Obwohl Elektroautos viele Vorteile haben, können sie leider nicht mit einer großen Reichweite überzeugen. Spätestens nach 150 Kilometern geht bei den meisten Stromern der Strom aus und sie müssen an eine Ladestation. Diese Stromtankstellen sind in Deutschland jedoch noch relativ selten. Insbesondere auf dem Land sieht es mit öffentlichen Ladesäulen schlecht aus. Hierfür hat das Berliner Startup Ebee ein interessantes Konzept entwickelt, um diesen Engpass zu meistern. Dabei sollen E-Autos künftig über das Stromnetz der Straßenlaternen aufgeladen werden können. Hierfür wird lediglich ein entsprechender Adapter benötigt, der am Laternenpfahl angebracht wird und den Strom von der Laterne nutzt.
Die Berliner Ebee nutzen Straßenlaternen als Ladesäule
Schon seit einiger Zeit tüfteln die Berliner Gründer von Ebee an einer Ladestation für Laternen. Nun konnten in Berlin-Friedenau die ersten beiden Ladepunkte in Betrieb genommen werden, so berichtete der Griin-Blog. Mit diesem Vorhaben möchte Ebee einen technischen Machbarkeitsbeweis gegenüber dem Berliner Senat erbringen, teilte Robert Weyrauch von Ebee mit. Ebee möchte seine Technik an interessierte Städte verkaufen. Selbst betreiben möchte man diese jedoch nicht. Zukünftig sollen noch weitere Ladepunkte hinzukommen. Wann und wo genau diese zu finden sind, teilte das Unternehmen jedoch noch nicht mit. Den Strom können die Nutzer an den Ladepunkten über eine sogenannte Intercharge-Plattform per Karte oder App bezahlen. Aber auch andere Bezahlsysteme können problemlos in das System eingebunden werden.
Da Berlin eine Vorreiterrolle bei der Elektromobilität einnehmen möchte ist das Projekt Ebee in der Stadt gut aufgehoben. Auch das kürzlich verabschiedete Elektromobilitätsgesetz, wodurch bis zum Jahr 2020 der Bestand an Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen auf knapp eine Millionen erhöht werden soll, passt gut in das Konzept von Ebee. Details zum Elektromobilitätsgesetz finden Sie in unserem Artikel „Kaufanreize für Elektroautos – Elektromobilitätsgesetz„.
In Berlin wären rund 100.000 Ladepunkte realisierbar
Weyrauch von Ebee glaubt an das große Potenzial dieser Technik. In Berlin existieren mehr als 100.000 Straßenlaternen, in Gesamtdeutschland etliche Millionen. Zwei Voraussetzungen müssen diese Laternen haben. Zunächst muss der elektrische Anschluss ausreichend dimensioniert sein und mit einem überschaubaren Maß ausgelegt werden können. Zweitens müssen an den Laternen auch Parkplätze zur Verfügung stehen. Aufgrund dieser technischen Voraussetzungen sind auch mögliche Einschränkungen zu berücksichtigen. Der Energiestrom einer Laterne ist nur verhältnismäßig gering, ähnlich wie bei einem herkömmlichen Stromanschluss im Haus. Auf diese Weise kann natürlich kein Supercharger, wie zum Beispiel von Tesla, der innerhalb weniger Minuten den Autoakku mit Strom vollpumpt, angeschlossen werden. In erster Linie ist diese Technik gedacht, um Elektroautos im städtischen Umfeld während der Arbeitszeit oder über Nacht mit Strom wieder aufzuladen.
Autofahrer von E-Autos ohne Garage hat Ebee im Visier
Ebee zielt mit seiner neuen Technik vornehmlich auf Autobesitzer von Elektroautos, die in der Stadt wohnen und keine Möglichkeit haben, ihr Fahrzeug in der heimischen Garage wieder aufzuladen. Insbesondere die mangelnde Infrastruktur an Stromtankstellen wird immer wieder als Hindernis für den Ausbau der Elektromobilität genannt. Von daher könnte ein Parkplatz vor der Wohnung mit einer umgerüsteten Laterne eine optimale Ladestation bieten. Die Städte könnten mögliche Kaufinteressenten von E-Autos mit einer solchen Umrüstung locken, erklärt Weyrauch. So könnte die Stadt oder der Betreiber dem Käufer eines E-Autos nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages einen solchen Laternenladepunkt vor die Tür setzen. Die Städte oder Betreiberfirmen müssen letztlich selbst entscheiden, wie viele Ebee-Ladepunkte in Deutschland ökonomisch sinnvoll eingerichtet werden können.
Ebee selbst kann dies nur schwer selbst abschätzen. Insoweit bietet das deutsche Startup Ebee eine unkomplizierte und interessante Lösung für den noch bestehenden Mangel an Ladestationen für Elektroautos. Momentan wird sich in Berlin zeigen, wie diese Technik vom Nutzer angenommen wird. Letztlich müssen auch andere Städte von dieser Technik überzeugt sein. Einziges Problem wird die Vergabe der Parkplätze vor den Lade-Laternen sein. Da meist in den Feierabendstunden in den Städten der Kampf um freie Parkplätze sehr erbittert ist, kann ein solcher Stellplatz vor einer Lade-Laterne wohl nicht ausschließlich für Stromer freigehalten werden.
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