keine Stromleitungen gibt und Reformen ausbleiben, die eine bessere Energieverteilung ermöglichen, ist das nicht möglich. Experten zufolge muss die Zentralregierung die Hürden für den Stromhandel zwischen den Provinzen abbauen und den Erneuerbaren bei der Verteilung Vorrang geben.

Chinas Energiepolitik hat direkten Einfluss auf den Klimawandel

Sinken Chinas Emissionen nicht ab 2030, könnte das zu einer Erderwärmung um 3 oder 4 Grad beitragen – weit mehr als die international angestrebten 1,5 bis 2 Grad. Doch seit 2016 steigen die Emissionen des Landes wieder, in der ersten Hälfte dieses Jahres um geschätzte 4 Prozent. Seit 2017 steigt auch der Anteil der Kohle an der Energieerzeugung wieder. Gas aus Fracking und Methan aus Kohlevorkommen spielen eine immer größere Rolle, und auch die Erdgasimporte steigen.

830 Millionen Dollar für Schiefergas und Methan aus Kohleminen

Weil Schiefergas und Methan aus Kohleminen zu den “neuen Energien“ zählen, sind sie subventionsberechtigt. 2018 flossen deshalb rund 830 Millionen Dollar in diese Technologien, über 80 Prozent des Budgets für „neue Energien“ des chinesischen Industrieministeriums. Gleichzeitig fehlen Wind und Solarprojekten die Subventionen, und sie müssen darüber hinaus nun auf Auktionen direkt mit fossilen Brennstoffen konkurrieren. Dabei könnte China Schätzungen zufolge jedes Jahr 100 Gigawatt Solarkraft ans Netz bringen, wenn erneuerbare Energien höhere Priorität bekämen. Stattdessen bremst das Land das Wachstum der Erneuerbaren aktiv aus.

Quellen / Weiterlesen

Why China’s Renewable Energy Transition Is Losing Momentum | YaleEnvironment
Bildquelle: flickrmateo williford
Nach Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und Promotion zum Thema „Outsourcing von Dienstleistungen“ an der Universität Regensburg war Johann Nagengast in verschiedenen internationalen Unternehmen in führenden Positionen tätig. Seit 2001 ist er Professor für Internationales Management und Project Management an der Technischen Hochschule Deggendorf. Als Trainer, Coach und Berater ist er intensiv in verschiedenen internationalen Projekten tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der praxisnahen und pragmatischen Vermittlung und unternehmensspezifischen Anwendung aller Aspekte des Projektmanagements.

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