Ebusco Elektrobusse: Insolvenz abgewendet?

Ebusco: Insolvenz durch 5,1 Mio. € Kredit und HV-Beschlüsse vorerst abgewendet. Lage bleibt trotz positiverem Eigenkapital volatil.

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Der niederländische Elektrobus-Hersteller Ebusco befindet sich in einer tiefgreifenden Restrukturierungsphase. Nach einer Liquiditätskrise im Jahr 2025 konnte das Unternehmen eine drohende Insolvenz vorerst abwenden. Ermöglicht wurde dies durch einen Überbrückungskredit in Höhe von 5,1 Millionen Euro sowie die Zustimmung der Aktionäre zu den Sanierungsplänen. Ein strategischer Schuldentausch führte dazu, dass das Eigenkapital wieder im positiven Bereich liegt, wenngleich die Liquiditätssituation volatil bleibt. Im Zentrum der Stabilisierung steht nun die zügige Auslieferung fertiger Elektrobusse, um den Cashflow zu sichern. Zudem sollen personelle Veränderungen im Management das Vertrauen der Kapitalmärkte wiederherstellen. Allerdings warnen Wirtschaftsprüfer weiterhin zur Vorsicht.

Insolvenz durch Liquiditätssicherung abgewendet

Ein Konsortium aus Großaktionären, darunter CVI Investments und De Engh B.V., stellte einen Überbrückungskredit von 5,1 Millionen Euro für Ebusco bereit. Im Rahmen der Hauptversammlung am 16. Dezember wurden die Finanzierung sowie die einzelnen Sanierungsschritte offiziell bestätigt. Branchenexperten (u.a. Sustainable Bus) bezeichneten diesen Kredit als „letzte Patrone“, da die Barmittel Ende September auf kritische 1,1 Millionen Euro geschrumpft waren. Ferner soll als zusätzlicher Puffer eine vereinbarte Kreditlinie des chinesischen Partners Gotion dienen. Von diesem Finanzierungsrahmen waren Ende November noch etwa 4 Millionen Euro ungenutzt, allerdings verzögerte sich die Umsetzung.

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Cashflow durch Auslieferungen

Die Strategieänderung von Ebusco priorisiert die effiziente Auslieferung des vorhandenen Bestands gegenüber der Neuproduktion. Somit möchte man gebundenes Kapital in dringend benötigte Liquidität verwandeln. Zudem hält das Unternehmen an seiner Prognose fest, im vierten Quartal mindestens 39 Busse auszuliefern – ein Ziel, das man bereits im dritten Quartal erreichte. Überdies bestätigen aktuelle Berichte den Fortschritt, denn seit Ende Juni wurden bereits 24 weitere Fahrzeuge an Kunden übergeben. Dieser beschleunigte Prozess ist das Rückgrat des Sanierungsplans, um Ebuscos operativen Cashflow nachhaltig zu stabilisieren.

Insolvenz gestoppt, aber Unsicherheit bleibt

Die Halbjahreszahlen bis Juni 2025 zeigten einen Umsatzrückgang auf 28,2 Millionen Euro und einen EBITDA-Verlust von 36,2 Millionen Euro, was wiederum eine sehr angespannte Finanzsituation verdeutlicht. Nichtsdestoweniger gelang es dem Unternehmen im Herbst einen Meilenstein zu erreichen. Durch einen Debt-for-Equity-Swap (Umwandlung von Schulden in Aktien) konnte das ehemals negative Eigenkapital von -10,9 Millionen Euro bis zum 30. September 2025 wieder auf positive 10,4 Millionen Euro gehoben werden.

Trotz dieser rechnerischen Erholung und der Stabilisierung im Dezember bleibt der „Disclaimer of Opinion“ (Versagungsvermerk) der Wirtschaftsprüfer ein warnendes Signal. Dieser Vermerk bedeutet, dass die Prüfer aufgrund von Unklarheiten in der Buchführung keine Gewähr für die Richtigkeit des Abschlusses übernehmen konnten – ein Umstand, der das Vertrauen der Banken erschwert. Da die Barmittelreserven mit rund 1,1 Millionen Euro weiterhin gering sind, hängt die Finanzierung für das kommende Geschäftsjahr von der fehlerfreien Umsetzung des Sanierungsplans ab. Deswegen mahnen Wirtschaftsprüfer auch nach der Hauptversammlung zur Wachsamkeit. Die langfristige Fortführungsprognose bleibt somit untrennbar an den operativen Erfolg und die pünktliche Bezahlung der ausgelieferten Busse in den nächsten Monaten geknüpft.

Strategischer Neustart nach der Hauptversammlung

Durch die Zustimmung zu den Sanierungsvorschlägen machten die Aktionäre auf der Hauptversammlung den Weg für einen Neuanfang frei. Damit ist der Weg frei für eine umfassende Governance-Reform, einschließlich der offiziellen Ernennung von Roel Nagelmaeker zum CFO. Zusätzlich zur Neubesetzung von Vorstand und Aufsichtsrat setzt das Management einen harten Sparkurs um. Dabei soll der Abbau von über 100 Stellen die Kernmaßnahme sein, um die Fixkosten drastisch zu senken. Ziel ist es, die Fixkosten drastisch zu senken und das Vertrauen der Investoren durch eine schlankere, transparentere Unternehmensstruktur zurückzugewinnen.

Trotz der Beschlüsse bleibt die von den Wirtschaftsprüfern attestierte Unsicherheit bestehen, da sie sich auf die langfristige Fortführungsprognose bezieht. Mit einem Cash-Bestand von nur etwa 1,1 Millionen Euro (Stand September 2025) und dem neuen Kredit hat Ebusco kaum Spielraum für Fehler; verzögert sich eine große Auslieferung, droht sofort ein weiterer Liquiditätsengpass. Zudem müssen die Prüfer bewerten, ob die Finanzierung für die nächsten 12 Monate lückenlos gesichert ist – eine Garantie, die nach der Beinahe-Insolvenz im Sommer 2025 noch nicht vollständig gegeben ist. Der „Disclaimer of Opinion“ wirkt somit wie ein permanentes gelbes Warnlicht in der Bilanz, bis ein fehlerfreier Abschluss für das Jahr 2025 vorliegt.

Quellen / Weiterlesen

Ebusco Aktie: Liquidität gesichert | Ad Hoc News
Ebusco provides a business update ahead of its AGM | Ebusco
Ebusco obtains a EUR 5.1 million working capital bridge loan from Heights, De Engh, PBH and N-Works | Ebusco
Ebusco obtains a EUR 5.1 million working capital bridge loan from Heights, De Engh, PBH and N-Works | Sustainable Bus
Bildquelle: © Ebusco
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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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