Langsam wächst der Markt für gebrauchte Elektroautos und bietet eine attraktive Auswahl, sodass E-Mobilität für viele Verbraucher möglich wird. Dabei stellt der Markt für gebrauchte E-Autos attraktive und preisgünstige Alternativen zu Verbrennern bereit. Modelle wie der VW ID.3, Renault Zoe, Hyundai Kona Elektro oder das Tesla Model 3 sind zunehmend verfügbar. Der TÜV-Verband rät Käufern jedoch, die spezifischen Besonderheiten der Elektrofahrzeuge genau zu prüfen. Entscheidend für den Wert und die Alltagstauglichkeit ist der Akku, dessen Zustand (State of Health, SoH) man unbedingt von einem unabhängigen Dienstleister überprüfen lassen sollte.
Ebenso wichtig sind die Ladefähigkeit (DC-Schnellladen) und die realistische Reichweite. Trotz eines geringeren Verschleißes warnt der TÜV-Verband vor Schwachstellen wie Rost an den Bremsscheiben (wegen Rekuperation) und erhöhter Belastung von Fahrwerk und Achsen durch Bremsscheiben durch das hohe Batteriegewicht. Hierfür gibt der TÜV konkrete Tipps, um die Risiken beim Kauf eines gebrauchten E-Autos zu reduzieren.
Preisvorteil und Wertentwicklung bei gebrauchten E-Autos
Gebrauchte E-Autos weisen einen wesentlich schnelleren Wertverlust auf als Verbrenner. Benziner sind nach drei Jahren noch über 60% des Neupreises wert, wohingegen der Restwert bei E-Autos nur noch bei 50 Prozent liegt. In einigen Fällen kann dieser Wert auch deutlich unter 50% liegen. Dies liegt daran, dass neue E-Autos meist große Sprünge zu Vorgängermodellen machen. Neue Modellgenerationen bieten ständig größere Akkus, mehr Reichweite und schnellere Ladezeiten, wodurch ältere E-Autos schnell technisch überholt wirken. Hinzukommt, dass die E-Mobilität im Wandel ist und es daher viele Anreize wie Rabatte für den Umstieg auf Elektrofahrzeuge gibt.
Jedoch profitieren Käufer von gebrauchten E-Autos momentan durch diese Bedingungen und können zu attraktiven Preisen ein gebrauchtes Elektrofahrzeug erwerben. Demzufolge ist ein gebrauchter Tesla Model 3 bereits ab 18.000 Euro erhältlich. Kleinere Modelle wie der Opel Corsa-e sind noch günstiger. Aufgrund eines steigenden Angebots von Leasingrückläufern scheint sich der Trend weiter fortzusetzen. Mit einer größeren Auswahl sollten demnach die Preise weiter sinken.
Akku-Check – Leistung der Batterie testen lassen
Die Batterie ist der teuerste Bestandteil und das Herzstück eines Elektrofahrzeugs, daher liegt hier auch die größte Sorge bei Käufern eines gebrauchten E-Autos. Müsste man die Batterie des Fahrzeugs tauschen, kann dies schnell zwischen 10.000 und 20.000 Euro kosten. Deswegen warnt der TÜV, dass man ohne gründliche Prüfung der Batterie kein gebrauchtes E-Auto kaufen sollte, denn die Leistungsfähigkeit des Akkus bestimmt den Wert des Fahrzeugs. Entscheidend ist dabei der State of Health (SoH), welcher von einem unabhängigen Drittanbieter geprüft werden sollte.
Für den Batterietest fallen Kosten zwischen 100 und 200 Euro an, die dem Käufer letztendlich viel Ärger ersparen. Die Berechnung belegt, wie viel Kapazität der Akku im Vergleich zum Neuzustand hat. Dabei sollte der Wert bei 80 Prozent liegen. Darüber hinaus gibt es für Käufer von gebrauchten E-Autos gute Neuigkeiten, denn ab 2027 soll der EU-weit verpflichtende Batteriepass ausreichend Transparenz über die Leistungsfähigkeit des Akkus bieten.
Garantiebedingungen prüfen
Ferner ist es auch wichtig, eine Garantie zu erhalten, denn viele Hersteller bieten bereits freiwillig 8 Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie auf die Batterien. Durch die EURO-7-Norm wird dies in Zukunft verpflichtend sein, dann müssen Batterien von gebrauchten Pkw und Kleintransportern nach 5 Jahren oder 100.000 Kilometern mindestens 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität nachweisen. Nach 8 Jahren muss dieser Wert noch bei 70 Prozent liegen. Auch hier gibt es nochmals gute Nachrichten für Käufer von gebrauchten E-Autos, denn laut Forschungsinstituten und Prüforganisationen altern Batterien im Alltagsbetrieb langsamer als in Labortests prognostiziert.
Reichweite und Lade-Performance – DC-Schnellladen ist entscheidend
Neben der Akkukapazität ist für viele Käufer auch die Reichweite wichtig, denn neue Modelle schaffen hier 300 bis 400 Kilometer. Der Lucid Air in der Variante Touring erreicht aktuell 960 km, was offiziell als die höchste WLTP-Reichweite gilt. Ältere E-Autos kommen aufgrund kleinerer Batterien jedoch nur auf 100 bis 200 Kilometer, eignen sich jedoch ideal als Stadt-Stromer und für kürzere Fahrten. Robin Zalwert, Referent für nachhaltige Mobilität beim TÜV-Verband, betont zudem:
„Für den Alltag mag ein reines AC-Laden ausreichen, wer aber häufig längere Fahrten unternimmt oder auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen ist, sollte auf ein Fahrzeug mit moderner DC-Ladefähigkeit achten.“
Allerdings spielen nicht nur Akkukapazität und Reichweite eine zentrale Rolle, sondern auch die Ladefähigkeit der Batterie. Die meisten aktuellen Modelle sind für das Schnellladen mit Gleichstrom (DC) konzipiert, wohingegen ältere Modelle nur mit einphasigem Wechselstrom-Laden (AC) ausgestattet sind. Zum Vergleich: Schnellladen stellt in 20 bis 30 Minuten mehrere hundert Kilometer neue Reichweite bereit und AC-Ladungen bedürfen mehrere Stunden für eine Vollladung.
Bremsen als typische Schwachstellen von E-Gebrauchtwagen
Im Vergleich zum Verbrenner hat ein E-Auto den entscheidenden Vorteil, dass es kaum mechanische Verschleißteile besitzt. Da das Fahrzeug elektrisch betrieben wird, gibt es weder Auspuff noch Getriebe oder Zahnriemen, wodurch die Reparatur- und Wartungskosten geringer sind. Nichtsdestotrotz gibt es einige Schwachstellen, auf die Käufer beim Kauf eines gebrauchten E-Autos unbedingt achten sollten. Insbesondere gilt Rost an den Bremsscheiben als bekanntes Problem. Durch die Energierückgewinnung (Rekuperation) werden mechanische Bremsen seltener genutzt, dadurch neigen sie zu Rostbildung an den Bremsscheiben. Daher ist ein regelmäßiges kräftigeres Abbremsen notwendig, damit sich Flugrost nicht festsetzt.
Probleme des Fahrwerks und der Peripherie erkennen
Ein weiteres Manko ist das Fahrwerk, da das hohe Gewicht der Batterie die Stoßdämpfer und Achsen stärker belastet. Ein Zeichen für Probleme können ein ungleichmäßiger Reifenabrieb oder Poltergeräusche sein. Weiter warnt der TÜV-Verband, dass auch die Peripherie geprüft werden sollte. Denn Ladebuchsen und Ladekabel sind ständig im Einsatz und wichtige Bestandteile. Eine Sichtprüfung auf Abnutzung oder Schäden ist daher essenziell. Zalwert erklärt:
„Ladebuchse und Ladekabel sind kleine, aber wichtige Details, die beim Kauf nicht übersehen werden sollten. Sie werden häufig genutzt und können durch Abnutzung oder unsachgemäße Handhabung beschädigt sein.“
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