Im Herbst 2018 wurde in einer Münchner Passivhausanlage mit 55 Wohneinheiten ein Stromspeicher zur Unterstützung der Mieterstromversorgung in Betrieb genommen. Er steigert die Stromautarkie um rund 20 Prozent, verglichen zu einer Umsetzung ohne Speicher.
Der Ökoenergieversorger Polarstern hat den Immobilieneigentümer bei der Planung und Umsetzung der Mieterstromversorgung unterstützt. Es wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 79 kWp installiert, die zusammen mit dem Stromspeicher mit 79 Kilowattstunden (kWh) eine Eigenverbrauchsquote von über 88 Prozent ermöglicht. Der Autarkiegrad liegt bei über 40 Prozent. Das bedeutet für die Mieter nach aktuellem Stand rund 15 Prozent niedrigere Stromkosten verglichen zum örtlichen Grundversorgertarif.
Zunehmende Verbreitung von Großspeichern
Perspektivisch werden immer öfter Gewerbespeicher im Mieterstrom eingesetzt. Polarstern plant bereits 2019 bei ca. zehn weiteren Gebäuden den Einsatz von Großspeichern.
Durch die hohe Flexibilität in ihrer Konfiguration können große Gewerbespeicher sowohl im Neubau, als auch in Bestandsgebäuden eingebracht werden. Im Unterschied zu Einfamilienhäusern, in denen typischerweise standardisierte Speichersysteme integriert werden, handelt es sich im Mieterstrom stets um individuelle Systeme. Das betrifft die Wahl des Wechselrichters, die Definition der erforderlichen Speicherkapazität, den Aufbau der Racks genauso wie die zugehörige Messtechnik. Meist lassen sich die Gewerbespeicher auch modular erweitern, was ihre Eignung für künftig integrierte Anlagentechnik und auch die Installation im Gebäude vereinfacht. Schließlich sind Gewerbespeicher mehrere Tonnen schwer und haben eine Größe von über zwei Metern. Fehlt im Gebäude der Platz für einen Speicher, sind Anlagen zur Außenaufstellung eine Alternative, wenngleich eine Indoorlösung aufgrund des erforderlichen Temperaturniveaus zu bevorzugen ist.
Ein wesentlicher Treiber von Gewerbespeichern im Mieterstrom ist die verbesserte Wirtschaftlichkeit: Das Delta zwischen selbst erzeugtem und genutztem Strom und Strom aus dem öffentlichen Netz wächst angesichts steigender Börsenstrompreise und Netzentgelte. Und die Prognosen zeigen, dass die Wirtschaftlichkeit der eigenen Stromversorgung in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Mieter profitieren so nachhaltig von einer wirkungsvollen Strompreisbremse.
Steigende Effizienz durch mehr Know-how
Bei der Umsetzung von Mieterstromprojekten sind Partner aus verschiedenen Branchen und Gewerken beteiligt. Das Projektmanagement spielt daher eine zentrale Rolle – sowohl hinsichtlich der schnellen effizienten Umsetzung, als auch der Wirtschaftlichkeit der Mieterstromversorgung.
Alle Partner hängen stark voneinander ab: Der Mieterstrompartner erstellt zusammen mit dem Elektrofach- und TGA-Planer das Energiekonzept, der Verteilnetzbetreiber muss das Messkonzept genehmigen, der Elektroplaner und das ausführende Elektrounternehmen den Batteriespeicher in ihren Planungen und Kabelwegen beachten, Architekten den Raum für den Speicher vorsehen und eventuell für eine zusätzliche aktive Lüftung sorgen und der Installateur muss schließlich mit dem Hersteller zwecks Inbetriebnahme in engem Kontakt stehen. Der Energieversorger und Mieterstromanbieter unterstützt bei all den Abstimmungen den Immobilienbesitzer mit seiner Schnittstellenkompetenz und seinem Know-how. Je mehr Anlagen in das Energiekonzept integriert sind, umso wichtiger ist diese Schnittstellenfunktion.
Die steigende Erfahrung der Partner und die erleichterte Absprache zur Genehmigung des Messkonzepts durch den Netzbetreiber haben zuletzt die Umsetzung von Mieterstrom mit Gewerbespeicher wesentlich erleichtert. So hat etwa das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) den Hinweis zu „Anschluss und Betrieb von Speichern am Niederspannungsnetz“ veröffentlicht. Er erleichtert die Abstimmung mit den Netzbetreibern, da hier Messkonzepte für die unterschiedlichen Einsatzvarianten der Gewerbespeicher definiert werden inklusive ihrer messtechnischen Verschaltungen. Damit wird der Hinweis als Vorlage für den Einsatz bei den meisten Verteilnetzbetreibern im Genehmigungsprozess herangezogen.
Förderprogramme zur Unterstützung der Verbreitung
Im Neubau fördert ferner die Sektorenkopplung den Einsatz von Speichern, während in Bestandsgebäuden das Auslaufen der EEG-Einspeisevergütung, das Interesse begünstigt. Zugleich werden mit einem Gewerbespeicher verschiedene Förderkriterien erfüllt, etwa die der Förderung KfW 40 Plus. Für sie ist die Mieterstromversorgung mit Gewerbespeicher sogar ein Muss. Außerdem gibt es Speicher-Förderprogramme einzelner Bundesländer etwa in Baden-Württemberg (Förderprogramm Netzdienliche Photovoltaikspeicher), Bayern (10.000-Häuser-Programm/ EnergieBonusBayern), Sachsen (Programm Stromspeicher) und Thüringen (Solar-Invest-Programm). Die eigene Speicherförderung der KfW lief hingegen zum 31.12.2018 aus.
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Bildquelle Text: Polarstern Energie