Trotz Milliardenmarkt für EV-Batterien droht Europa den Anschluss zu verlieren

Europas Batteriemarkt wächst bis 2030 auf 54 Mrd. Euro, doch europäische Hersteller drohen durch asiatische Dominanz abgehängt zu werden.

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Laut Prognosen verdreifacht sich das Marktpotenzial für Elektroauto-Batterien in Europa bis 2030 von 16,3 auf 54 Milliarden Euro. Doch eine neue Studie von Deloitte warnt, dass europäische Unternehmen den Anschluss verlieren könnten, da die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern bei der Batterieproduktion weiterhin sehr hoch ist. Bislang kommen 70 Prozent aller weltweit produzierten Batterien aus Asien. Damit europäische Batterieproduzenten eine starke Marktposition erreichen, benötigen sie einen heimischen Marktanteil von mindestens 40 Prozent.

70 Prozent der weltweiten EV-Batterien stammt aus China

Die Elektrifizierung der Automobilbranche treibt das Potenzial für EV-Batterien in Europa rasant voran. Weltweit wird der Anteil an verkauften Elektroautos von 18 auf 43 Prozent steigen. Obwohl Europas Anteil an der weltweiten Produktion steigen wird, droht die Region von diesem Boom kaum zu profitieren. Folglich belegt eine aktuelle Studie die alarmierende Abhängigkeit von Asien, denn im Jahr 2024 stammten 70 Prozent der globalen Batterieproduktion aus China.

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Demgegenüber beträgt der Anteil in Europa nur 13 Prozent und in Nordamerika 11 Prozent. Von diesen in Europa hergestellten Batterien kamen jedoch nur drei Prozent von europäischen Herstellern – der Rest wurde von asiatischen Unternehmen produziert. Prognosen zeigen, dass 2030 immer noch die Hälfte der EV-Batterien aus China stammen, 18 Prozent aus Nordamerika. Obschon der Produktionsanteil in Europa auf 25 Prozent steigt, werden chinesische und andere asiatische Konzerne weiterhin mit einem Anteil von 70 Prozent dominieren und nur 27 Prozent von europäischen Herstellern stammen.

Abhängigkeit von asiatischen Produzenten zementiert

Die Studie analysiert umfassende Marktdaten zur Batterieproduktion in Europa, um die Dominanz chinesischer Hersteller zu quantifizieren. Basierend auf diesen Daten werden zudem drei Zukunftsszenarien für den Anteil europäischer Hersteller am Markt skizzierte. In den letzten Jahren scheiterten viele Batterieprojekte in Europa, was die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern verfestigte. Obwohl der Markt stark wächst, da Elektroautos attraktiver und günstiger werden, ist dies eine verpasste Chance für die heimische Produktion. Dr. Harald Proff, Sektorleiter Automotive bei Deloitte, erläutert dies genauer:

„In den vergangenen Jahren ist ein Großteil der Batterieprojekte in Europa gescheitert, etwa aufgrund von fehlendem Zugang zu kritischen Rohstoffen, hohen Kapitalanforderungen, betrieblichen Ineffizienzen und einem schleppenden Hochlauf der E-Mobilität. Dennoch haben wir es mit einem stark wachsenden Markt zu tun […]. Die aktuelle Entwicklung bei der Umsetzung von Projekten zur Batterieproduktion ist nicht nur eine verpasste Chance, sondern zementiert auch die Abhängigkeit von asiatischen Produzenten.“

Europäische Marktstärkung benötigt mindestens 40 Prozent

Laut Prognose müsste Europa einen Anteil von 40 Prozent an der weltweiten EV-Batterieproduktion erreichen, um seine Marktposition zu stärken. Die Weichen dafür müssen durch eine konsequente Industriepolitik, massive Investitionen sowie den Aufbau einer zuverlässigen Infrastruktur für Rohstoffversorgung und Recycling gestellt werden. Darüber hinaus sind Investitionen in innovative Technologien wie das 800V-Batteriesystem, ein entscheidender Schritt, um sich vom Wettbewerb abzuheben. Solche Innovationen senken nicht nur die Kosten, sondern sichern auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hersteller. Sollten europäische Unternehmen in der Batterieproduktion nicht aufholen, gefährden sie ihre technologische Souveränität und die Versorgungssicherheit. Dr. Proff betont zudem:

„Als teuerste Komponente bestimmt die Batterie den Preis, die Fahrzeugleistung und die Reichweite. Wenn die europäischen Autobauer keine eigenen Batterien produzieren, müssen sie diese zu höheren Preisen einkaufen, was ihre Fahrzeuge verteuert. Das […] in den so wichtigen Volumensegmenten mit geringen Margen ein großer Wettbewerbsnachteil. Insgesamt werden wir dann weiter sinkende Margen sehen.“

Quellen / Weiterlesen
Milliardenmarkt für EV-Batterien wächst | Deloitte
Automotive Study: European Battery Sovereignty | Deloitte
Bildquelle: CCNullMarco Verch

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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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