Fast 70% weniger Ladekosten mit variablen Stromtarifen

Mit intelligentem Laden sparen E-Autofahrer bis zu 70% Ladekosten. Dynamische Tarife und bidirektionales Laden ermöglichen große Vorteile.

0
238
bidirektionales-laden

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Besitzer von Elektroautos durch die Nutzung von dynamischen Strompreisen und günstigen Ladezeiten bis zu 70% Kosten sparen können. Zu diesen Erkenntnissen kam das energiewirtschaftliche Beratungsunternehmen Neon, das vom Stromversorger Rabot Energy beauftragt wurde. Doch damit seien die Einsparmöglichkeiten noch lange nicht erschöpft, denn es wäre auch denkbar, die Netzentlastung durch intelligentes Laden zu unterstützen – durch zeitvariable Steuern, Abgaben und Umlagen. Zudem können E-Mobilisten über das Stromarbitragegeschäft durch das bidirektionale Laden Geld verdienen: Bei niedrigen Preisen laden und bei hohen Preisen überschüssige Energie ins Netz speisen.

Die Bedeutung des intelligenten Ladens

Seit dem 1. Januar 2025 sind alle Stromversorger verpflichtet dynamische Stromtarife anzubieten. Außerdem sieht die Rechtslage vor, dass Haushalte mit Ladestationen innerhalb der nächsten 5 Jahre mit Smart Metern versehen werden. Wer nicht warten möchte, kann vorab einen Smart Meter bei seinem Messstellenbetreiber anfordern.

Anzeige

Die Studie zum Thema Intelligentes Laden untersucht, wie hoch die Einsparpotenzial und Strommarkterlöse durch flexibles und bidirektionales Laden von Elektroautos ist. Vor allem in Kombination mit dynamischen Stromtarifen und bidirektionalem Laden ergeben sich viele Einsparoptionen. Dabei kommt sie zum Schluss, dass Verbraucher mit intelligentem Laden heute schon bis zu 50% ihrer Stromkosten sparen können – perspektivisch seien sogar bis zu 80% möglich.

Analyse basiert auf realem Fahrverhalten

Basis der Untersuchung ist das reale Fahrverhalten einer Berufspendlerin, die jährlich 10.442 Kilometer fährt. Dabei beträgt die Speicherkapazität der Fahrzeugbatterie gängige 45 Kilowattstunden und eine Ladegeschwindigkeit von 11 Kilowattstunden. Für die vollumfängliche Nutzung des Fahrzeugs muss der Ladestand des Akkus morgens um 6 Uhr immer 60 Prozent betragen. Man errechnete, welche Kosten beim konventionellen Laden zu Hause anfallen. Man ging dabei von einem fixen Strompreis von 0,30 Cent pro Kilowattstunde aus.

Dieses Ladeverhalten wurde mit einem intelligenten Ladeverhalten innerhalb eines dynamischen Stromtarifs verglichen. Durch die Verschiebung der Ladevorgänge in die günstigeren Mittags- oder Nachtstunden konnten die Stromkosten um 47 Prozent gesenkt werden. Kurzum: Die Kosten konnten von 475 Euro auf 253 Euro reduziert werden, was wiederum einer Einsparung von 222 Euro entspricht.

Weitere Einsparungen sind realisierbar

Allein die Nutzung der dynamischen Strompreise erzielten 47 Prozent Einsparungen, hinzukommen noch weitere Ersparnisse wie z.B. reduzierte Netzentgelte, die auf Basis der Regelungen von §14a des Energiewirtschaftsgesetzes vorgesehen sind. Diese sorgen für weitere Einsparungen um 21 Prozent. Jedoch sei damit noch lange nicht das volle Einsparungspotenzial ausgeschöpft, denn die Netzauslastung ist durch intelligentes Laden weiter ausreizbar – etwa durch zeitvariable Steuern, Abgaben und Umlagen. Somit könnte man die Stromkosten um weitere 12 Prozent oder 55 Euro pro Jahr senken.

Elektroauto als Stromquelle: Geld durch bidirektionales Laden verdienen

Indem Sie Ihr Elektroauto als Stromquelle nutzen, können Sie durch bidirektionales Laden mit Ihrem Fahrzeug Geld verdienen. Beim bidirektionalen Laden kann Ihr E-Auto die in der Batterie gespeicherte Energie wieder ans Netz abgeben. Dies ist besonders rentabel, wenn die Strompreise hoch sind und Sie überschüssigen Strom zur Verfügung haben. Zudem stabilisiert es das Stromnetz und trägt zur Energiewende bei. Im Rahmen des Stromarbitragegeschäft können Fahrzeugbesitzer ihre Elektroautos bei niedrigen Börsenpreisen laden und bei hohen Börsenpreisen, Batteriestrom ins Netz einspeisen. Die Berufspendlerin aus unserem Beispiel könnte von diesem Modell profitieren und jährlich bis zu 355 Euro erwirtschaften.

Welches Einsparpotenzial hat das bidirektionale Laden?

Das bidirektionale Laden bietet viele unterschiedliche Optionen, um Kosten zu sparen. Man kann die Stromkosten durch ein intelligentes Energiemanagement senken, indem Besitzer von Elektroautos günstigen Strom speichern und teuren Netzstrom vermeiden. Zum anderen können Haushalte mit bidirektionaler Ladeinfrastruktur bei hohem Strombedarf eine Vergütung für den eingespeisten Strom erhalten. Vor allem aber ist eine Unabhängigkeit vom Strommarkt umsetzbar, da Verbraucher die Möglichkeit haben, Strom zu speichern und flexibel zu nutzen. Dies sorgt für mehr Unabhängigkeit von Preisschwankungen und spart enorme Kosten.

Technologie des bidirektionalen Ladens: Vehicle-to-Grid und Vehicle-to-Home

Realisiert wird die Einspeisung durch spezielle Wechselrichter, die Strom in beide Richtungen fließen lassen. Durch ein Vehicle-to-Grid (V2G)-System kann ein Elektroauto bei hoher Nachfrage Strom ins öffentliche Netz zurückspeisen. Ebenso können Sie Ihr Elektroauto bei niedrigen Strompreisen günstig aufladen. Zudem gibt es die Möglichkeit, das System Vehicle-to-Home (V2H) zu nutzen, bei dem das Fahrzeug als Zwischenspeicher für den eigenen Haushalt fungiert. Insbesondere in Kombination mit einer PV-Anlage können Sie dadurch große Einsparungen erzielen. Die Solarenergie, die man am Tag speichert, kann man am Abend nutzen, anstatt teuren Netzstrom zu beziehen.

Jedoch sind nicht alle Elektroautos für das bidirektionale Laden ausgelegt. Daher sollten Sie darauf achten, dass Ihr Fahrzeug über eine bidirektionale Ladefähigkeit verfügt, Sie eine kompatible Wallbox mit bidirektionaler Funktion haben sowie ein intelligentes Energiemanagementsystem (HEMS) nutzen, das die Stromflüsse im Haushalt optimiert.

Praxis- und Rechenspiel: So viel sparen Sie durch das bidirektionale Laden

Ein durchschnittliches Elektroauto nutzt rund 15 kWh pro 100 km, somit betragen die Kosten für eine 1.000 km lange Fahrt bei einem gängigen Tarif von 35 Cent/kWh rund 52,50 €. Möchte man jedoch durch intelligentes Laden auf einen günstigen dynamischen Stromtarif von 15 Cent/kWh zurückgreifen, zahlt der E-Mobilist für die gleiche Strecke nur 22,50 €. Geht man von einer jährlichen Strecke von rund 10.000 km aus, verzeichnet man bereits Einsparungen von mehreren Hundert Euro im Jahr. Dies entspricht einer Ersparnis von rund 57%. Nutzt man noch zusätzlich Solarstrom, reduziert sich der Preis pro Kilometer noch mehr.

Quellen / Weiterlesen

E-Mobilität: 68 Prozent weniger Ladekosten mit variablen Stromtarifen | Erneuerbare Energien
Einsparpotenziale durch intelligentes Laden: So kannst du als Verbraucher profitieren | rabot.energy
Bildquelle: © Jakob Härter via Flickr
Vorheriger ArtikelINTILION: Sauerland erhält 81 MWh Batteriespeicher
Nächster ArtikelSenec-Skandal: Drosslung des Stromspeichers gilt als Sachmangel
Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein