Kauft CATL das Akkuwechselsystem von NIO?

CATL zeigt Interesse an NIOs Akkuwechselsystem und könnte die chinesische EV-Ladeindustrie revolutionieren. Ein Deal ist denkbar.

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Laut verschiedener Quellen ist der Batteriehersteller CATL daran interessiert, eine Mehrheitsbeteiligung am Akkuwechsel-System des Elektroautoherstellers NIO zu erlangen. In jüngster Zeit hatte CATL rund 310 Millionen Euro in eine gemeinsame Kooperation der beiden Unternehmen investiert. CATL gilt weltweit als größter Hersteller für Fahrzeugbatterien und NIO hat aktuell weltweit rund 3.200 Akku-Wechselstationen installiert. Laut Inside EVs könnte die Übernahme eines Unternehmens, das so einflussreich für Elektroautos ist wie CATL, die chinesische EV-Ladeindustrie neu gestalten.

Weltweit größter Batterie-Gigant hat Interesse an NIO-Wechselstationen

Für die Realisierung dieses Vorhaben möchte CATL ein Joint Venture mit NIO bilden, aber zunächst perspektivisch die Mehrhaben haben. Der Batterie-Gigant gilt weltweit als größter Hersteller für EV-Batterien und hat nun Interesse an NIOs Akku-Wechselstationen. NIO hat weltweit bisher rund 3.200 sogenannter Power Swap Stations (PSS) installiert, wobei sie hauptsächlich in China Anklang finden. In den USA und Deutschland werde man erst noch warm, daher bezeichnen gewisse Quellen es als „Modeerscheinung“. Doch NIO und CATL sind überzeugt, dass sie in Zukunft auf dem europäischen Markt mehr Anklang finden werden. Nutzer profitieren durch eine verkürzte Ladezeit, da sie mithilfe der Wechselstation in nur wenigen Minuten eine neue, volle Batterie erhalten. Der Austausch ist in der Regel wesentlich kürzer als das Laden der leeren Batterie.

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Profitieren sowohl CATL als auch NIO von der Zusammenarbeit?

Bisher gibt es keine konkreten Angaben, inwieweit die Übernahme realisierbar ist und ob diese vollzogen wird. NIO konnte nur bestätigen, dass das Unternehmen mit mehreren Partnern Gespräche führe, wie ein gemeinsames Akkutausch-Netzwerk aussehen könnte und dieses zum größten der Welt wird. Car News China ist der Meinung, dass beide Unternehmen von diesem Deal profitieren. Demnach verzeichne NIO damit ein beträchtliches Umsatzwachstum, stehe aber weiterhin unter finanziellem Druck. Zudem sei der Aufbau und die Instandhaltung der Power Swap Stations finanziell aufwendig und ein starker Partner wie CATL sinnvoll. Weiterhin schreibt CNC:

“Der Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an Nio Power könnte Nio eine erhebliche Kapitalspritze verschaffen und die laufende finanzielle Belastung im Zusammenhang mit dem Betrieb und der Erweiterung des Netzwerks verringern, was das Unternehmen seinem Ziel, im vierten Quartal 2025 die Gewinnzone zu erreichen, näher bringen könnte.”

Ferner wäre es laut InsideEVs hilfreich, wenn sowohl die in der Station genutzten Batterien als auch die Stationen selbst in einer Hand liegen, um Abläufe zu vereinfachen und Anpassungen leichter zu machen.

Quellen / Weiterlesen

CATL in talks to buy controlling stake in Nio’s power unit, sources say | Reuters
CATL will offenbar Akkutausch-System von Nio kaufen | Elektroauto News
CATL in talks to acquire Nio Power’s battery-swapping network | CarNewsChina
China’s Biggest Battery Maker May Buy Nio’s Battery Swapping Network | Inside EVs
Bildquelle: © NIO
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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

2 Kommentare

  1. Der eigentliche (momentane) Nutzen des NIO-Wechselsystems liegt in Deutschland im Konterpart zur Oligopol-Politik versteckt, kommt also den Endanwendern nur indirekt zu Gute.

    Für einen Markteintritt benötigt ein neuer Player für Ladetechnik Strom und Grundstücke.
    Den Strom bekommt er entweder über die Netze, oder dierekt vom PV-Bauern oder Wind-Müller.
    Vielleicht sind auch einige größere Tankstellenanlagen von Interesse, die genügend Fläche für PV-Ortsstrom-Anlagen haben. Benzin werden die ja in Zukunft immer weniger verkaufen. Allerdings gehören die meistens der „Gegenseite“.

    Die Grundstücke bekommt ein neuer Player (auf dem Land) z. B. bei landwirtschaftlichen Betrieben, die sich jetzt schon Sorgen über die Weiterverwendung ihrer PV-Anlagen machen, weil sie aus der Einspeisevergütung herausfallen werden.

    Der Direktbezug ohne Netze auf demselben Grundstück vom Landwirt hat also mehrere Vorteile.
    – Der Landwirt gewinnt einen Speicherpartner
    – Der Landwirt kann seinern Strom auch weiterhin verkaufen, vermutlich sogar zu besseren Preisen
    – Der Landwirt bekommt Besuch von Wechselkandidaten aus der nahen Stadt, die dann gleich seinen Hofladen besuchen können
    – NIO/CATL und der Landwirt müssen sich nicht mit den Netzanbietern herumschlagen
    – Es gibt erheblich weniger Umladeverluste, da zuerst die Wechselbatterien galaden werden und dann erst der Puffer

    Von Ende November bis Anfang Februar muss dann eventuell ein nahestehendes Windrad aushelfen ;-O
    Aber es wird sich trotzdem noch lohnen.

    Bei Windmüllern sieht es nicht ganz so günstig aus. Da wedeln die Korumpels dann erst wieder mit Baugenehmung und Flächennutzungsplan… Aber das lässt sich bestimmt auch „chinesisch“ regeln.

    Hier geht es nicht um Technik, sondern im Hintergrund um unsere unsinnige Energiewendeverhinderungspolitik. Ich denke, die Chinesen wissen das.

    Erfahrungen mit industriellen Wechselsystemen haben sie aus dem Hafen Rotterdam, wo mWn inzwischen alle AGVs (also Schwerlastverkehr) mit einen Wechselsystem arbeiten und durch das Decoupling von Laden und Benutzen kaum noch Stehzeuge haben, sondern nur noch Fahrzeuge. 2-3 Mal am Tag Laden dauert 4-6 Stunden, das koordinierte Wechseln (Die IT-Logistik steuert das) dauert nur drei Minuten.

    Die Wechselstationen für PKWs können hier also nur als Versuchsobjekte gelten. Wenn die Speditionen erst spitz bekommen haben, dass sie bei guter Zusammenarbeit untereinander und der Einführung eines einheitlichen Wechselsystems für ihre Fahrzeuge demnächst keinen Diesel mehr brauchen und den Strom auf ihren eigenen Betriebsgrundstücken als PV-Ortsstromanlage beschaffen können (kein Ärger mehr mit Netzanbietern), dann werden die Druck auf die LKW-Hersteller machen und bis zu 70% der Betriebskosten sparen können.

    Das Mobilitäts-Laden ohne Netze bedeutet Marktoffenheit und Sozialwende. Das passt nicht Allen.
    Wir stehen also erst am Anfang der „Energie-Revolution“.

  2. [Nachtrag]

    Zusätzlich zu meinem Kommentar von eben möchte ich noch auf eine aktuelle Meldung über
    Ingenieur.de verweisen. Dort wird erwähnt, dass der aktuelle Stand der Na-Ionen-Akkus von CATL sich mit 5C laden ließe.

    Das würde für E-LKW-Transaktions-Batterien (1000kWh) eine Ladeleistung von 5 MEGA-Watt bedeuten, was freilich bisher auch keine U³HPC-Station schaffen kann.

    Auch dieser Fakt würde für das Wechselsystem für LKWs (Schiffe, Bahnen, …) sprechen, zumal die Akkus bei C3 dann ewig halten dürften. Der Rockefeller-Öl-Monopolismus scheint dem Ende zuzugehen. Die Chinesen haben hier augenscheinlich ein Griechisches Pferd (auch „Trojanisches Pferd“ genannt) gebaut, das sich bereits fortpflanzt.

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