Der japanische Automobilgigant Nissan vollzieht einen radikalen Kurswechsel und streicht seine Pläne für eine geplante Batteriefabrik in Japan im Wert von 1,1 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig kündigt Nissan weitreichende Stellenstreichungen an. Diese drastischen Maßnahmen sind Teil einer umfassenden Restrukturierung unter dem neuen CEO, Ivan Espinosa, um den finanziell angeschlagenen Konzerns zu sanieren und die globale Produktionskapazität deutlich zu reduzieren.
Nissan ergreift sofortige Umstrukturierungsmaßnahmen
Der japanische Automobilhersteller Nissan hat einen entscheidenden Strategiewechsel vollzogen und seine Pläne zum Bau einer milliardenschweren Batteriefabrik für Elektrofahrzeuge in Kitakyushu, im Süden Japans, endgültig aufgegeben. Dieses Projekt, das eine Investition von rund 1,1 Milliarden US-Dollar erforderte und ab 2028 jährlich bis zu 5 Gigawattstunden LFP-Batterien (Lithium-Eisenphosphat) produzieren sollte, steht nun nicht mehr auf der Agenda des Konzerns. Das japanische Industrieministerium hatte für dieses Vorhaben bereits Subventionen in Höhe von über 381 Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt. Doch Nissan nannte eine „Überprüfung der Investitionseffizienz“ als entscheidenden Grund für diese abrupte Kehrtwende.
Die Entscheidung ist ein Zeichen dafür, dass Nissan seine Unternehmensstrukturen und globalen Ambitionen neu bewertet. Zudem hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens, dass Nissan sofortige Umstrukturierungsmaßnahmen ergreife und alle Optionen prüfe, um die bisherige Leistung wiederherzustellen. Dies deutet z.B. auf eine grundsätzliche Bereitschaft hin, die heimischen Marktambitionen zugunsten einer effizienteren und profitableren Ausrichtung zurückzufahren.
Einschnitte und Umstrukturierung: Nissans ändert Kurs
Die Absage der Batteriefabrik geht einher mit weiteren drastischen Maßnahmen, die Nissan ergreift, um die Unternehmensleistung zu stabilisieren. Medienberichte deuteten bereits im Vorfeld darauf hin, dass Nissan parallel zur Fabrikabsage auch Stellenstreichungen in Japan plante. Das Unternehmen bot daher mehreren hundert Verwaltungsangestellten Altersteilzeit an. Nissan selbst bestätigte diesen Schritt aktuell noch nicht. Jedoch löste der Bericht der Nikkei-Zeitung über die erste derartige Personalreduzierung im Heimatland seit 18 Jahren Besorgnis aus.
Abbau von 9.000 Arbeitsplätzen geplant
Bereits im März 2025 hatte Nissan angekündigt, weltweit 9.000 Arbeitsplätze abzubauen und die globale Produktionskapazität um 20 Prozent zu reduzieren. Der Konzern durchläuft eine umfassende Restrukturierung, die sich nicht nur auf den Personalabbau und die Reduzierung der Produktionskapazität beschränkt, sondern auch die Schließung von Werken umfasst. Der neue CEO Ivan Espinosa, treibt diese Maßnahmen konsequent voran. Jene tiefgreifenden Einschnitte spiegeln die Ernsthaftigkeit wider, mit der Nissan seine wirtschaftliche Lage angeht, insbesondere nach der Erwartung eines Rekord-Nettoverlusts von 700 bis 750 Milliarden Yen (rund 4,80 bis 5,14 Milliarden US-Dollar) für das im März abgelaufene Geschäftsjahr, bedingt durch Wertminderungen. Die Unternehmensleitung wird voraussichtlich am kommenden Dienstag bei der Bekanntgabe der vollständigen Jahresergebnisse weitere Details zu ihren Erholungsmaßnahmen präsentieren.
Der Wandel der Batterie-Strategie
Die Entscheidung, die LFP-Batteriefabrik in Kitakyushu nicht zu bauen, markiert einen deutlichen Strategiewechsel bei Nissan. Im Januar hatte der drittgrößte japanische Autohersteller noch große Pläne für diese Anlage, die rund 500 neue Arbeitsplätze schaffen sollte. Mit einer Investition von 153,3 Milliarden Yen (umgerechnet etwa 1,05 Milliarden US-Dollar) schien das Projekt ein Eckpfeiler für Nissans zukünftige Elektrofahrzeugstrategie zu sein.
Die Absage deutet darauf hin, dass Nissan seine Zulieferstrategie für Batterien überdenkt oder möglicherweise auf andere Technologien oder Lieferanten setzt, um die notwendigen Batteriekapazitäten zu sichern. Gerade in der schnelllebigen Welt der Elektromobilität sind Flexibilität und die effizienteste Nutzung von Investitionen entscheidend. Das Unternehmen muss sicherstellen, dass es trotz des Rückzugs aus diesem Fabrikprojekt weiterhin wettbewerbsfähig bleibt und seine Elektrifizierungsziele erreicht. Die Subventionen der japanischen Regierung unterstreichen die politische Bedeutung solcher Projekte, doch letztendlich entscheidet die Wirtschaftlichkeit über die Umsetzung.
Ausblick auf die Zukunft: Nissan steht vor Herausforderungen
Nissan befindet sich inmitten einer tiefgreifenden Transformationsphase. Die Absage der Batteriefabrik und der geplante Stellenabbau sind deutliche Indikatoren für den Druck, unter dem der Automobilhersteller steht. Der Fokus auf die „Investitionseffizienz“ ist ein klares Signal an Investoren und den Markt.
Die Herausforderungen sind vielschichtig: Es gilt, die Rentabilität zu steigern, die Kostenstruktur zu optimieren und gleichzeitig in zukünftige Technologien zu investieren, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Die Umstrukturierungsmaßnahmen, die von CEO Ivan Espinosa vorangetrieben werden, sollen das Unternehmen schlanker und agiler machen. Ob diese Schritte ausreichen, um Nissan nachhaltig auf Kurs zu bringen, wird sich in den kommenden Quartalen und Jahren zeigen. Die Automobilindustrie erlebt einen beispiellosen Wandel, und Nissans Entscheidungen spiegeln z.B. die harte Realität dieses Transformationsprozesses wider.
Quellen / Weiterlesen
Nissan stoppt Pläne für Batteriefabrik in Japan | electrive
Nissan Cancels LFP Battery Factory Plans for Japan | Battery-News
Bildquelle: © David Hoffman via Flickr