Tesla und SolarCity: Wie sieht die neue Firma aus?

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tesla-solarcity-zusammenschlussVor wenigen Wochen wurde der 2,5 Milliarden schwere Zusammenschluss von Elektroautobauer Tesla mit der Solarfirma SolarCity von den Aktionären genehmigt – trotz vieler kritischer Stimmen. Tesla-CEO Elon Musk schwärmt schon lange von den Möglichkeiten, die sich durch den Zusammenschluss bieten. Sein Traum: Ein Energieunternehmen, das Elektroautos, Solartechnik und Stromspeicher komplett aus einer Hand verkauft. Wie könnte das Geschäftsmodell der neuen Firma aussehen?

Einsparungen durch Verkauf von SolarCity-Produkten in Tesla Stores?

Elon Musk erwartet hohe Einsparungen allein durch die Möglichkeit, Solaranlagen von SolarCity zusammen mit seinem Heimspeicher Powerwall in Tesla-Stores anzubieten. Sobald Elektroautos massentauglich sind und der Preis für Solarsysteme plus Stromspeicher weiter sinkt, werden Kunden voraussichtlich mehr und mehr nach Komplettlösungen für das Smart Home suchen. Dann dürfte die Möglichkeit, sich E-Auto, Solaranlage und Stromspeicher aus einer Hand zu kaufen, interessanter werden.

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Ob sich der Deal für beide Unternehmen in dieser Hinsicht jedoch kurzfristig auszahlt, wird bezweifelt. Zwar gibt SolarCity viel Geld für die Kundengewinnung aus, doch werden sich wirklich genug Menschen beim Besuch eines Tesla-Stores zum Kauf einer Solaranlage überreden lassen, um diese Kosten signifikant zu senken? Im Augenblick sind Elektroautos und Solaranlagen aus Kundensicht noch zu verschiedene Produkte. Zudem ist Teslas Filialnetz noch dünn. Kurzfristig dürfte dieses Modell jedoch auf jeden Fall positiv für den Wiedererkennungswert der Marke sein.

Solar plus Speicher„-Systeme werden immer attraktiver

In manchen US-Bundesstaaten wollen Energieversorger das sogenannte Net Metering zurückfahren. Hierbei wird in das öffentliche Netz eingespeister selbst erzeugter Strom mit dem Netzbezug verrechnet. Auch hierzulande sinken die Einspeisevergütungen. Der Anreiz, eine Solaranlage direkt mit Stromspeicher zu erwerben, um überschüssigen Strom selbst zu nutzen, wird sich künftig also weiter erhöhen. Daneben ist für Tesla vor allem die Möglichkeit hochinteressant, Netzdienstleistungen bereit zu stellen. Je mehr Strom aus erneuerbaren Quellen eingespeist wird, desto größer ist der Bedarf an flexiblen Ressourcen, die helfen, das Netz zu stabilisieren. Dezentrale Solarsysteme mit Speicher sind dafür ideal geeignet, und SolarCity hat bereits ein entsprechendes Programm gestartet. Ein Netzwerk aus vielen Heim-Solaranlagen mit Speicher könnte künftig ein interessantes Angebot für Energieversorger werden. Die Batterien könnten Strom aus dem Netz aufnehmen, wenn Überlastung droht, und bei Engpässen kurzfristig wieder abgeben. Um ein solches Netzwerk aufbauen und vermarkten zu können, kommt Tesla das Kundennetz von SolarCity zugute.

Neben dem Heimspeicher Powerwall hat Tesla zudem noch seine leistungsstarken Powerpacks für industrielle Anwendungen im Programm. Ebenfalls in Zukunft denkbar sind Konzepte wie Vehicle-to-Grid, bei dem auch Elektroautos überschüssigen Netzstrom speichern und bei Bedarf wieder abgeben. Auch wenn dafür die Zahl der Elekroautos noch viel zu niedrig ist, hat Tesla auf jeden Fall den großen Vorteil, ein breites Spektrum an dezentralen Ressourcen für Netzdienstleistungen anbieten zu können. Den Kunden könnten solche Modelle künftig auch die Finanzierung der entsprechenden Systeme erleichtern.

Sorgen bereitet die finanzielle Lage von SolarCity

Trotz des durchaus vorhandenen Potentials betrachten Finanzanalysten die angeschlagene finanzielle Lage von SolarCity allerdings als weitere Belastung für Tesla. Der Autobauer hat im dritten Quartal 2016 selbst erstmals seit drei Jahren einen Gewinn erwirtschaftet, bei den Auslieferungen sein Jahresziel 2016 jedoch verfehlt. Mit 400.000 Bestellungen für das Tesla Model 3, dessen Produktion in diesem Jahr beginnen soll, hat Tesla bereits genug um die Ohren, meinen Skeptiker. Zudem besteht ein gewisser politischer Interessenkonflikt zwischen Tesla als Speicherhersteller und SolarCity. Während SolarCity als Solarinstallateur sich für den Erhalt des Net Metering einsetzt, profitieren Speicherhersteller von dessen Abschaffung.

Elon Musk hat es geschafft, die Aktionäre von seiner Vision eines integrierten Energieunternehmens zu überzeugen. Dass die Herstellung der Solarmodule und Stromspeicher inklusive Wechselrichter sowie die Installation durch die Übernahme nun in einer Hand sind, könnte zu Kostensenkungen und Wettbewerbsvorteilen führen. Jetzt muss Tesla nur noch die Umsetzung gelingen.

Quellen / Weiterlesen:
Now That Tesla Has Approval to Buy SolarCity, Here’s What a Combined Company Might Look Like – gtm
Tesla Cars Could Soon Power Your Home — and the Grid – Inverse
Der wahre Grund, warum Tesla SolarCity kaufen muss – The Motley Fool
Bildquelle: Wikipedia – By Tesla_Obelisk.jpg: jurvetsonderivative work: Mariordo (Mario Roberto Duran Ortiz) (This file was derived from Tesla Obelisk.jpg:) [CC BY 2.0]

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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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