Tesla hat es vorgemacht: Der kalifornische Elektroautohersteller baut nicht mehr nur Autos, sondern wird zum Energieunternehmen. Elektroautos, Heimspeicher und Solardächer bietet Tesla inzwischen aus einer Hand. Beim Thema Speicher ziehen auch andere Autohersteller nach: Sie hoffen auf Synergieeffekte und wollen sich ein zusätzliches Standbein verschaffen.
Autobatterien und Heimspeicher: Gibt es Synergien?

Ein Beispiel ist Daimler: Der Konzern ist seit 2016 mit der Mercedes-Benz Energy GmbH im Heimspeichermarkt aktiv und vertreibt seine Speicher nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Großbritannien, in den Benelux-Ländern und in Südafrika. Daimler setzt damit auf einen schnell wachsenden Markt, was naheliegend ist: Die Speicher werden in der Autobatterien-Fabrik der Daimler-Tochter Deutsche Accumotive hergestellt.
Auch Tesla stellt seinen Heimspeicher Tesla Powerwall und die Autobatterien in derselben Fabrik her. Doch inwiefern sich daraus Skaleneffekte ergeben, darüber sind sich Experten uneins. Zwar werden zur Herstellung von Batterien für Elektroautos und Heimspeichern dieselben Rohstoffe gebraucht. Doch die Zellarchitektur ist nicht gleich, weswegen die Synergien gar nicht so groß sein sollen. Die Lieferverzögerungen bei der Tesla Powerwall führen Branchenexperten hinter vorgehaltener Hand jedenfalls genau auf eine Fehleinschätzung hinsichtlich möglicher Skaleneffekte zurück.
Nissan bietet ersten Heimspeicher aus zusammengeschalteten Fahrzeugakkus an
Auch Nissan ist in den Heimspeichermarkt eingestiegen und bietet zusammen mit dem Energiemanagement-Unternehmen Eaton Solarstromspeicher für das Eigenheim an. Nissan setzt dabei auch gebrauchte Batterien aus dem Nissan Leaf ein: Das verbessert die Ökobilanz der Stromer, denn die Akkus sind nach ihrem Einsatz im Elektroauto noch leistungsfähig genug, um in stationären Speichern weiter ihren Dienst zu tun. Ein ähnliches Projekt betreibt auch BMW zusammen mit Viessmann.
Fahrzeugakkus können auch sinnvoll in stationären Großspeichern eingesetzt werden
Und noch aus einem anderen Grund ist es für Autohersteller sinnvoll, sich in Richtung Speicher zu orientieren. Denn nicht nur Heimspeicher sind ein Wachstumsgeschäft, sondern auch stationäre Großspeicher werden künftig viel gefragter werden. Sie haben das Potential, die Stromnetze zu entlasten und zu stabilisieren, die immer mehr unregelmäßig anfallenden grünen Strom aufnehmen müssen. Daimler ist auch auf diesem Markt aktiv. Zusammen mit Vattenfall baut der Konzern in Lünen einen Großspeicher aus gebrauchten Elektroautobatterien, der Regelenergie liefern und damit Netzschwankungen ausgleichen soll.
Auch neue Fahrzeugbatterien lassen sich so zwischennutzen: Das zeigt ein Projekt in Hannover, das Mercedes-Benz Energy zusammen mit dem Kraftwerkbetreiber Enercity gestartet hat. Die beiden Partner betreiben ebenfalls einen Großspeicher aus 3.000 Batterien, die eigentlich für den elektrischen Smart gedacht sind. Bis sie im Elektroauto verbaut werden, können sie aber helfen, Netzschwankungen auszugleichen. Würde man sie ungenutzt lagern, könnten sie Schaden nehmen. Die regelmäßige, schonende Be- und Entladung hingegen hält sie am Leben, wie Mercedes-Benz Energy mitteilte.
Die deutschen Hersteller sollten sich beeilen
Dass deutsche Autohersteller in den Speichermarkt gehen, ist also durchaus eine sinnvolle Entwicklung. Doch gerade bei neuen Heimspeichern schläft die Konkurrenz nicht: Der chinesische Hersteller BYD, Weltmarktführer bei Elektrofahrzeugen, streckt seine Fühler mehr und mehr nach Europa aus und ist auch mit dem Heimspeicher B-Box bereits auf dem europäischen Markt vertreten. Im Gegensatz zu manchen deutschen Herstellern hat BYD langjährige Erfahrung bei der Herstellung von Elektroautos und Akkus.
Quellen / Weiterlesen:
Getarnte Dachziegel | Süddeutsche Zeitung
Autobatterien gehen in Hannover ans Stromnetz | NDR.de
Der Kampf um Deutschlands Keller ist eröffnet | manager magazin
Bildquelle: © Daimler AG