Wie verändern Stromspeicher den Stromsektor und Markt?

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veraenderungen-markt-stromspeicherDie Energiewende bringt starke Veränderungen im Stromsektor mit sich. Ein Schlüsselelement zur erfolgreichen Integration erneuerbarer Energien sind Stromspeicher. Sie tragen entscheidend zur Optimierung der Sektorenkoppelung bei, also zur Verzahnung der drei energieintensiven Bereiche Elektrizität, Wärmeversorgung und Verkehr durch die Nutzung von Synergieeffekten. Dazu können Stromspeicher auf vielfältige Art einen Beitrag leisten und so helfen, die Klimaschutzziele zu erreichen.

Netzstabilisierung durch Großspeicher und dezentrale Speichernetze

Die Zahl von Großspeicher-Projekten nimmt weltweit zu. Große Batteriespeicher können helfen, die Netze durch die Bereitstellung von Regelleistung zu stabilisieren. Das geschieht zum einen durch die Zwischenspeicherung von überschüssigen erneuerbaren Energien und zum anderen durch die Einspeisung von Strom ins Netz, zum Beispiel bei einem Kraftwerksausfall oder bei unerwartet hoher Nachfrage. Wachsende Bedeutung haben auch dezentrale Kleinspeicher, die zu virtuellen Großspeichern vernetzt werden können. Dabei könnten künftig auch die Batterien von Elektroautos eingebunden werden (Vehicle-to-Grid). Vernetzte Kleinspeicher können ebenfalls Regelleistung bereitstellen und tragen zur Erhöhung der Energieautonomie von Eigenheimen mit eigener Solaranlage bei. Der Speicherhersteller sonnen (vorm. Sonnenbatterie GmbH) setzt mit der sonnenCommunity auf virtuelle Unabhängigkeit vom Energieversorger, indem Mitglieder selbst erzeugten Strom untereinander austauschen und Reststrom zum Flatrate-Preis beziehen. Finanzieren will  sonnen das Modell über die Bereitstellung von Regelenergie durch die vernetzten Speicher. Auch der Energieversorger Lichtblick setzt mit seinem SchwarmDirigent auf ein ähnliches Prinzip als Geschäftsmodell der Zukunft.

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Stromhandel und die Blockchain

Beim Thema Stromhandel kommt auch die Blockchain ins Spiel, die es ermöglicht, Transaktionen ohne zentralen Vermittler direkt abzuwickeln. Das lässt sich auch beim Stromhandel nutzen, wodurch es künftig möglich sein könnte, Strom ohne Energieversorger zu kaufen und zu verkaufen. Sogenannte Smart Contracts bilden die Basis dieser Transaktionen zwischen Anbieter und Nachfrager, die dann vollautomatisch ablaufen. Da der Umweg über den Energieversorger entfällt, sinken auch die Transaktionskosten. Bis zum Durchbruch dieser Technologie sind jedoch noch viele offene Fragen – technischer und rechtlicher Art – zu klären.

Kombination von Solarthermie und Stromspeichern erhöht den Autarkiegrad von Eigenheimen

Thermische Solaranlagen wandeln Sonnenenergie in Wärmeenergie um, die dann zum Heizen und für Warmwasser genutzt werden kann. Das ermöglicht hohe Einsparungen bei den Energiekosten und einen hohen Autarkiegrad der Hauseigentümer, besonders bei Kombination mit einem Solarstromspeicher. Hausbesitzer können die erzeugte Energie auf vielfältige Weise nutzen: Neben der Wärme- und Stromversorgung des Haushaltes kann auch das Elektroauto mit grünem Strom geladen und überschüssige Energie vermarktet werden. Diese reale Autarkie schafft einen echten ökologischen Mehrwert.

Wettbewerber aus anderen Branchen drängen in den Energiemarkt

Eine der deutlichsten Veränderungen im Energiemarkt ist die Präsenz von Autoherstellern, die den Stromspeichermarkt dominieren. Daimler beispielsweise betreibt in Lünen zusammen mit Remondis und Getec einen Großspeicher aus gebrauchten Batterien aus Elektroautos. Nissan bietet zusammen mit dem Energiemanagement-Unternehmen Eaton Heimspeicher an, und Tesla wandelt sich vom reinen Elektroauto-Hersteller zum Anbieter von Heim- und kommerziellen Großspeichern sowie Solaranlagen.

Die Rahmenbedingungen für Stromspeicher müssen sich ändern

In Deutschland fordern Anlagenbetreiber seit Langem eine Änderung bei der rechtlichen Einstufung von Stromspeichern. Diese werden als Erzeuger bzw. Letztverbraucher behandelt und müssen demnach bis auf einige Ausnahmen Netzentgelte und die EEG-Umlage zahlen. Die EU-Kommission hat in einem Arbeitspapier den Mitgliedsstaaten die Erarbeitung einer eigenen Definition für Stromspeicher empfohlen. Sie empfiehlt, Anreize für den Betrieb von Stromspeichern zu schaffen und regt eine Entlohnung für die Bereitstellung von Systemdienstleistungen (z.B. Regelenergie) an. Auch sollten Speicherlösungen nach dem Willen der EU-Kommission in die Planung von Übertragungs- und Verteilnetzen einbezogen werden.

Quellen / Weiterlesen:
Exemplarische Veränderungen der Marktmechanismen durch Stromspeicher | Themen Magazin
EU-Kommission empfiehlt Definition für Speicher | energate
Bildquelle: Pixabay

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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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