Elektroflugzeug von Milan Aircraft

Milan Aircraft plant bis 2029 das erste 4-sitzige EASA-zugelassene E-Schulflugzeug der Schweiz - 400 km Reichweite und 350 PS Leistung.

0
128
milan-elektroflugzeug

Die Schweizer Firma Milan Aircraft präsentierte auf dem Flugplatz Langenthal-Bleienbach ein vollelektrisches Schulungs- und Reiseflugzeug. Das Besondere an diesem Elektroflugzeug ist, dass es sich beim „Milan“ um eine komplette Neuentwicklung und nicht die Umrüstung eines Bestandsmodells handelt. Ziel ist es, die überalterten Schulflotten der Welt durch ein leises, kostengünstiges und vor allem praxistaugliches E-Flugzeug zu ersetzen. Mit einer angestrebten Reichweite von über 400 Kilometern und zwei Stunden Flugzeit will Milan Aircraft einen Meilenstein in der elektrischen Luftfahrt setzen und die EASA-Zulassung bereits bis 2029 erreichen. Das Projekt befindet sich aktuell in der ersten Finanzierungsrunde, deren Abschluss für Frühjahr 2026 geplant ist.

Tauschen Sie sich aus und diskutieren Sie mit uns zu den neusten Entwicklungen zu Elektroflugzeugen und Flugtaxis auf Facebook. Hierzu haben wir auf Facebook die Gruppe Elektroflugzeug eingerichtet.

Anzeige

Von der Neukonstruktion zur Zulassung

Das Fundament des Milan-Projekts bildet der radikal neue Entwicklungsansatz. Anstatt ein Flugzeug, das ursprünglich für einen Verbrennungsmotor konzipiert wurde, umzurüsten ‒ wie es bei anderen Elektroflugzeugen (z.B. b der Pipistrel Velis Electro) der Fall ist ‒ entwickelt Milan Aircraft einen viersitzigen Tiefdecker vollkommen neu. Wie CEO Simon Wiedmer erklärt, wurde kein „Wundermittel gefunden, um die Physik zu überlisten“. Stattdessen werden einfach so viele Batterien verbaut, wie für den Schulungsalltag notwendig sind. Diese kompromisslose Neukonstruktion ermöglicht es dem Team, jede Komponente konsequent auf das höhere Gesamtgewicht auszulegen und somit die angestrebte Praxistauglichkeit zu erreichen. Wie CEO Simon Wiedmer erklärt: „Wir verbauen einfach so viele Batterien, wie es braucht, um im Schulungsalltag eine praxistaugliche Reichweite zu erreichen.“ Dadurch soll das PPL-A-Training in Zukunft komplett elektrisch erfolgen können.

Die technischen Eckdaten des Milan

Die avisierten Leistungsdaten sind für ein elektrisches Schulflugzeug ehrgeizig und marktentscheidend. Mit einem maximalen Abfluggewicht (MTOM) von 1.750 Kilogramm kann der Milan eine Nutzlast von 360 Kilogramm tragen, was ihn auch für längere Streckenflüge qualifiziert. Dabei wird der Milan von einem eigens entwickelten E-Antrieb mit 350 PS Startleistung angetrieben. Darüber hinaus sind auch die Ziele für Ausdauer und Reichweite sehr hochgesteckt. Folglich soll das E-Flugzeug zwei Stunden in der Luft bleiben können (zuzüglich 30 Minuten VFR-Reserve) und eine Distanz von über 400 Kilometern zurücklegen. Zudem erwartet man, eine Reisegeschwindigkeit von 220 km/h zu erreichen, wobei die Höchstgeschwindigkeit bei 350 km/h liegen soll.

Hinter den Kulissen: Batterie, Bauweise und Patente

Um diese Leistungsziele zu erreichen, setzen die Schweizer Ingenieure auf State-of-the-Art-Technologie. Deswegen kommen Lithium-Ionen-Akkus (Rundzellen) zum Einsatz, deren Gesamtgewicht beeindruckende 850 Kilogramm beträgt. Diese hohe Kapazität entspricht etwa der dreifachen Batteriekapazität eines durchschnittlichen Elektroautos. Ferner begründet Milan-CEO Simon Wiedmer die Komponentenwahl wie folgt:

„Wir setzen bei den Akkus auf Lithium-Ionen-Technologie. Bei der Energiedichte kalkulieren wir mit Werten, die heute State-of-Art sind und warten nicht auf die Batterie der Zukunft. Das Fliegen soll umweltfreundlich sein und Spaß machen. Wir orientieren uns hier an Herstellern wie Cirrus und Van’s. Durch das relativ hohe Akkugewicht können wir nicht einfach einen Safran-Motor einbauen. Wir entwickeln einen eigenen E-Antrieb mit 350 PS Startleistung.“

Bei der Flugzeugzelle verfolgt Milan Aircraft eine intelligente Gemischtbauweise. Während die hochbelasteten Teile wie die Flächen aus Verbundwerkstoffen gefertigt werden, setzt man beim Rumpf auf eine Metallstruktur. Wiedmer fügt hinzu, dass dies allerdings mit einer neu entwickelten Bauweise erfolgen soll. Doch dazu möchte man noch keine Details verraten. Diese technische Innovation wird zudem durch drei Patentanmeldungen in zentralen Bereichen untermauert, was die technische Glaubwürdigkeit des Projekts unterstreicht.

Tauschen Sie sich aus und diskutieren Sie mit uns zu den neusten Entwicklungen zu Elektroflugzeugen und Flugtaxis auf Facebook. Hierzu haben wir auf Facebook die Gruppe Elektroflugzeug eingerichtet.

Von der Finanzierung zur EASA-Zulassung 2029

Das multidisziplinäre 15-köpfige Team von Milan Aircraft arbeitet nun mit einem klaren und straffen Zeitplan auf die EASA-Zulassung hin. Aktuell befindet sich die Milan Flugzeugwerke AG in der ersten Finanzierungsrunde, die bereits im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein soll. Der nächste große Meilenstein ist der Erstflug des Prototyps, der für 2027 geplant ist. Bereits 2028 möchten die Schweizer die Flugerprobung starten, um im Jahr 2029 ihr ambitioniertestes Ziel zu erreichen ‒ die Verkehrszulassung der EASA nach CS-23 Standard und Part 21 Light. Gelingt dies, wäre der Milan ein Meilenstein und ein entscheidender Faktor für die Senkung der Betriebskosten in Flugschulen.

Quellen / Weiterlesen

Fly Far. Smile Electric. | Milan Aircraft
Milan Aircraft: «Wir verbauen einfach so viele Batterien, wie es braucht» | Cockpit.aero
Milan Aircraft präsentiert erstes Schweizer E-Schulflugzeug | Züricher Handelskammer
Milan – Neues Elektroflugprojekt aus Langenthal | Skynews
Milan Aircraft plant viersitziges Elektroflugzeug | Fliegermagazin
Neues Elektro-Schulflugzeug | Flieger.news
Bildquelle: © Milan Aircraft
Vorheriger ArtikelElektrolaster Tesla Semi ab 2026 in neuem Design
Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein