Nikola Motors ist insolvent

Nikola Motors: Vom Tesla-Konkurrenten zur Insolvenz. Betrugsvorwürfe, Gründer im Gefängnis, hohe Verluste. Kann Nikola sich restrukturieren?

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Einst galt Nikola Motors, der Hersteller für E-Lkw, als gefährlicher Konkurrent für Tesla. Das Unternehmen hatte im Jahr 2020 den gleichen Wert wie Ford. Doch nach einem grandiosen Aufstieg, folgte ein trauriger Abstieg mit Betrugsvorwürfen, Geldproblemen und Gerichtprozessen. Allerdings soll dies noch nicht das endgültige Aus für den Hersteller sein, denn Nikola möchte trotz Insolvenzverfahren weitermachen. Betrug, Kapitalengpässe und eine Haftstrafe für den Gründer – welche Hoffnungen gibt es noch für das Unternehmen in Zukunft?

Betrugsvorwürfe gegen Nikola – vom VW-Börsenkonkurrent zur Insolvenz

Greenakku

Die Erfolgsgeschichte von Nikola begann 2020 als das fünf Jahre alte Unternehmen für Elektro-Lkws mit Volkswagen an der Börse plötzlich konkurrierte. Damals begeisterte Nikola die Investorenwelt mit seiner Vision, den Schwerlastverkehr durch innovative Brennstoffzellen-Technologie zu revolutionieren. Allerdings zerbrach diese Vision unter schweren Vorwürfen von Hindenburg Research. Die Investmentfirma enthüllte falsche Darstellungen über den Entwicklungsstand des Nikola One, den angeblichen Wundertruck.

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In einem Werbevideo rollte der Truck lediglich einen Hang hinunter, ohne funktionierende Brennstoffzelle oder E-Motor an Bord zu haben. Diese Enthüllungen führten zu einem dramatischen Kurssturz der Nikola-Aktie und zwangen Firmengründer Trevor Milton zur Aufgabe seines CEO-Postens. Der Betrugsfall ließ Nikola Motors in völlig neuem Licht erscheinen, denn leider entpuppte sich die einst aufstrebende Erfolgsgeschichte einer Startup-Revolution als Märchen.

Haftstrafe für Milton und Insolvenzverfahren

Milton wurde später in drei Fällen des Betrugs für schuldig befunden und trat im Oktober 2023 eine vierjährige Haftstrafe an. Trotz der Versuche, das geschädigte Image zu reparieren, gelang es Nikola nicht, die Vertrauenskrise zu überwinden. Zu den immensen Herausforderungen kamen auch die wachsenden Kosten beim Hochfahren der E-Lkw-Produktion, die das Unternehmen weiter in die Knie zwangen.

Am Ende des dritten Quartals 2024 hatte Nikola nur noch liquide Mittel in Höhe von 198,3 Millionen US-Dollar übrig – ein drastischer Rückgang von über 250 Millionen Dollar innerhalb von neun Monaten. Trotz der Aufnahme der Fahrzeugproduktion im Jahr 2024 konnte Nikola bis zum Herbst nur 600 Lkws herstellen und musste dabei pro Fahrzeug erhebliche Verluste einfahren. Verzweifelt suchte das Unternehmen nach strategischen Partnern oder Investoren, fand jedoch keine interessierten Geldgeber. Schlussendlich musste Nikola Insolvenz anmelden.

Nikola hat Hoffnung und möchte weitermachen

Im Rahmen des Insolvenzverfahrens gemäß Chapter 11 strebt Nikola an, den Geschäftsbetrieb unter gerichtlichem Schutz fortzusetzen. Somit möchte Nikola das Unternehmen in Zukunft restrukturieren. Trotz hoher Schulden in Höhe von 1 bis 10 Milliarden US-Dollar versucht Nikola, durch die Ausgabe von Unternehmensaktien, Gläubiger zu befriedigen. Diese Strategie, die Schuldenlast mithilfe von Aktien zu begleichen, ist ein kaum gangbarer Weg, da der Aktienwert des Unternehmens seit dem Börsendebüt 2020 um über 99 Prozent gefallen ist. Ob Nikola im laufenden Insolvenzverfahren ein Comeback schaffen kann, bleibt abzuwarten.

Quellen / Weiterlesen

Nikola beantragt US-Gläubigerschutz | WirtschaftsWoche
Nikola Initiates Comprehensive Voluntary Chapter 11 Sale Process | Nikola Corporation
Betrugsvorwürfe, Geldprobleme, Gründer im Knast: Tesla-Herausforderer Nikola ist pleite | t3n
Bildquelle: © Nikola Corporation
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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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