Baut Dreame aus China ein Werk für Elektroautos bei Berlin?

China-Tech-Riese Dreame plant E-Auto-Fabrik bei Tesla in Brandenburg – angeblich größer als Gigafactory. Gespräche bestätigt.

0
120
dreame-elektroauto-berlin

Der chinesische Tech-Konzern Dreame Technology, bisher bekannt für Saugroboter, plant den ehrgeizigen Einstieg in den Markt für ultra-luxuriöse Elektroautos. Dafür erwägt das Unternehmen den Bau einer Fabrik in Brandenburg, angeblich in unmittelbarer Nähe von Teslas Gigafactory in Grünheide. Die Produktionsstätte von Dreame soll potenziell sogar 1,2-mal größer sein als die Fabrik des amerikanischen Elektroautobauers. Ministerpräsident Woidke bestätigte Gespräche mit dem Investor. Sollte das Vorhaben realisiert werden, könnte die Region Berlin/Brandenburg zum Zentrum der europäischen E-Auto-Produktion aufsteigen. Allerdings äußern sich Experten und Umweltverbände skeptisch angesichts des ambitionierten Zeitplans, denn der Produktionsstart ist für 2027 vorgesehen. Sie befürchten ähnliche ökologische Konflikte wie bei der Tesla-Ansiedlung.

Ambitionen: Vom Staubsauger zum Luxus-Hypercar

Das chinesische Unternehmen Dreame Technology, das in Deutschland bislang vor allem für die Herstellung von Saugrobotern und anderen Haushaltsgeräten bekannt ist, wagt einen überraschenden Sprung in die Automobilindustrie. Ende August kündigte Dreame offiziell die Gründung der Sparte „Dreame Cars“ an, mit dem Ziel, den Markt für ultraluxuriöse Elektroautos zu erschließen. Entwürfe des angekündigten ersten Modells zeigen ein Superluxus-Sportwagen im Stil eines Hypercars, das optisch an einen Bugatti Chiron erinnert und im Hochpreissegment gegen etablierte Luxusmarken antreten soll. Darüber hinaus sollen weitere Modelle wie SUVs entstehen. Mit fast 1.000 Mitarbeitern im Automotive-Bereich und einem geplanten Produktionsstart bereits ab 2027 verfolgt Dreame diese Diversifikation mit dem vielzitierten chinesischen „Speed“.

Anzeige

Ferner bestätigt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke die Gespräche mit Dreame, doch erwähnt auch, dass chinesische Ansiedlungspläne schnell platzen können. Dies zeigten die Ambitionen des Batterieherstellers S-Volt in Lauchhammer, der 1.000 Arbeitsplätze schaffen wollte und nach Termin mit Presse, Regierungs- und Firmenchefs das Projekt wieder absagte.

Angriff auf Teslas Gigafactory

Dreame ging für den Bau einer deutschen Fabrik in der Nähe von Berlin eine Partnerschaft mit der französischen Bank BNP Paribas ein. Berichten zufolge soll die Fabrik in unmittelbarer Nähe der Tesla Gigafactory in Grünheide entstehen, was den direkten Konkurrenzkampf auf ein neues Level heben würde. Die neue Autofabrik von Dreame soll dabei 1,2-mal größer als Teslas Fabrik sein. Die Dimensionen des geplanten Werks sind beeindruckend.

Für seine ehrgeizigen Pläne suchte das Unternehmen einen europäischen Produktionsstandort und hat dabei explizit Brandenburg ins Auge gefasst. Damit signalisiert Dreame seine Absicht, nicht nur in den Markt einzutreten, sondern den US-Rivalen Tesla in dessen europäischem Hinterhof herauszufordern.

Hürden in Brandenburg: Skepsis, Wasser und der Zeitplan

Trotz der bestätigten Gespräche mit Ministerpräsident Woidke ist die Ansiedlung des chinesischen Konzerns in Brandenburg mit erheblichen Hürden verbunden. Demzufolge gibt es weder in der Nähe von Musks Gigafactory noch im Rest des Landes ein geeignetes Gewerbegebiet. Als möglicher Standort ist eine Vorsorge-Gewerbefläche bei Fürstenwalde (Landkreis Oder-Spree) in Brandenburg im Gespräch. Allerdings ist das Areal zu klein und verfügt nur über eine Fläche von 230 Hektar, wobei die Tesla-Fabrik mehr als 300 Hektar Fläche hat. Auch im Nachbarkreis Märkisch-Oderland gibt es kein großes, freies Gewerbegebiet über 100 Hektar. Darüber hinaus ist das geplante Gewerbegebiet Neuseddin bei Potsdam erst 2032 bezugsfertig.

Experten wie Ferdinand Dudenhöffer äußern Skepsis und weisen darauf hin, dass Ankündigungen chinesischer Unternehmen oft nicht mit der Realität der Umsetzung Schritt halten. Das größte Problem bleibt die Standortsuche und die Genehmigung, denn ein Teil des favorisierten Areals liegt im Wasserschutzgebiet. Zudem dämpfen lokale Behörden die Erwartungen an den Zeitplan, da die Schaffung des Baurechts in Deutschland drei bis vier Jahre dauern kann – ein deutlicher Konflikt mit Dreames Ziel, bereits 2027 mit der Produktion zu beginnen. Eine weitere Hürde ist eine Änderung des Flächennutzungsplans. Der Landrat erklärt, dass hierfür eine Bürgerbeteiligung nötig sei. Außerdem müsste die Gemeinde das Vorhaben genehmigen. Kurzum: Es gibt keine schnell verfügbare Fläche der gewünschten Größe.

Expansion: Warum China gerade Deutschland wählt

Dass Dreame Deutschland als Produktionsstandort für seine Luxus-Elektroautos in Betracht zieht, ist Teil eines größeren Trends. Für chinesische Konzerne ist Deutschland trotz seiner hohen Lohnkosten aus mehreren Gründen attraktiv. Der Standort bietet eine ausgereifte Lieferkette für Automobilkomponenten und dient als Tor zum wichtigen europäischen Premium-Markt. Die Präsenz von Tesla hat zudem bereits die notwendige Infrastruktur und Qualifikationen in der Region geschaffen. Durch eine lokale Produktion in der EU können chinesische Hersteller obendrein potenziellen Zöllen entgehen und ihre Glaubwürdigkeit bei europäischen Kunden und Partnern erhöhen.

Kritik: Bürgerinitiativen befürchten Wiederholung des Tesla-Protests

Die Aussicht auf eine weitere Großansiedlung in der Region stößt zudem bei lokalen Bürgerinitiativen auf scharfe Kritik: „Keine Transparenz, unzureichende Bürgerbeteiligung, massive ökologische und soziale Folgen.“ Man befürchtet massive ökologische und soziale Folgen, insbesondere eine erneute starke Belastung der örtlichen Grundwasservorkommen steht zur Diskussion. Aktivisten weisen auf deutliche Parallelen zur Tesla-Ansiedlung hin, bei der bereits Umweltbedenken, Lärmbelästigung und der hohe Wasserverbrauch des Werks monatelange Proteste auslösten.

Die lokalen Gruppen kündigen an, die Pläne genauestens zu prüfen und notfalls auch mit allen Mitteln des Natur- und Umweltschutzes gegen eine neue Fabrik kämpfen zu wollen. Brandenburgs Landesregierung schweigt „grundsätzlich zu etwaigen Ansiedlungsverfahren“. Obschon die Kritik laut ist, wäre die neue Autofabrik gut für Brandenburgs Wirtschaft. Tausende Industrie-Arbeitsplätze sind im Land weggefallen, die Arbeitslosigkeit steigt. Da würde sich eine neue Großansiedlung anbieten.

Quellen / Weiterlesen

Chinas Chiron Rip-Off Debuts In 2027 With EV And Range Extender Options, But Definitely No W16 | Carscoops
Chinese Vacuum Maker Wasn’t Joking When It Said It’ll Make A Faster Bugatti | Carscoops
Medien aus China berichten: Brandenburg soll noch ein E-Werk bekommen | Bild
Tesla-Kritiker behaupten: Chinesen wollen E-Autos nahe der Fabrik von Elon Musk bauen | Berliner Zeitung
China will Sportwagen bauen – Brandenburg hat keinen Platz für neue E-Autofabrik | Bild
Bildquelle: © DREAME
Vorheriger ArtikelHauskraftwerk one: E3/DC setzt auf gutes Preis-Leistung-Verhältnis für Eigenenergie
Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein