Warum lassen sich Elektroautos nicht schneller laden?

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Wenn das Elektroauto dringend Strom braucht, heißt das meist: Lange Wartezeiten. Denn an den meisten Ladestationen dauert es mehrere Stunden, bis der Akku wieder voll ist. Schnellladesäulen sind noch nicht überall zu finden. Und lange nicht jedes Elektroauto ist für richtig schnelles Laden geeignet.

Schnellladestationen in Deutschland

In Deutschland gibt es aktuell etwa 21.000 Ladestationen für Elektroautos. Zu wenige, bemängeln Experten. Vor allem Schnellladestationen sind rar, an denen Elektroautos in kurzer Zeit Strom für mehrere Hundert Kilometer tanken können. Ihr Anteil liegt bei nur rund 12 Prozent.

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Zu schnelles Laden kann die Batterie beschädigen

Theoretisch lassen sich E-Autos an Schnellladern mit hohen Ladeleistungen innerhalb von 30 bis 40 Minuten wieder fast voll „tanken“. Es gibt auch schon die ersten Ultra-Schnellader mit 350 kW, an denen es nur wenige Minuten dauert. Doch selbst wenn Ultra-Schnellader an jeder Straßenecke stünden: Die meisten heutigen Elektroautos vertragen so extreme Ladeleistungen noch nicht. Eins der ersten Modelle, die es in Zukunft können sollen, ist der Porsche Taycan. Grundsätzlich gilt: Je schneller der Akku geladen wird, desto aufwendiger muss er gekühlt werden. Deshalb ist die Ladeleistung heutiger Lithium-Ionen-Batterien bei den meisten E-Autos begrenzt, da zu viel Hitze beim Laden die Akkus irreparabel beschädigt.

Ältere Elektroautos vertragen deshalb oft nur eine deutlich geringere Ladeleistung als neuere Modelle. Doch aktuell müssen sich E-Autofahrer an den Ladesäulen ohnehin oft mit weniger als 21 kW Leistung begnügen. Das heißt: Es dauert mehrere Stunden, bis der Akku wieder voll ist. Gleiches gilt für die Wallbox in der heimischen Garage oder für die Schukosteckdose, an der das Aufladen viele Stunden dauert.

Tesla mit eigenem schnellen Ladenetz

Tesla ist das Problem mit den Ladezeiten als erster Hersteller offensiv angegangen und betreibt ein eigenes Netz von Schnellladestationen, die sogenannten Supercharger. Die meisten liefern 120 kW, die neue Generation schon 150 kW Ladeleistung. Bei 120 kW tankt ein Tesla in 30 Minuten wieder Strom für 270 Kilometer. Tesla zufolge vertragen inzwischen alle neuen Modelle des Model S, X und Model 3 mit einer großen Batterie mit 150 kW beladen werden können. Allerdings mit der Einschränkung, dass das unter anderem auch vom Alter der Batterie, ihrem Ladezustand sowie den klimatischen Bedingungen abhängt.

Verkehrsministerium will mehr Schnellladestationen

Es ist zu hoffen, dass Elektroautofahrer bald mehr Schnellladestationen vorfinden. Denn Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer drückt aufs Tempo und will erreichen, dass neue Ladestationen deutlich schneller gebaut werden. Dafür soll es gezielte Förderungen und verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen geben. Eins der ersten Ziele ist die Errichtung von 1.000 Schnellladestationen – ein großes Ziel, denn selbst Tesla betreibt in Deutschland gerade einmal 69 Supercharger.

Der Ladenetzbetreiber Ionity, gegründet von mehreren Autoherstellern, hat aktuell rund 40 Hochleistungslader an Autobahnen in Betrieb. Geht es nach dem Verkehrsministerium, sollen an den rund 400 bewirtschafteten Raststätten bis 2022 jeweils mindestens vier Ladepunkte mit mindestens 150 kW Leistung stehen. Es soll auch geprüft werden, ob sich an diesen Raststätten auch Ultraschnelllader mit 350 kW errichten lassen.

Quellen / Weiterlesen

Lassen sich Batterien nicht schneller laden? | Ingenieur.de
Viel Frust beim Stromtanken | tagesschau.de
Scheuer will Aufbau von Ladeinfrastruktur beschleunigen | Zeit Online
Bildquelle: flickrMarco Verch
Ajaz Shah
Ajaz Shah ist seit 2010 im Bereich der erneuerbaren Energien in der Projektfinanzierung und dem Projekmanagement für verschiedene Unternehmen tätig. Er arbeitete an Solar- und Windprojekten mit einer Gesamtkapazität von mehr als 50 MW in Deutschland, Spanien, Italien, Großbritannien, Tschechien und Frankreich mit. Daneben ist er freiberuflich im Online Marketing tätig. Ajaz hat zusammen mit Stephan Hiller energyload.eu im Oktober 2013 initiiert.

4 Kommentare

  1. Und das größte Problem sind Schnellader in Städten, da dort die Netze nicht dafür ausgebaut sind. In München gibt es aktuell 1 Schnellladegerät (in Worten: Eins!). Deshalb haben wir in diesem Frühjahr die Firma Jolt Energy gegründet, mit der wir mobile Schnellladesäulen in großen Städten aufstellen wollen. Die funktionieren nach dem Prinzip Powerbank, sind also stark verdichtete Batteriepakete, die in einem (ausgelagerten) Ladecenter aufgeladen werden und dann bis zu 12 E-Autos (schnell)laden können – wo immer sie (in wenigen Minuten) aufgestellt wurden.

  2. Meiner Meinung nache genügt zum Parkieren eine Ladestation mit 12 kW. Dies sind dann in 1h +72 km. Die Schnelladestation mit 150 kW benötige ich nur auf Langstrecke die in meinem Fall sehr selten ist.

  3. Der Hype mit den Schnell-Ladern („wir brauchen viiiiele und überall!“) geht on die völlig falsche Richtung.
    Die richtige Strategie wäre, dafür zu sorgen, dass dass E-Auto dort geladen wird, wo es steht. Unsere Autos sind ja überwiegend Stehzeuge und keine Fahrzeuge. Und hier genügen Leistungen unter 11kW.
    Die Denke vom „Tanken“ ist ja typische Verbrenner-Denke, die allen eingebrannt ist, die kein E-Auto haben, allen voran den lieben Politikern, die Null Erfahrung mit E-Autos haben und daher leichte Beute für die Ladesäulen-Errichter-Lobby sind.
    „Mein E-Auto lädt, wo es steht“: bedeutet:
    – Laden über Nacht in der eigenen Garage -> kein Problem für Haus- oder Garagenbesitzer
    – Laden am Firmenparkplatz am Arbeitsplatz -> Handlungsbedarf!
    – Laden beim Einkaufen, auf Amtswegen, etc. -> da tut sich einiges (Hofer, Lidl), trotzdem Handlungsbedarf für die Kommunen, um auch bei „Tante Emma“ eine Lademöglichkeit zu haben.
    – Laden in der Gemeinschafts-Garage –> großer Handlungsbedarf (Regulatorien, Gesetzgebung)
    – Laternenparker -> größte Herausforderung, sowohl technisch als auch regulatorisch!
    Die Schnellader hwben natürlivh ihre Berechtigung auf der Langstrecke, können hier aber auf die Autobahnen und Bundesstraßen, fokussieren (so, wie es Tesla macht).
    Also: die größten Anstrengungen sollten in die flächendeckende Langsam-Ladestruktur gesteckt werden, das schont Akkus, das Stromnetz, und die Geldbörse!

  4. Je schneller die Autos wie „Porsche Taycan“ laden desdo mehr kobald benötigen sie in ihren Batterien.
    Porsche mag die Umwelt egal sein , siehe haben nur den „Spaß ihrer wohlhabenden Käufer im Sinn“ denen ist nur Protzen wichtig egal ob mit Verbrenner und dröhnendem Auspuff inclusive hohem Verbrauch .
    Da wird es bestimmt auch Soundgeneratoren für Taycan geben sonst macht das PROTZEN kein Spaß.
    Die Kosten für Anschaffung und Unter diese Luxussportwagen werden abgesetzt und bezahlt der Steuerzahler sowie Bau und Unterhalt der Autobahnen für Spitzengeschwindigkeiten bis 300 kmh . Im Aussland können diese ohne überhöhte Kurven für Geschwindigkeiten bis 150 kmh gebaut werden.
    In den Ländern mit den meisten E Autos werden diese zumeist zu Hause oder bei der Arbeit langsam geladen. Wichtig wären Gesetze die es In Wohneanlagen den Mietern und Eigenmtümern erlauben Steckdosen etc. zum Laden einzubauen. Das wird von Minderheiten blockiert.
    Würde aber ruhigeres Wohnen in Wohnstrassen an Ein und Ausfahrten von Garagen ermöglichen
    Verbesserung der Lebensqualität ist unser Politik nichts wert.
    In England werden Straßenlaternen auf LED und mit Anschluss für E Autos von Berliner Startup ausgerüstet.
    In Deutschland seit Jahren nicht möglich.

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