Ladeinfrastruktur wächst rasant

E-Ladeinfrastruktur wächst rasant (161.000 Ladepunkte), aber Auslastung regional schwach. Betreiber fordern Kaufanreize statt Förderung.

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Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Auto geht seit vielen Jahren zügig voran. Zum 1. Februar 2025 meldete die Bundesnetzagentur 161.628 öffentliche Ladepunkte in Deutschland. Dies sind 30.000 mehr als zu Beginn des vergangenen Jahres. Dennoch hadern Ladesäulenbetreiber derzeit mit einer geringen Auslastung, was wiederum Auswirkungen auf die künftigen Ausbaupläne der Ladeinfrastruktur hat. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) waren Ende 2024 bundesweit nur 17 Prozent der Ladepunkte gleichzeitig belegt. Die EnBW hat daher bereits ihre Ausbauziele gebremst.

Ladeinfrastruktur in ländlichen Regionen weniger ausgelastet

In den ländlichen Gebieten ist die Ladeinfrastruktur noch äußerst lückenhaft aufgestellt. Zudem werden die Ladepunkte nicht überall in gleichen Maßen genutzt. Doch die Nutzung der Ladepunkte ist für Anbieter essenziell, um bestehen zu können: Ohne ladende Kunden keine Einnahmen. Laut Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schwankt die Auslastung regional zwischen 3 und 40 Prozent, wobei in einigen Regionen im Schnitt nur 3 Prozent der Ladepunkte belegt sind.

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Besonders niedrig war die Auslastung in den Regionen Görlitz (Sachsen), Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) und Coburg (Bayern). Demgegenüber war die Auslastung im ersten Halbjahr 2024 im Landkreis Böblingen sehr hoch. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. Sowohl die Anzahl der E-Autos, die regionale Häufung der Ladepunkte, die Anzahl privater Lademöglichkeiten sowie die Ladeleistung spielen dabei eine Rolle. Für E-Mobilisten sind vor allem die stärksten Auslastungszeiten wichtig. Eine flächendeckende Infrastruktur ist notwendig, um in Stoßzeiten die Wartezeiten an Ladestationen zu vermeiden. Eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums erklärt:

„Bei der reinen Betrachtung der durchschnittlichen Belegdauer von Ladepunkten pro Tag bleiben wesentliche Aspekte des komplexen Ladeverhaltens unberücksichtigt. Dazu zählten auch die angebotenen Ladetarife und die Aufenthaltsqualität am Ladestandort. Vor allem variiert die Nutzung stark im Tagesverlauf, abhängig von Tageszeit, Regionstyp und saisonalen Einflüssen.“

EnBW plant langfristig

Laut einer Sprecherin des Betreibers EnBW plant das Unternehmen die Dimensionierung seiner Ladestandorte auf Basis einer prognostizierten Auslastung innerhalb von etwa fünf Jahren. Demnach stellen aktuell nicht ausgelastete Ladepunkte häufig eine Kapazitätsreserve dar, deren Nutzung mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen steigen soll. In die Planung fließen Faktoren wie die Entwicklung der E-Auto-Zahlen, die bereits vorhandene Ladeinfrastruktur sowie der Anteil der Nutzer ein, die ihr Fahrzeug hauptsächlich zu Hause laden.

Laut BDEW zeigt die Realität ein anderes Bild, denn nur jeder fünfte Ladepunkt sei überdurchschnittlich ausgelastet, während vier von fünf Ladepunkten eine Auslastung von weniger als 17 Prozent aufweisen. Eine Analyse des Marktdatenspezialisten Elvah, basierend auf Echtzeitdaten, ergab zudem, dass rund ein Viertel der Ladepunkte in Deutschland bisher überhaupt nicht genutzt wurde.

Kaufanreize für E-Autos sind essenziell für die Nachfrage

In Deutschland betreibt das Energieunternehmen EnBW derzeit mehr als 6.000 Ladepunkte mit einer Leistung von bis zu 400 kW. Demnach fänden E-Mobilisten alle 50 km eine Lademöglichkeit auf ihrer Fahrt. Nichtsdestotrotz gab der Konzernchef Georg Stamatelopoulos bekannt, dass die EnBW bis 2030 aufgrund des verlangsamten Hochlaufs den Ausbau von 30.000 auf 20.000 Ladepunkte drosselt. Weiter hieß es, dass diese Vorgehensweise nur eine zeitliche Verschiebung sei, denn am langfristigen Trend erwarte man keine Veränderungen. BDEW-Chefin Kerstin Andreae in Berlin, betont zudem, wie wichtig Anreize für die Nachfrage von E-Autos sind:

„Die kontinuierlich geringe zeitgleiche Auslastung zeigt sehr deutlich, dass in Deutschland der Ausbau des Ladeangebots derzeit stärker wächst als die Anzahl von E-Pkw. Die Energie- und Ladebranche investiere seit Jahren in die E-Mobilität hierzulande. Der privatwirtschaftliche Wettbewerb beim Aufbau von Ladepunkten funktioniere sehr erfolgreich. Was wir in Deutschland jetzt brauchen, ist ein klares Signal zur Stärkung der Nachfrage von E-Autos.“

Auch EnBW-Manager Güsewell weist darauf hin, dass nachhaltige Anreize für den Kauf von E-Autos notwendig sind:

„Für einen zielgerichteten Hochlauf der Elektromobilität braucht es aus unserer Sicht keine pauschale Förderung des Infrastrukturausbaus, sondern nachhaltige Anreize für den Kauf von E-Fahrzeugen.“

Quellen / Weiterlesen

EnBW: Kein Engpass bei der Ladeinfrastruktur für E-Autos | heise online
Bildquelle: Wikipedia – Tomás Freres, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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