Markteintritt von Tesla in Indien: Ein großer Fehlschlag?

Indiens Markt ist für Tesla ein schwieriges Terrain. Hohe Zölle, fehlende Infrastruktur und Musks Image bremsen den Markteintritt.

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Der Markteintritt von Tesla in Indien verläuft schleppend und bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Nach der Eröffnung der ersten Filialen gingen nur wenige hundert Bestellungen ein, was die Expansionspläne des E-Autobauers stark bremst. Hauptgründe für den enttäuschenden Start sind die hohen Importzölle, eine Importquote von 2.500 Autos pro Hersteller und Jahr, die mangelhafte Ladeinfrastruktur sowie die für den indischen Markt zu hohen Fahrzeugpreise. Hinzu kommen Teslas allgemein rückläufige Verkaufszahlen und das angeschlagene Image von Firmenchef Elon Musk, die den globalen Expansionskurs zusätzlich erschweren.

Nur 600 Bestellungen seit Eröffnung der ersten Tesla-Filiale

Tesla wollte dieses Jahr die Importquote von 2.500 Autos pro Hersteller voll ausschöpfen und Fuß auf dem großen und schnell wachsenden indischen Markt fassen. Doch im bevölkerungsreichsten Land der Welt hat Tesla bislang keine Erfolge verzeichnen können, denn seit der Eröffnung der ersten Tesla-Filiale Mitte Juli gingen nur 600 Bestellungen ein. Anstatt 2.500 Fahrzeugen wird Tesla bis Jahresende nur 350 bis 500 Autos ausliefern.

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Aufgrund schlechter Absatzzahlen in anderen Ländern setzte Tesla große Hoffnungen auf hohe Verkaufszahlen in Indien. Doch das Vorhaben scheiterte und verzeichnet einen weiteren Rückschlag für den von Multimilliardär Elon Musk geführten US-Autohersteller. In der ersten Jahreshälfte 2025 brachen die Verkaufszahlen enorm ein – auch in Europa, wo der E-Automarkt zulegte. Mittlerweile wurde der weltweit führende Elektrohersteller vom chinesischen Autobauer BYD überholt. Ein Grund dafür, dass Tesla abgehängt wurde, ist auch eine stagnierende Modellpalette, die sich seit Jahren kaum verändert und ergänzt.

Zu hohe Preise und fehlende Ladeinfrastruktur

Ein zentrales Problem für die Expansion auf dem indischen Markt ist vor allem der hohe Preis. Das Tesla-Modell soll 6 Millionen Rupien kosten (umgerechnet 58.480 Euro). Demgegenüber kosten andere Elektroautos nur ein Drittel dessen, daher ist es kein Wunder, dass Verbraucher andere Hersteller wählen. Tesla operiert damit in einem extrem kleinen Luxussegment und muss sich dort gegen etablierte Premium-Marken wie BMW und Mercedes durchsetzen, die ebenfalls E-Autos anbieten. Die Massenmärkte werden von lokalen, deutlich günstigeren Anbietern wie Tata und Mahindra bedient. Aktuell liegt der Marktanteil von Elektrofahrzeugen in Indien unter 5 Prozent und die Ladeinfrastruktur ist nicht einmal in den großen Metropolen ausgebaut. Um das Land flächendeckend zu erschließen, sind hohe Investitionen notwendig.

Geringer Anteil an Elektroautos und Konkurrenzkampf

Darüber hinaus stehen auch Einfuhrzölle Teslas Expansion auf Indiens Markt im Wege. Zudem ist der Anteil aller Elektroautoverkäufe gering und beträgt lediglich zwischen 2,5 Prozent und 5,0 Prozent. Dennoch setzt die indische Regierung hinsichtlich E-Mobilität ein positives Signal und plant, bis 2030 einen Anteil von 30 Prozent Elektroautos zu erreichen.

Hinzukommen auch hohe Handelsbarrieren, inklusive der Zölle von über 100 Prozent auf importierte Pkw. Jedoch gibt es Pläne, dass diese Zölle reduziert werden sollen; auch im Zuge eines Handelsdeals mit den USA. Laut Medienberichten hieß es, dass diese auf 15% gesenkt wurden, obschon die indische Autolobby dies auf 2029 vertagen wollte. CNBC gab jedoch bekannt, dass im Juli 2025 noch 70% Zölle auf Elektroautos anfallen und ein Luxuszoll von 30% besteht.

Politische Gründe und Imageschäden durch Tesla-Chef

Seit geraumer Zeit sorgen die Einmischungen des Tesa-Chefs Elon Musk in die US-Politik und polarisierenden Äußerungen für viel Kritik in den Medien. Seine kurzzeitige Beraterrolle für Donald Trump und der öffentliche Konflikt auf X führten zu einem negativen Echo. Infolgedessen sahen deutsche Kunden aktiv von Tesla-Käufen ab. Im Juli lag das Absatzminus bei 43,5 Prozent; Tesla verkaufte etwa 6.600 Fahrzeuge und fiel hinter den chinesischen Hersteller SAIC.

Zudem fällt der Markteintritt Teslas mit dem eskalierenden Handelsstreit zwischen Indien und den USA zusammen. Vor einigen Monaten prellte US-Präsident Donald Trump Indien mit einem Sonderzoll von 50% als Strafmaßnahme für den Import von russischem Öl. Der eskalierende Zollstreit zerstörte Musks Hoffnung auf ein rasches Handelsabkommen, das den Export von Tesla-Fahrzeugen nach Indien erleichtert hätte. Zusätzlich heizte der Konflikt Boykott-Aufrufe gegen US-Produkte an.

Fokus auf neue Strategien und Märkte

Für Tesla könnte sich eine Chance durch die jüngste Annäherung zwischen Indien und China ergeben. Sollten die beiden Länder Handelshemmnisse abbauen, könnte das die Ausfuhr von Fahrzeugen aus Teslas Fabrik in Shanghai nach Indien erleichtern. Noch konkreter sind die Hoffnungen für den Standort Grünheide in Brandenburg. Angesichts des von Trump begonnenen Zollkrieges beschleunigen die EU und Indien ihre Gespräche über ein Handelsabkommen. Sollte es zu einer Einigung kommen, könnte dies Exporte von in Deutschland produzierten Teslas nach Indien erleichtern. Allerdings gibt es auch hierzu noch keine endgültige Einigung.

Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten in Indien hält Tesla an seinen Plänen fest. Das Unternehmen will weiter investieren, um sich langfristig auf dem Markt zu etablieren. Geplant ist dabei, die Schnellladeinfrastruktur auszubauen und ein neues „Erlebnis-Center“ im Süden Indiens zu bauen. Pläne für den Bau einer eigenen Fabrik in Indien, die von der indischen Regierung seit Jahren gefordert werden, verfolgt Tesla derzeit allerdings nicht.

Quellen / Weiterlesen

Tesla floppt in Indien | n-tv
Enttäuschung für Musk – Tesla-Eintritt in neuen Markt verläuft schleppend | Frankfurter Rundschau
Bildquelle: © Tesla

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