Ladesäulencheck 2025: Ladepreise für öffentliches Laden zu hoch

Ladesäulencheck 2025: Öffentliches Laden oft teurer als Tanken und gefährdet Verkehrswende. Lösung könnte das Durchleitungsmodell sein.

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Trotz niedriger Energiekosten liegen die Kosten für öffentliches Normal- und Schnellladen erneut höher als für das Tanken eines Verbrenners. Demnach müssen E-Mobilisten bei einem Verbrauch von 20 kWh für eine Strecke von 100 Kilometern im Durchschnitt 10,45 Euro an öffentlichen AC-Ladepunkten zahlen. Dies entspricht einem Kilowattstundenpreis von 0,52 Euro. Noch teurer ist sogar das Schnellladen mit 12,06 Euro bzw. 0,60 Euro/kWh für dieselbe Strecke. Im Vergleich dazu liegt der Benzinpreis (E10 Super) durchschnittlich bei 1,65 €, sodass ein Verbrenner mit 7 Liter Verbrauch für eine Strecke von 100 Kilometer 9,90 Euro benötigt. Diese Ergebnisse stammen aus dem achten Ladesäulencheck von LichtBlick und basieren auf einer Statista-Auswertung der Tarife führender Ladesäulenbetreiber. Das kostspielige Laden für unterwegs gefährdet die Verkehrswende, doch ein Durchleitungsmodell kann Transparenz und Wettbewerb an Ladesäulen schaffen.

Öffentliches Laden ist teurer als Tanken

Aus wirtschaftlicher Perspektive ergibt es Sinn, dass nicht mehrere Betreiber (CPO) ihre eigenen Ladesäulen in unmittelbarer Nähe platzieren. Jedoch entsteht dadurch ein natürliches Monopol für Ladesäulen und der Wettbewerb auf dem nachgelagerten Fahrstrommarkt bleibt aus. Die lokalen Monopolisten sind in der Regel die jeweiligen lokalen Energieversorger, die mit dem öffentlichen Stromnetzbetreiber konzernrechtlich verbunden oder selbst Stromnetzbetreiber sind. Somit haben kleinere und neue Anbieter kaum Chancen, auf dem Markt Fuß zu fassen und sich zu etablieren. Aufgrund eines fehlenden Wettbewerbs bestimmen lokale Monopolisten die Preise und setzen hohe Ladepreise durch. Markus Adam, Chefjurist von LichtBlick, erläutert zudem:

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„Seit Jahren betrachten wir die Preisentwicklung an öffentlichen Ladesäulen mit Sorge. Dass diese nun ein Niveau erreicht haben, auf dem sie die Tankpreise auch langfristig übersteigen, ist für die Verkehrswende ein herber Rückschlag. Wenn die Ladepreise unterwegs weiterhin so hoch bleiben, droht die Elektromobilität an Akzeptanz zu verlieren.“

Roaming und Ad-hoc bieten keine Lösung

Ferner müssen Drittanbieter bis zu 194% höhere Entgelte für die Nutzung der Ladepunkte zahlen. Sie haben keine Möglichkeit eigenen Strom an Ladepunkten anzubieten und greifen daher auf ein Roaming-Modell zurück, um Fahrstromtarife anbieten zu können. Zusätzlich zum Preis des Fahrstromtarifs sind in diesem Modell Entgelte enthalten. Letztendlich hat dies zur Folge, dass kein Wettbewerb entsteht und Drittanbieter verdrängt werden. Ebenso hat auch das spontane Ad-hoc-Laden keine Chance sich auf dem Markt durchzusetzen, da die Preise teurer als direkt angeschlossene Fahrstromtarife sind. Die Monopolkommission hat in ihrem 9. Sektorgutachten Energie festgestellt, dass in Gebieten mit vielen Anbietern die Kosten für Ad-hoc-Laden um 20 Cent pro kWh höher liegen. Dies benachteiligt E-Mobilisten. Zudem ist das Modell aufgrund intransparenter Preise und mangelnder Informationen zu Ladevorgängen und Stromqualitäten nicht zukunftsfähig.

Die Schaffung von Wettbewerb ist zwingend notwendig

Durch den fehlenden Wettbewerb im Bereich des öffentlichen Ladens ist anzunehmen, dass die Ladepreise auch in Zukunft zu teuer sein werden. Dies ist ein herber Rückschlag für die Energiewende und bremst die Akzeptanz in der Gesellschaft aus. Jedoch könnte dies durch die Schaffung von Wettbewerb geändert werden. Eine Lösung scheint das sogenannte Durchleitungsmodell zu sein. Markus Adam, Chefjurist von LichtBlick, betont:

„Weil Wettbewerb im derzeitigen Modell systematisch verhindert wird, rechnen wir damit, dass die Preise an öffentlichen Ladepunkten auch in Zukunft überhöht bleiben. Das wird sich erst mit der Einführung des Durchleitungsmodells ändern.“

Durchleitungsmodell bietet die Lösung

Dabei wird jedem Energieversorger das Recht eingeräumt, seinen Strom an die Ladesäulen durchzuleiten. Hierfür bekommt der Betreiber ein Nutzungsentgelt für die Installation, den Betrieb und die Wartung der Ladesäule. Denkbar ist dabei auch eine angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Durch diese Lösung würde der Markt die Preise bestimmen und nicht die lokalen Monopolisten. Für Verbraucher stellt dies gleich mehrere Vorteile dar. Die Fahrstrom-Tarif-Nutzung ist an jeder öffentlichen Säule möglich und E-Mobilisten erhalten nur eine Abrechnung für alle Ladevorgänge. Zudem profitieren sie von transparenten Preisen sowie Informationen zur Stromqualität. Darüber hinaus ist auch die technische Realisierung des Durchleitungsmodells bereits an den Ladesäulen möglich. Somit überführte die LichtBlick eMobility GmbH und decarbon1ze das Modell bereits in den Regelbetrieb.

Quellen / Weiterlesen

Ladesäulencheck 2025 / Verkehrswende in Gefahr: Öffentliche Ladepreise weiterhin zu hoch | LichtBlick
Bildquelle: © avda-foto via Flickr
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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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