Das Fraunhofer-Institut räumt endlich Mythen rund um das Elektroauto aus der Welt und beantwortet dabei wichtige Fragen zum Thema. Innovations-Skeptiker finden im Internet und in der geselligen Gesprächsrunde viele Ausreden, die gegen den Kauf eines E-Autos sprechen. Doch wie viel Wahrheitsgehalt haben diese Aussagen? Elektroautos seien zu teuer und schlecht für die Umwelt. Vor allem der Sicherheitsaspekt in Sachen Brandgefahr macht vielen Verbrauchern große Sorgen. In der Überblicksstudie klärt das Fraunhofer-Institut Fragen zur Umweltfreundlichkeit von Stromer und zur Batterielebensdauer.
Wissenschaft widerlegt Mythen rund um das E-Auto
Anhand einer aktuellen Übersicht, die das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe zusammenstellte, zeigt sich, dass die Wissenschaft viele Mythen widerlegt – die Ergebnisse fallen zugunsten von Elektroautos aus. Studienautor Martin Wietschel, der am ISI die Abteilung Energietechnologien und Energiesysteme, betont zudem:
„Generell gibt es in Deutschland noch eine relativ hohe Skepsis gegen das Elektroauto. Viele Gründe dafür können wir aus wissenschaftlicher Perspektive aber nicht nachvollziehen.“
Mehr als 70 Studien und andere wissenschaftliche Quellen haben er und seine Mitautoren ausgewertet, um aus wissenschaftlicher Perspektive den Sachstand zusammenzufassen.
Das Klima-Argument
Wietschel erklärt auch, dass die Einschätzungen bei den Treibhausemissionen nicht mehr so weit auseinander gingen. Legt man hier den Fokus auf eine ganzheitliche Untersuchung – von der Produktion bis zur Entsorgung – weisen Elektroautos bei durchschnittlicher Fahrleistung einen 40 bis 50 Prozent geringeren Treibhausgas-Ausstoß auf als Verbrenner. Obschon die Produktion von E-Autos, je nach Energiequelle, Produktionseffizienz und Batteriegröße 60 bis 130 Prozent höhere Treibhausgasemissionen verursacht als bei Verbrennern. Dieser Nachteil wird jedoch durch einen deutlich geringeren CO2-Ausstoß in Betrieb wieder ausgeglichen. Nichtsdestotrotz gibt es auch Ausnahmen. Nutzt man ein schweres, ineffizientes Elektrofahrzeug mit einer großen Batterie wenig und lädt man dieses hauptsächlich mit dem aktuellen deutschen Strommix, ist seine Treibhausgasbilanz kaum besser als die eines vergleichbaren Benzin- oder Dieselfahrzeugs. Kurzum: Ein großes E-Auto, das selten fährt und mit „grauem“ Strom geladen wird, hat ökologisch kaum Vorteile.
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit
Immer häufiger stellt sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit eines Elektroautos. Doch bereits heute kann es günstiger sein als ein Verbrenner, sofern man die Gesamtkosten betrachtet. Dabei sollte man den Fokus nicht nur auf den höheren Anschaffungspreis legen. Allerdings kommt es insgesamt auf verschiedene Faktoren an, z.B. wo und wie man das Fahrzeug lädt. Insbesondere für Verbraucher mit Lademöglichkeiten zu Hause oder am Arbeitsplatz rentieren sich Elektroautos schon nach 3 Jahren Haltedauer. Kurzum heißt es in der Studie:
„Die derzeit noch höheren Anschaffungskosten werden durch die geringeren laufenden Kosten ausgeglichen.“
Die beziehen sich dabei nicht nur auf die günstigere Energie, sondern auch auf niedrigere Instandhaltungskosten. Zudem geht die Wissenschaft auch von sinkenden Preisen für die Elektroautos und besseren und günstigeren Batterien aus.
Bidirektionales Laden wichtig für Wirtschaftlichkeit
Ein weiterer wichtiger Schlüsselfaktor spielt das bidirektionale Laden, das nicht nur kostengünstig ist und die Umwelt schont, sondern auch für einen starken Schub für die Wirtschaftlichkeit sein könnte. Wietschel erklärt:
„Im Idealfall kann man dadurch bis zu 1000 Euro im Jahr sparen. Und auch für die Umwelt wäre das gut, weil beispielsweise Sonnenstrom dann besser genutzt werden kann.“
Häufig äußern Verbraucher die Sorge, dass dies die Batterien des Autos schneller kaputtmachen könnte. Doch diese Bedenken halten Forscher für unberechtigt. Wietschel zeigt sich positiv und betont, dass wir
„in ein paar Jahren wahrscheinlich ohnehin den Punkt erreichen, bei dem die Batterie deutlich länger hält als der Rest des Autos. Noch gebe es wenige Autos, mit denen bidirektionales Laden möglich sei.“
Der Sicherheitsaspekt und die Frage nach dem Brandrisiko
Vor allem der Sicherheitsaspekt bereitet einigen Energiewende-Enthusiasten vermehrt schlaflose Nächte. Wäre das da nicht jene gefährliche Batterie mit einem erhöhten Brandrisiko, hätten sie schon längst das langersehnte Elektroauto gekauft. Obschon dieses Thema immer wieder zur Sprache kommt, so sind die Ängste meist unberechtigt. Die Forscher äußert sich hierzu wie folgt:
„Vergleicht man die Häufigkeit von Bränden von Elektro-Pkw mit den von konventionellen Pkw ist nach heutigem Stand nicht von einer höheren Brandgefahr auszugehen. Es gibt sogar eine Reihe an aktuellen Studien, die bei reinen Batteriefahrzeugen von einer deutlich geringeren Brandgefahr ausgehen.“
Nichtsdestotrotz räumen die Forscher ein, dass die Datenlage hier noch eher dünn sei.
Weitere Umweltaspekte
Elektroautos schneiden in einigen Umweltbereichen schlechter ab als Verbrenner, z.B. im Bereich Feinstaub. Das scheint zunächst nicht plausibel, wenn man an Feinstaub von älteren Dieselfahrzeugen denkt. Bei modernen Neuwagen ist jedoch nicht mehr der Motor, sondern der Reifenabrieb die Hauptquelle für Feinstaub. Hier wirkt sich das höhere Gewicht von Elektroautos nachteilig aus. Die Autoren der Studie weisen jedoch darauf hin, dass die Reifenindustrie an Technologien arbeitet, die dieses Problem mindern könnten.
Quellen / Weiterlesen
E-Autos: Was ist an den Vorurteilen dran? | zdf heute
Bildquelle: CCNull – Marco Verch