Das Pilotprojekt von TransnetBW, Audi und IE2S zeigte, dass intelligentes Laden im Standardlastprofil erfolgreich ist. Die effiziente und wirtschaftliche Integration dezentraler Flexibilität aus Elektrofahrzeugen in die Energiemärkte ist möglich. Die Ergebnisse zeigen, dass Flexibilisierungspotenziale durch intelligentes Laden im Standardlastprofil erschlossen werden können. Hierfür sind keine Smart Meter oder dynamische Stromtarife notwendig.
Überschüssige Energie aus erneuerbaren Energien effizient nutzen
Zum aktuellen Zeitpunkt ist das netzdienliche und intelligente Laden von Elektrofahrzeugen kaum ohne Messsystem (Smart Meter) realisierbar. Dies liegt daran, weil die Verschiebung von Ladevorgängen zu Zeiten mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien und niedrigen Stromgroßhandelspreisen weder messbar noch bilanzierbar und abrechenbar ist.
Der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW, der Automobilhersteller Audi und das Beratungsunternehmen Intelligent Energy System Services (IE2S) entwickelten eine Methode, um überschüssige Energie aus erneuerbaren Energien sinnvoll zu nutzen. Hierbei sollen E-Mobilisten ohne Smart Meter und dynamische Stromtarife eine Möglichkeit haben, Erlöse zu erzielen.
Vermeidung von 1 Million Tonnen CO2 durch intelligentes Laden
Dr. Rainer Pflaum, Mitglieder der Geschäftsführung von TransnetBW, verdeutlicht zudem seinen Enthusiasmus für das Projekt:
„Mit unserem Ansatz des intelligenten Ladens im Standardlastprofil haben [wir] gezeigt, dass eine effiziente und wirtschaftliche Integration dezentraler Flexibilität in die Energiemärkte möglich ist. Denn je nach Ausstattung hat ein Haushalt mit flexiblen Verbrauchseinrichtungen das Potenzial, bis zur Hälfte des Haushaltsstromverbrauchs zu flexibilisieren, wobei Elektrofahrzeuge den größten Beitrag leisten.“
Weiterhin hieß es auch, dass man in Deutschland bis 2035 durch intelligentes Laden von Elektrofahrzeugen rund 2 Milliarden Euro sparen könne und rund 1 Million Tonnen CO2 vermieden werden könnten.
Stromkosten für Laden um 62% reduziert
Das Flexibilisierungspotenzial durch intelligentes Laden im Standardlastprofil (iSLP) simulierte man mit mehr als 800 digitalen Fahrzeugen („digital Twins“) und testete es anschließend mit 20 Elektrofahrzeugen von Audi. Mithilfe des intelligenten Ladens konnte man die Stromkosten für das Laden von Elektrofahrzeugen um 62% senken. Dadurch können wiederum auch 36% CO2-Emissionen reduziert werden. Alexander Kupfer, Projektleiter bei Audi, erklärt zudem:
„Für unsere Kunden soll der Ladevorgang so einfach und bequem wie möglich sein. Dank intelligentem Laden profitieren sie neben CO2-optimiertem Laden von besonders günstigen Preisen. Wir sind überzeugt, dass diese Möglichkeit die Entscheidung für ein Elektroauto beschleunigen kann.“
Intelligentes Laden ohne Umwege: Projekt zeigt Potenzial für nachhaltige Mobilität
Die Projektergebnisse zeigen, dass gesteuertes Laden von Elektrofahrzeugen nicht nur technologisch realisierbar, sondern auch schnell skalierbar ist. Das System, das eine direkte Ansteuerung der Fahrzeuge ermöglicht, lässt sich nahtlos in den Alltag integrieren. Und das, ohne dass dynamische Preistarife, zusätzliche Systeme oder intelligente Messeinrichtungen erforderlich sind. Dies stellt einen wichtigen Schritt in Richtung einer einfacheren, effizienteren und nachhaltigeren Elektromobilität dar, so Dieter Kunstmann, Senior Manager bei Intelligent Energy System Services.
Allerdings wirft die Einbeziehung der Übertragungsnetzbetreiber in Handelsaktivitäten, die über ihre derzeitigen Aufgaben hinausgehen, regulatorische Fragen auf. Der aktuelle Rechtsrahmen sieht dies nicht vor und erfordert daher eine gesetzliche Anpassung. Für Verteilnetzbetreiber besteht bereits die Möglichkeit, dezentrale Flexibilitäten im Rahmen der Differenzbilanzkreisbewirtschaftung zu bilanzieren und zu bewirtschaften. Das im Projekt erprobte System könnte dabei eine zentrale Rolle spielen.
Die Projektpartner sehen weiteres Potenzial in der Berücksichtigung des netzdienlichen Ladens und der Bereitstellung von Regelreserve durch Elektrofahrzeuge, um die Anforderungen des Stromnetzes beim intelligenten Laden zu erfüllen.
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Bildquelle: © TransnetBW