In vielen deutschen Städten wird derzeit an allen Ecken gebaut. Das gilt für Städte wie München, Stuttgart und Freiburg, genauso wie für Berlin, Leipzig und Hamburg. Neue Quartiere sprießen aus dem Boden. Bestehende Wohnblöcke werden saniert und erweitert.
Das verändert nicht nur das Stadtbild mit seinen Fassaden, häufig wandelt sich die Versorgungsstruktur gleich mit. Mieterstromlösungen, sprich die dezentrale Stromversorgung der Gebäude, spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie eröffnen, über die reine Stromversorgung hinaus, den Weg zu neuen Dienstleistungen etwa im Bereich des Smart Homes und der Elektromobilität sowie zu effizienten Prozessen.
Das Rückgrat moderner Quartiere
Renommierte Forschungsinstitute wie das Fraunhofer Institut sehen die Stadt der Zukunft polyzentrisch strukturiert. Die Entwicklung einzelner Stadtviertel rückt in den Fokus. Das hat den Vorteil, dass Änderungen in der Infrastruktur einen kleineren Raum betreffen und somit neue Konzepte leichter und schneller erprobt und realisiert werden können.
Wird über Bewohner, Heizungsanlagen, Stromspeicher, Elektroautos und Co. hinweg Energie geteilt, wie es bei Mieterstrom der Fall ist, bietet das eine Vielzahl an Chancen direkt für die Bewohner, aber auch für die städtische Entwicklung. Schließlich können durch eine lokale Abstimmung von Energieerzeugung und -bedarf, Ressourcen und Prozesse effizienter gestaltet werden. Auch die Netzinfrastruktur wird entlastet, da es keinen beziehungsweise nur noch einen reduzierten Stromtransport über die großen Übertragungsnetze bedarf.
Das große Interesse von Immobilienbesitzern, Architekten und Stadtplanern an Mieterstrom als dezentrale Versorgungslösung kommt also nicht von ungefähr. Sie eröffnet ihnen neue Geschäftsfelder und schafft gleichzeitig für die Bewohner auf verschiedenen Ebenen einen spürbaren Mehrwert: Finanziell über sinkende Stromkosten sowie mehr Komfort und Sicherheit durch smarte Lösungen und neue Services etwa rund um E-car-Sharing und E-Ladeangebote.
Polarstern realisiert derzeit mit verschiedenen Partnern bundesweit große und kleinere Mieterstromprojekte. Es handelt sich dabei aber nicht nur um Neubauprojekte, auch im Baubestand bietet Mieterstrom viele Anknüpfungspunkte.
Berlin: Quartier Future Living® Berlin
Im zukunftsweisenden Quartier Future Living® Berlin realisiert Polarstern eine smarte Mieterstromversorgung mit integrierter Sektorenkopplung. Am Groß-Berliner Damm in Berlin-Adlershof entstehen bis Ende 2019 auf einer Fläche von rund 7.600 Quadratmeter insgesamt 69 Wohneinheiten, ein Ausstellungsbereich, eine Cafeteria, 11 Gewerbeeinheiten und 20 Boarding House Studios. Es ist ein Quartier für Studenten, Singles, Familien und Senioren. Vernetzt über moderne Technologien zur effizienten, klimaschonenden Energieversorgung ist es ein Smart City mit EnergiePlus-Standard. Dabei ist Mieterstrom eine zentrale Säule, die die verschiedenen Sektoren und Bereiche verbindet.
München: Neubau mit Mieterstrom
Im Prinz-Eugen-Park entsteht derzeit ein neues Stadtviertel mit 1.800 Wohnungen für ca. 4.000 zukünftige Bewohner unterschiedlicher Alters- und Bevölkerungsgruppen. Auch ein quartiersbezogenes Verkehrskonzept ist geplant mit E-Ladestellen, Car-Sharing-Angeboten und Co. In vielen Gebäuden werden ferner Mieterstrom realisiert, beispielsweise in den zwei Siedlungen des Münchner Architekturbüros NEST EcoArchitekten. Ihr erstes Gebäude ist bereits und bezogen fertiggestellt. Es beinhaltet den ersten Gewerbespeicher im Mieterstrom sowie E-Ladestellen für die Bewohner in der Tiefgarage. Mit seiner Kombination aus Holzbauarchitektur, moderner Technik und der Nutzung erneuerbarer Energien werden die strengen Kriterien für KfW-40-Plus-Häuser sogar übertroffen und die Wohnanlage zum Paradebeispiel für bezahlbaren und ökologischen Mietwohnbau.
Esslingen: Klimaneutrales Quartier Lok.West
Bis 2022 werden im neuen Esslinger Quartier insgesamt rund 500 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen und private sowie öffentliche Grünflächen und Höfe gebaut. Das Mieterstromkonzept wird durch die geforderte Klimaneutralität geprägt. Die Wärmeversorgung wird beispielsweise mittels Blockheizkraftwerken in die Mieterstromversorgung integriert und neue Services im Bereich der Elektromobilität sowie smarte Services zur effizienten Stromnutzung erprobt. Ziel ist es, dass die Bewohner, unterstützt durch Smart Grid, Smart Meter, Apps und smarten Haushaltsgeräten, bevorzugt lokal erzeugte, kostengünstigere Energie nutzen.
Lok.West ist ein wesentlicher Teil eines „Reallabors“, in dem rund fünf Jahre lang Chancen innovativer Energieversorgungskonzepte erprobt werden. Neben dem beschriebenen zellularen Ansatz entsteht übergeordnet eine zentrale Versorgunginfrastruktur mit einer Energiezentrale im Quartierszentrum. Das Herzstück dabei ist ein Elektrolyseur, der überschüssigen Strom aus erneuerbarer Erzeugung (lokal und überregional) in H2 umwandelt. Durch Rückverstromung in Brennstoffzellen oder H2-BHKWe kann Regelenergie bereitgestellt und zur Integration fluktuierender erneuerbarer Energien im Stromnetz beigetragen werden.
Weitere Beispiele zu Mieterstromprojekten von Polarstern: https://www.polarstern-energie.de/mieterstrom/
Bildquelle: © Future Living Dialog GmbH
„Auch die Netzinfrastruktur wird entlastet, da es keinen beziehungsweise nur noch einen reduzierten Stromtransport über die großen Übertragungsnetze bedarf.“
Dumm nur, dass das an der Auslegung der Übertragungsnetze überhaupt nichts ändert. Denn die dienen den ach so innovatiben – äh smarten – Konzepten ja als kostenloses, weil von der Allgemeinheit finanziertes, Backup für den Fall, dass die eigene Stromversorgung zusammenbricht. So verrückt, über den subventionierten „Mieterstrom“ hinaus eine autarke Stromversorgung realisieren zu wollen, ist man ja nicht.
Und die vielen „smarten“ Möglichkeiten bedeuten vor allem eins: den gläsernen Mieter.
Achja: Ob man die Lagerung von Wasserstoff mitten in einem Wohngebiet tatsächlich für eine gute Idee halten soll, bin ich mir auch nicht so sicher. Ich hab da irgendwie die Aufnahmen von den explodierenden Kraftwerksblöcken bei Fukushima vor Augen… Gasexplosionen in Wohnhäusern sind zwar schon heute nahezu an der Tagesordnung – aber Wasserstoff ist da doch nochmal etwas ganz anderes.