Kommt der Tesla-Mini-Cybertruck?

Nach dem kommerziellen Misserfolg des Cybertrucks arbeitet Tesla an einem kleineren Pick-up, um internationale Märkte zu erschließen.

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Trotz eines anfänglich großen Hypes und der Hoffnung auf hohe Absatzzahlen, entwickelt sich Teslas Cybertruck zu einem kommerziellen Misserfolg. Die Verkaufszahlen bleiben mit nur etwa zehn Prozent der geplanten Produktion weit hinter den Erwartungen zurück. Als Reaktion darauf arbeitet Tesla nun an einer kleineren, konventionelleren Variante des Pick-up-Trucks, um auch internationale Märkte zu erschließen. Das polarisierende Design und der hohe Preis machen das aktuelle Modell in vielen urbanen Gebieten außerhalb der USA unattraktiv und erschweren die Zulassung in Märkten wie Europa. Daher ist die Entwicklung eines kleineren Pick-ups als „Plan B“ von entscheidender Bedeutung, um neue Zielgruppen zu erreichen.

Ambitionierte Pläne scheiterten

Ursprünglich verfolgte Tesla mit dem Cybertruck ehrgeizige Ziele. CEO Elon Musk prognostizierte, jährlich über 250.000 Einheiten des Modells zu verkaufen. Daher steigerte man die Jahresproduktion auf bis zu 500.000 Einheiten. Infolgedessen baute das Unternehmen Produktionskapazitäten auf, die diese Vision unterstützen sollten. Jedoch entspricht die Realität nicht den hochgesteckten Erwartungen des US-Unternehmens. Doch die Verkäufe blieben aus.

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Aktuell verkauft Tesla lediglich etwa 20.000 Cybertrucks pro Jahr; 11.000 dieses Jahr und 39.000 in 2024. So nutzt der Konzern nur rund zehn Prozent seiner vorhandenen Kapazität, was den Cybertruck zu einem finanziellen Desaster macht. Sogar Parkplätze müssen angemietet werden, weil die unverkauften Fahrzeuge dort geparkt werden müssen. Außerdem sieht sich Tesla der Kritik von Mitgründer Martin Eberhard ausgesetzt, der die Fokussierung auf teure Fahrzeuge anstatt erschwinglicher Modelle kritisiert und sagt, dass der „Truck, wie ein Müllcontainer“ aussieht. „Ich bin tatsächlich enttäuscht, dass Tesla sein Niedrigpreis-Autoprogramm gestrichen hat, denn das ist es, was die Welt braucht“, so Eberhard.

Der kleine Pick-up als „Plan B“

Tesla arbeitet bereits an Alternativen, um auf den Misserfolg des Cybertrucks zu reagieren. Lars Moravy, Vizepräsident für Fahrzeugentwicklung, bestätigte, dass das Unternehmen schon immer über einen kleineren Pick-up gesprochen habe. Folglich arbeiten die Designstudios aktiv an neuen Konzepten. Denn gerade für internationale Märkte wie Europa und Asien, wo die Straßen enger sind und Parkplätze Mangelware, könnte ein kompakter E-Pick-up eine Marktlücke füllen. Darüber hinaus sieht Tesla in der kleineren Variante auch eine Chance, den wachsenden Bedarf im Nutzfahrzeugbereich zu decken, zum Beispiel für Robotaxis, die nicht nur Personen, sondern auch Waren transportieren. Teslas Entwicklerchef Lars Moravy betont zudem:

„Ich denke, in Zukunft, wenn mehr und mehr Robotertaxis auf den Markt kommen, werden wir uns diese Optionen ansehen und darüber nachdenken, ob diese Art von Dienstleistung nicht nur für Menschen, sondern auch für Waren nützlich ist.“

Mit diesem „Plan B“ reagiert Tesla auch auf die zunehmende Konkurrenz von Herstellern wie Ford, Kia und Ram, die ebenfalls mittelgroße Elektro-Pick-ups planen. Ford plant ein neues Modell mit Lithium-Eisenphosphat-Batterien für 2028, Kia soll bald ein eigenes Fahrzeug auf den Markt bringen und Ram entwickelt ein kleineres Elektro-Modell für 2026. General Motors hingegen hat seine Pläne für ein entsprechendes Modell vorerst aufgegeben.

Teslas Krise und die Zukunftsaussichten

Der Cybertruck-Misserfolg spiegelt die aktuellen Probleme von Tesla wider. Das Unternehmen brachte in den vergangenen fünf Jahren nur ein einziges neues Fahrzeug auf den Markt. Währenddessen konzentriert sich Tesla obsessiv auf autonomes Fahren und Robotaxis, was nach Ansicht von Kritikern die Produktentwicklung lähmt.

Obendrein musste der Konzern einen deutlichen Rückgang bei Gewinn und Umsatz hinnehmen, den stärksten seit über einem Jahrzehnt. Der Gesamtumsatz sank um zwölf Prozent auf 22,5 Milliarden Dollar, und das Kerngeschäft mit Autos verzeichnete einen Rückgang von 16 Prozent. Schließlich sehen Analysten die veraltete Produktpalette und die starke Konkurrenz aus China als Hauptursachen für die aktuellen Schwierigkeiten. Trotzdem kündigte Tesla an, noch in diesem Jahr Fortschritte bei der Entwicklung eines erschwinglicheren Elektroautos machen zu wollen. Dieses Modell soll voraussichtlich Ende 2025 auf den Markt kommen.

Cybertruck nicht auf dem deutschen Markt

Der Tesla Cybertruck ist seit Ende 2023 auf dem US-Markt erhältlich und erreicht eine Reichweite von bis zu 570 Kilometer. Zudem verfügt er über eine Beschleunigung von 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Preise für die drei Versionen liegen zwischen umgerechnet 54.700 und 87.500 Euro.

Dennoch bietet Tesla das Fahrzeug in Deutschland und Europa nicht an. Grund dafür ist, dass der Pick-up in seiner jetzigen Form die europäischen Zulassungsvorschriften voraussichtlich nicht erfüllt. Eine Umgestaltung des Cybertrucks wäre notwendig, um beispielsweise den Anforderungen an den Fußgängerschutz gerecht zu werden. Diesen Aufwand würde das Unternehmen nur bei einer großen Nachfrage betreiben, jedoch sind große E-Pick-ups in Europa und China, dem weltweit größten Automarkt, bisher wenig populär.

Quellen / Weiterlesen

Nach dem Cybertruck-Debakel arbeitet Tesla an einem kleineren Pick-up | Der Standard
Tesla arbeitet an kleinerem Pick-up-Truck | t-online
Tesla bekräftigt Interesse an kleinerem Pick-up-Truck | ecomento.de
Bildquelle: © Tesla

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