Eine aktuelle Umfrage von Bloomberg Intelligence zeigt, dass die Begeisterung für batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) in Europa nachlässt, da Hindernisse wie Ladeinfrastruktur, Reichweitenangst und hohe Preise bestehen bleiben. Nur 16% der europäischen Käufer planen, in den nächsten 12 Monaten ein BEV zu erwerben. Zudem stoßen chinesische Marken auf große Skepsis, denn 68% der Befragten zögern, ein chinesisches Modell zu kaufen. Währenddessen bleibt eine starke Markentreue zu etablierten Herstellern bestehen. Doch Hybridfahrzeuge, insbesondere HEVs, erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Ferner zeigt die Umfrage einen wachsenden Widerstand gegen das geplante Verbrenner-Verbot 2035, was wiederum Regulierungen beeinflussen könnte.

Hybridfahrzeuge beliebt und Tesla unbeliebt
Elon Musks politische Aktivitäten haben seit geraumer Zeit zu einem Rückgang der Tesla-Verkaufszahlen geführt. Rund 46% der Befragten lehnten den Kauf eines Tesla ab, weil sie nicht mit den politischen Ansichten des Gründers übereinstimmten. Es wird angenommen, dass sein Rückzug aus der Politik die Verkäufe wieder steigern könnte.
Obschon europäische Käufer BEVs skeptisch gegenüberstehen, sind Hybridfahrzeuge weiterhin sehr beliebt, angeführt von den Hybrid-Elektrofahrzeugen (HEV). In diesem Segment liegen Toyota und Renault vorne, wohingegen BMW, Mercedes und VW den Bereich der Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen (PHEV) dominiert. Die prognostizierten Marktanteile von 13% (HEVs) und 8% (PHEVs) für 2025 sind noch nicht erreicht, da die Verfügbarkeit und der hohe Preis von PHEVs die Kaufentscheidung derzeit noch bremsen. Außerdem ist die nationale Markentreue ungebrochen und 68% der Befragten zögern, ein chinesisches Auto zu kaufen.
Anhaltende Skepsis gegenüber chinesischen Autohersteller
In Europa herrscht nach wie vor Skepsis gegenüber chinesischen Autoherstellern; nur 68% der Befragten tendieren dazu, Fahrzeuge chinesischer Marken zu wählen. Im Vergleich zu den Vorjahreszahlen von 72% im Oktober ist jedoch eine minimal steigende Akzeptanz zu verzeichnen. Des Weiteren sank die Zahl auf 62% bei den potenziellen BEV-Käufen. Laut Umfrage zeigten sich vor allem Zweifel hinsichtlich der Qualität, Technologie, des Wiederverkaufswerts und der Expansion von BYD und Chery über den asiatischen Kontinent hinaus. Untermauert werden diese Zweifel auch durch eine starke Markentreue der europäischen Verbraucher.
Markentreue in Europa bremst Verkauf chinesischer Modelle
Ein weiterer Faktor, der den Absatz in Europa bremst, ist eine starke Markentreue. Somit waren rund 60% der Befragten der Meinung, dass sie dieselbe Marke kaufen möchten. Nur 18% gaben an, auch offen für eine andere Marke zu sein. Diese Ergebnisse verdeutlichen den hohen Marktanteil der deutschen Hersteller von 60%. Ähnlich sieht es auch bei Tesla, Toyota und Volvo aus, wohingegen die Marken Opel, Citroen und Fiat zeigten die geringste Markentreue. Einerseits ist jene Markentreue wichtig für etablierte Autohersteller, um sich gegen eine wachsende Bedrohung chinesischer Modelle wie BYD abzusichern. Anderseits bremsen Markentreue und Skepsis gegenüber chinesischen Modellen die Energiewende aus.

Mercedes, Audi und BMW beliebt
Die beliebtesten Automarken sind Mercedes, Audi und BMW, wobei Porsche als Luxusmarke den sechsten Platz belegt. Einst führte Tesla vor 18 Monaten diese Rangliste an. Vor allem Käufer, die nicht auf den Preis schauten, suchten am häufigsten nach einem Tesla. Nun rutschte der Autobauer auf Platz 5 des Rankings. Während die Verbraucherakzeptanz für BEVs außerhalb der Early Adopters nachlässt, könnten sich Teslas Zukunftsaussichten trüben. Premium-Wettbewerber investieren derweil clever in flexible Fahrzeugplattformen, die auch über 2030 hinaus die gefragten Plug-in-Hybride mit Verbrennungsmotor unterstützen.
72% sind gegen ein Verbrenner-Verbot ab 2035
In Deutschland ist das Interesse an BEVs mit 23% höher als in anderen Ländern in Europa und befindet sich vor dem Vereinigten Königreich (16%), Italien (14%), Frankreich (10%) und Spanien (9%). Gleichzeitig wächst der Widerstand gegen das geplante Verbrenner-Verbot ab 2035 deutlich und liegt aktuell bei 72%. Dies könnte wiederum die Emissionsziele in der EU und im Vereinigten Königreich hemmen.
Der Autohersteller Audi führt die Liste der geplanten Käufe an, angetrieben durch eine Welle neuer Modelle, die den europäischen Marktanteil stärken könnten. Audi erhielt insgesamt 10,8% der Stimmen, gefolgt von Toyota mit 10,2%. Der japanische Hersteller rutscht somit auf Platz 2, bleibt aber dank seines beliebten und preislich attraktiven Hybrid-Angebots (HEV) stark. Diese Modelle sind nur geringfügig teurer als Verbrenner, im Gegensatz zu PHEVs mit 75% Aufschlag. Renault nähert sich dem sechsten Platz und zeigt weiterhin einen Aufwärtstrend. Demgegenüber erzielen chinesische Marken nur 1,4% der Stimmen, angeführt von BYD mit 0,8%. Weitere Marken im Ranking sind Ford (4,5%), gefolgt von Renault, Tesla und Peugeot, während Volkswagen mit 7,9% unter seinem Marktanteil von 10,8% liegt.
Reichweitenangst und zögerlicher Ausbau der Ladeinfrastruktur
Im Durchschnitt verfügen rund 50% der in Europa zugelassenen BEVs über eine Reichweite von weniger als 500 Kilometern. Daher ist eine flächendeckende Schnellladeinfrastruktur essenziell, um E-Mobilisten auf langen Fahrten zügig neue Reichweite bereitzustellen und die Energiewende voranzutreben. Obschon der Anteil der Schnellladestationen rund 11% beträgt und die öffentlichen Ladestationen in Europa eine Zahl von 1 Million erzielt haben, ist das Wachstum gehemmt. Allerdings sind die Ladepreise in vielen Ländern höher als Benzin.

Monatlich werden in Europa etwa 190.000 neue BEVs zugelassen, während laut BNEF nur rund 18.000 zusätzliche öffentliche Ladepunkte entstehen. Dies steht im Kontrast zu den prognostizierten 90 neuen BEV-Modellen, die laut der BI-Datenbank für Produkteinführungen in den nächsten 18 Monaten auf den Markt kommen.
Quellen / Weiterlesen
Bildquelle: Wikipedia – Matti Blume (CC BY-SA or GFDL), via Wikimedia Commons