Der globale Energiespeichermarkt wird 2025 mit erwarteten 94 Gigawatt an Erweiterungen des installierten Energiespeicher-Bestands (Zubauten) neue Rekorde erreichen. Dieses rasante Wachstum wird sich laut BloombergNEF bis 2035 fortsetzen. Trotz politischer Änderungen und Unsicherheiten in den beiden größten Märkten der Welt, den USA und China, wächst der Sektor weiter, da Entwickler immer größere Projekte im Versorgungsmaßstab vorantreiben. Seit 2024 wurden Gigawattstunden-Projekte nicht nur in den USA und China, sondern auch in Saudi-Arabien, Südafrika, Australien, den Niederlanden, Chile, Kanada und Großbritannien in Betrieb genommen oder mit dem Bau begonnen.
Erwartetes Wachstum um 35%
BloombergNEF erwartet für dieses Jahr ein Wachstum der Zubauten um 35%, was einen Rekord für die jährlichen Zubauten von 94 Gigawatt (247 Gigawattstunden) darstellt. Dabei sind Pumpspeicherkraftwerke ausgenommen. Auf dieses Rekordjahr folgt laut der neuesten BNEF-Prognose ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 14,7% bis 2035. Bis dahin werden die jährlichen Zubauten voraussichtlich 220 Gigawatt und 972 Gigawattstunden erreichen.

Dabei macht vor allem China den größten Teil der globalen Energiespeicher-Nachfrage aus. Kurzfristig ist dies vor allem regionalen Vorgaben geschuldet, wonach neue Wind- und Solarprojekte im Versorgungsmaßstab zwingend Energiespeicherkapazitäten beinhalten müssen. Nichtsdestotrotz tritt der chinesische Markt in eine Ära des Wandels ein. Eine im Februar 2025 eingeführte neue Politik verlangt, dass die Vergütungsmechanismen für Wind- und Solarenergie stärker marktbasierten Strukturen folgen. Im Rahmen dessen sollen 100% der Wind- und Solarerzeugung auf dem Großhandelsmarkt gehandelt werden und die lokalen Regierungen bis Ende des Jahres ihre eigenen Implementierungsdetails festlegen.
Wandel im chinesischen Speichermarkt
Chinas jüngste politische Entscheidung besagt, dass Energiespeicher künftig keine zwingende Bedingung mehr für den Netzanschluss von Anlagen für erneuerbare Energien darstellen. Trotzdem erwartet die BNEF-Studie weiterhin eine starke Nachfrage nach Batterien, da die Politik nicht explizit vorschreibt, dass Mandate eingestellt werden müssen. Seit der Ankündigung der Politik haben einige Provinzen in ganz China weiterhin Mandate angekündigt, die vorschreiben, dass neue Solar- und Windprojekte mit Batterien gekoppelt werden müssen. Die konkreten Auswirkungen der neuen Politik auf den Energiespeicherbau hängen maßgeblich davon ab, wie die lokalen Behörden die Umstellung von Pflichtvorgaben zu wirtschaftlichen Anreizen gestalten.
Batteriepreise in den USA explodieren durch Importzölle
In den USA kühlten sich die Erwartungen von BNEF ab, da höhere Importzölle die Batteriepreise in die Höhe treiben und den Bau verlangsamen. Der US-Energiespeichermarkt leidet unter höheren Importzöllen auf Waren aus China, Kanada und Mexiko. Der Zeitplan der Zölle sieht vor, dass Trump die Basiszölle auf Importe aus China am 10. April um bis zu 145 % erhöhte.
Die BNEFs Basisanalyse zeigt: Pauschale Importzölle von 54% erhöhen die Kosten für schlüsselfertige Vier-Stunden-Systeme im Jahr 2025 sofort um 30% auf 266 $ pro Kilowattstunde – im Vergleich zu einem Szenario ohne diese Zölle. Ein BNEF-Szenario mit 145% höheren Zöllen würde den jährlichen Ausbau zwischen 2025 und 2027 um 51% bis 74% gegenüber dem Basisszenario reduzieren. Mit unerwartet hohen Kosten werden Lieferverträge neu verhandelt, Projekte verzögert und abgesagt. Darüber hinaus erhöhen diese Zölle auch die Produktionskosten von den in den USA hergestellten Batterien. Dies liegt daran, weil die USA weiterhin Batteriematerialien – einschließlich Graphit – aus China für die heimische Batterieproduktion importieren muss.

Die Grafik von BloombergNEF veranschaulicht, wie die US-Importzölle unter Präsident Trump die Kosten für schlüsselfertige Vier-Stunden-Energiespeichersysteme (in Dollar pro Kilowattstunde) beeinflussen. Sie zeigt die Kostenentwicklung von 2023 bis 2034 unter verschiedenen Zollszenarien (z.B. 54% oder 145% Zölle ab April 2025) im Vergleich zu den Kosten vor den Zöllen. Höhere Zölle kehren den Abwärtstrend der Speicherkosten entweder um oder schwächen ihn stark ab. Dies führt zudem zu einer erheblichen Steigerung der Gesamtkosten für den Bau solcher Projekte.
Speichersegment-Wandel: Versorger überholen Privathaushalte in EMEA
In der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) wächst der Energiespeichermarkt für Versorgungsunternehmen rasant. Ab 2026 wird dieses Segment den Residential-Sektor überholen und zum größten in der Region aufsteigen. Das liegt an stark steigenden Förderprogrammen und der Beschaffung durch die Versorgungsunternehmen.
Demgegenüber zeigte sich das Residential-Segment uneinheitlich. Während es in Europa leicht abkühlte, expandierte es in Märkten wie Kalifornien infolge von Politikänderungen im Jahr 2024. Laut BNEF-Prognose überholen kommerzielle Batterie-Systeme bis 2030 den privaten Sektor. Dies liegt an höheren Anschlussraten von Solarbatterien.
Technologie im Wandel: Warum LFP den Speichermarkt erobert
Lithium-Eisen-Phosphat (LFP) bleibt weiterhin die vorherrschende Lithium-Ionen-Batteriechemie auf dem stationären Energiespeichermarkt. Chinesische Batteriehersteller, die sich auf die LFP-Produktion spezialisiert haben, profitieren weiterhin vom Wachstum des heimischen Marktes und der aggressiven Auslandsexpansion. Die meisten großen Batteriehersteller wie Contemporary Amperex Technology Co. Ltd. (CATL), BYD, EVE Energy, CALB und Hithium entwickeln Produkte speziell für den Energiespeichermarkt. Dadurch weicht die Entwicklung der Energiespeicherbatterien zunehmend vom Batteriemix für Elektrofahrzeuge ab, der vermehrt auf Nickel-basierten Lithium-Ionen-Chemien basiert.
Im Vergleich zu LFP sind Nickel-basierte Varianten wie Nickel-Mangan-Kobalt-Oxid (NMC) und Nickel-Kobalt-Aluminium-Oxid (NCA) energiedichter, wodurch Automobilhersteller leichtere Elektrofahrzeuge mit mehr Reichweite anbieten können. In Japan und Südkorea haben sich Batteriehersteller traditionell auf Nickel-basierte Varianten spezialisiert. BNEF geht daher davon aus, dass ein Teil ihrer Produktion den heimischen Energiespeicherbedarf decken und die schwindende NMC-Nachfrage im Ausland bis 2035 weiterhin beliefern kann. Zudem geht BNEF auch davon aus, dass in den USA NMC-Batterien bis mindestens 2027 in Großprojekten eingesetzt werden könnten. Auch wenn der Trend zu LFP deutlich ist, gab es 2024 große Lieferungen von NMC-Batterien für Energiespeicher. Die US-Nachfrage nach Energiespeichern wird durch sehr hohe Zölle auf chinesische LFP-Importe sinken. Dadurch werden jedoch NMC-Batterien, die außerhalb Chinas verfügbar sind, wirtschaftlicher.
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