Kann die Energiewende mit der Blockchain beschleunigt werden? Zwei interessante Projekte weisen in diese Richtung. Eines dieser Projekte ist die Partnerschaft des Energieversorgers RWE mit dem Ethereum-Startup Slock.it. Die beiden Unternehmen wollen mithilfe der Ethereum-Blockchain und Smart Contracts das Laden von Elektroautos vereinfachen. Und das Projekt Scanergy zeigt, dass die Technologie auch für den Smart Grid vielversprechende Möglichkeiten bietet.
Einheitliches Bezahlsystem dank virtueller Währung
Ein lästiges Problem für Besitzer von Elektroautos sind unterschiedliche Bezahlsysteme an Ladesäulen, die vom Betreiber der Station abhängig sind. Oft ist eine spezielle Bezahlkarte nötig, für deren Nutzung vorher ein Vertrag mit dem jeweiligen Betreiber abgeschlossen werden muss. Daneben finden sich Gutscheinsysteme oder Apps. RWE und das Startup Slock.it entwickeln zur Zeit eine mögliche Lösung: Das Bezahlen mit Ether, einer Kryptowährung, um ein einheitliches Bezahlsystem zu errichten und so den Betrieb von Ladestationen zu vereinfachen.
Die Zahlungen werden dabei mithilfe der Ethereum-Blockchain automatisiert und verwaltet. Bei einer Blockchain handelt es sich um ein verschlüsseltes System, das Transaktionen direkt zwischen Nutzern ermöglicht. Es gibt keinen zwischengeschalteten Dienstleister, der für die Vermittlung Gebühren verlangt. Eine Blockchain ist also eine dezentrale Datenbank, die alle Aktionen ihrer Nutzer registriert und die Datensätze aneinanderreiht. Da das so entstehende Transaktionsregister nicht auf einem einzigen Server, sondern als identische Kopie auf einer Vielzahl von Rechnern verwaltet wird, fallen Manipulationsversuche sofort auf. Die Blockchain kann nicht nachträglich geändert, sondern nur ergänzt werden. Sie bietet so ein verifizierbares Abrechnungssystem, was die Verwaltung der Ladestationen stark vereinfachen und günstiger machen könnte.
Elektroautos könnten den Bezahlvorgang eigenständig mit der Ladestation abwickeln
Mithilfe dieser Technologie könnten Elektroautos künftig sogar unmittelbar mit der Ladestation interagieren. Sie könnten langfristig mit einem Chip ausgestattet werden, auf dem die virtuelle Währung gespeichert ist, und so den Bezahlvorgang eigenständig und automatisch abwickeln. Das wäre besonders praktisch, wenn E-Autos in Zukunft automatisch per Induktion geladen werden, beispielsweise beim Parken oder kurzzeitig an roten Ampeln. Derzeit entwickelt slock.it einen Prototyp für RWE, der dann in der Praxis getestet werden soll. Bewährt sich das System, könnte die Blockchain so mithelfen, die Infrastruktur für Elektromobilität aufzubauen und viele noch bestehende Hürden aus dem Weg zu räumen.
Kryptowährungen als Absicherung gegen die Kürzung von Einspeisevergütungen
Eine weitere Initiative, die das Potential der Energiewende mit der Blockchain aufzeigt, ist das EU-finanzierte Projekt Scanergy an der Vrije Universiteit Brussel in Belgien. Sogenannte Prosumer – Menschen, die sowohl Strom selbst produzieren als auch konsumieren – tauschen mithilfe von Kryptowährungen grüne Energie aus. Das könnte so funktionieren: Viele kleine Solaranlagen erzeugen Strom, der in lokalen Netzen ausgetauscht wird. Erzeugt jemand mehr Solarstrom, als er gerade verbrauchen kann, speist er diesen in ein lokales Netz ein. Dafür bekommt er pro Kilowattstunde eine NRGcoin, eine Einheit einer virtuellen Währung. Sobald er selbst Strom benötigt, kauft er eine Kilowattstunde zum selben Preis bei einem anderen Prosumer im Netzwerk ein. Alternativ kann er die virtuelle Währung auch gegen reales Geld eintauschen.
Vorteile der Energiewende mit der Blockchain
Die Vorteile des Systems liegen für Mike Mihaylov vom Scanergy-Projekt auf der Hand: Es besteht ein Anreiz, sich zu beteiligen, denn der Markt ist bereits vorhanden. Der Preis für den Solarstrom ist fest und bleibt innerhalb des Netzwerkes gleich, auch wenn die Regierung zum Beispiel die Förderung für grünen Strom einstellt oder kürzt. Damit fällt eine gerade in den USA bestehende große Hürde für die Anschaffung einer Solaranlage weg. Die Unsicherheit, ob die regulatorischen Bedingungen gleich bleiben, welche großen Einfluss auf die Amortisationsdauer haben. Die virtuelle Währung sichert dagegen ab. Die gesamte Abwicklung der Transaktionen läuft wiederum über die Blockchain, so dass das System mit so wenig Vermittlern wie möglich auskommt. Mihaylov hat seine Idee bereits mit einem Prototyp im Miniaturformat simuliert, komplett mit Mini-Holzhäusern, Solarmodulen, und Raspberry Pi-basierten Smart Metern. Nun sucht er die passende Finanzierung und Projektpartner für seine Idee. Die Zukunft der Energieversorgung wird spannend!
Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade „Digitalisierung in der Energiewende“.
Quellen / Weiterlesen:
How Blockchain Technology Could Decentralize The Energy Grid | Co.Exist | ideas + impact
RWE und slock.it wollen Ethereum für Elektroautos nutzen | BitcoinBlog.de
Blockchain: Diese Technik soll das Finanzsystem umkrempeln | Frankfurter Rundschau
Is Brooklyn’s Microgrid-On-The-Blockchain The Future Of The Electric System? | Co.Exist | ideas + impact
Bildquelle: Wikipedia – deavmi (Own work) [CC BY-SA 4.0]
Und das Beste daran: Der Staat kann sich über eine spezielle Steuer auf die virtuellen „Münzen“ jenes Geld zurückholen welches sonst mit fehlenden Benzin- und Dieselsteuern verloren geht.
Er braucht dann gar nicht den Strom besteuern (hier ist es schwer zwischen Haushaltsverbrauch und Mobilitätsverbrauch) zu unterscheiden, sondern nur die Hersteller von Ladestationen dazu bringen, dass alle nur mehr „Blockchains“ akzeptieren.
Dann wird auch das Heimladen nur mehr mit Bezahlung der speziellen Ladesteuer möglich sein.
Raffiniert!
Wirklich interessant. Irgendwie muss man ja diese unbotmäßigen eFahrer disziplinieren.
Aber sooo viel wird eh nicht bei rumkommen, da ja, selbst wenn sämtliche Autos elektrisch fahren, unser Stromverbrauch nur um 20% steigen wird. Und an den 20% wird jetzt nicht sooo viel zu holen sein?
Aber wahrlich, wehret den Anfängern!