Eine gut gelegene Wohnung in Wien zu finden ist nicht leicht. Anfang 2016 hatte ich das Glück und die Möglichkeit, mir in der Wiener Josefstadt eine 50m² große Wohnung, ideal als kleines Büro oder für Studenten/ein Pärchen, zu sichern. Diese musste saniert werden und die Gastherme wurde durch eine Infrarotheizung ersetzt.
Von Konstantin Heiller
In diesem Artikel berichte ich über den Austausch, meine Erfahrungen und die Vorteile einer Infrarotheizung.
Eine neue Heizung muss her
Da der Vormieter fast 20 Jahre darin gewohnt hatte, gab es natürlich einiges zu sanieren. Insbesondere das Heizsystem (Gastherme mit vier Radiatoren) hatte ausgedient. Der Kostenvoranschlag für eine neue Vaillant Therme lag weit jenseits der € 2.000 und ich hatte ohnehin meine Vorbehalte gegen ein Gasheizung. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Über drei Jahre habe ich im Bereich „Erdgaspipelines“ gearbeitet und ich betrachte den Energieträger CH4 als wichtigen Pfeiler für Produktionsprozesse, G-Mobilität und das Beheizen sehr großer Räume. Meine Vorbehalte, abgesehen von der Investition in eine neue Therme, waren jedoch:
Große Gastherme, kleine Wohnung – das macht keinen Sinn
- Die regelmäßigen Kosten für die Thermenwartung (Terminvereinbarung & Kosten)
- Das jährliche Entlüften der Heizkörper
- Die regelmäßigen Rauchfangkehrertermine (in Deutschland „Schornsteinfeger“ genannt)
- Die regelmäßigen Abgasmessungen und Messungen der „Luftzahl“ aufgrund der
- ab und zu vorkommenden CO-Unfälle (Kohlenmonoxid)
- Der zu entrichtende „Grundpreis“ auf Erdgas für die Zuleitung (Netzkosten) und für die Energiebereitstellung (Energiekosten) selbst
- Und… klingt jetzt komisch, aber reinigen Sie einmal so einen Radiator (auch mit einer Bürste auf einer Feder ist das nicht so leicht)
Außerdem haben die Radiatoren die schönen alten Fenster ziemlich „verschandelt“ und die bestehende, alte Heizung war wirklich laut. Die Holzvertäfelungen hatten geknackt, wann immer die Pumpe in der Therme angesprungen ist und das Warmwasser durch die Wände gelaufen ist.
Eine neue Infrarotheizung von Sunstone
Aus diesem Grund habe ich mir Angebote für eine Infrarotheizung eingeholt. Meine Wahl ist auf die Heizkörper der Firma „Peter Hapke“ auf www.sunstone.at gefallen, da es hier einerseits die üblichen leichten Kunststoff-Wandpanele (wie bei vielen anderen Anbietern auch), andererseits aber auch stylische Glaspanele (für das Badezimmer) und ausschließlich dort die schönen Marmorplatten gibt, die die Wärme besonders lang und effizient speichern und nach und nach abstrahlen.
In der Vergangenheit hatte ich auf dem Gebiet der Stromspeicher („Die smarte Batterie“) mit Infrarotsystemen zu tun, als ich eine Kombination aus PV-Anlage, Stromspeicher und Infrarotheizung mitgeplant hatte. Das Konzept trägt den Namen „Klimakombo“, richtet aber sich primär an Eigenheimbesitzer (die ein eigenes Dach für die PV-Anlage zur Verfügung haben, was bei Wohnungsmietern meistens nicht der Fall ist). Deshalb war ich froh, bei dieser Mietwohnung zumindest einmal das Heizsystem auf Basis von Infrarotwärme konzipieren zu können.
Mit der Flex und dem Meisel geht es an die Arbeit
Im Rahmen der Wohnungssanierung wurden erst die Gastherme und der Gaszähler ausgebaut; auf dem Foto unterhalb (links „vorher“, rechts „nachher“) sieht man den abmontierten G4 Balgengaszähler. Strom war natürlich vorhanden gewesen und nach Erstellung eines Elektrobefundes konnten auch die neuen Stromverbraucher (5 Stück Sunstone-Heizungen und ein Austria Email EHT 80 Elektroboiler) installiert werden.
Infrarotheizung gewinnt nicht nur dank Kostenvorteil
Anfangs war ich noch kritisch gewesen, Warmwasser mittels Strom zu erzeugen; die folgende Rechnung (netto gerechnet) hatte mich dann doch überzeugt, das Gas abzumelden. Gasherd hatte ich nämlich ohnehin keinen.
Wichtig war für mich nicht nur der Kostenvorteil, sondern die „qualitativen“ Vorteile, wie
- Geräuschloses Heizen (keine Pumpen und keine Ventile, die zischen könnten)
- So gerne ich Besuch bekomme, jedoch ab nun keine Terminvereinbarungen mehr notwendig
- Fernsteuerbar (FIBARO smart Home)
- Allergikerfreundlich
- Effizienteres Heizen mit Strom aus Wasserkraft
- Keine Gefahr von Kohlenmonoxid-Austritt mehr
- Uvm.
Automatische (Fern-)Steuerung der Infrarotheizung
Durch den Einbau eines FIBARO smart home Systems für mehrere hundert Euro ist der finanzielle Vorteil fast wieder dahin, ich fahre jedoch nicht schlechter. Ganz abgesehen davon ist die Strahlungswärme (vergleichbar mit der eines Kachelofens) viel angenehmer als die Konvektionswärme eines Radiators. Aus diesem Grund haben einige Familienmitglieder und viele Bekannte von mir in ihren Wohnungen inzwischen auch zusätzliche Infrarotheizkörper installiert (z.B. unterm Schreibtisch, im Schlafzimmer, etc.).
Besonders angenehm ist die Strahlungswärme natürlich bei üblicherweise recht kalten Fußböden wie im Badezimmer. Im Badezimmer habe ich einen Glasheizkörper montiert, der fast wie ein Flatscreen-TV aussieht. Jedenfalls läuft der 10 Minuten, bevor man üblicherweise ins Bad geht, an und der Raum ist angenehm aufgewärmt… (links „vorher“, recht „nachher“).
Warmwassererzeugung und Infrarotheizung laufen klimaneutral
Ein weiterer schöner Aspekt ist, dass ich meinen Strom aus Wasserkraft beziehe, womit meine Warmwassererzeugung und meine Raumheizung nun zukünftig weitestgehend klimaneutral erfolgen.
Wem das „Wiener Wohnen“ in Gründerzeithäusern mit den hohen Räumen, den französischen Flügeltüren und dem Fischgrätenparkett ebenso gefällt, wie mir, dem werden auch die alten Doppelfenster (Kastenfenster) gut gefallen. Leider war es früher Unsitte, die Radiatoren direkt unterhalb der Fenster zu installieren; nun habe ich den Platz wieder freigelegt, wie auf den Fotos von Wohn- und Schlafzimmer zu sehen ist (links „vorher“, rechts „nachher“):
Zwar fehlt hier noch die Einrichtung (samt Vorhänge). Der Radiator unterhalb des Wohnzimmer-Fensters ist hier aber schon durch einen hochkant montierten Marmorheizkörper von sunstone an der Wand zwischen den Fenstern ersetzt worden. Die Steuerung erfolgt über ein FIBARO Smart Home Center, das über Z-Wave Protokoll die Unterputz-Funkthermostaten aktiviert und deaktiviert.
Im Schlafzimmer ist der Marmor- oder „Natursteinheizkörper“ näher am Bett montiert worden, erstens weil es dort bereits einen Stromanschluss gab, zweitens weil so der Fußteil vom Bett angenehm mitgewärmt werden kann.
Dank Infrarotheizung besteht keine Schimmelgefahr mehr
Eine Anmerkung noch zu dem unteren Bild: Der alte Einbaukasten (links) bestand aus einer Holz-Rigips Bastlerkonstruktion. Hinter dem Kasten war es immer recht kalt, deswegen war dort immer die Luftfeuchte aus dem Raum kondensiert; das Ergebnis war ein millimeterdicker Befall mit schwarzem Schimmel (ausgerechnet im Kinderschlafzimmer der Vormieter). Mit den Infrarotheizungen kann das in Zukunft gar nicht mehr vorkommen. Deswegen empfehle ich auch allen meinen Bekannten, die Ihre Kinderzimmer stets im ruhigsten und meistens auch kühlsten Raum der Wohnung (weil am weitesten vom Thermostat entfernt) planen, dass sie hier zumindest ein Infrarotpanel installieren, um Schimmel vorzubeugen (links „vorher“, rechts „nachher“).
Das Smart Home System ist für Spielereien und Nützliches erweiterbar
Die Kosten der Heizkörper betrugen, kumuliert für fünf Heizkörper, drei aus Naturstein (Marmor), einer aus Glas und ein kleines Kunststoffpanel für den Vorraum, ca. € 4.000. Auf die Heizkörper habe ich bis zu fünf Jahre lang Garantie. Da es aber keine beweglichen, rotierenden oder korrodierenden Teile gibt, sind eher die Thermostaten, wenn überhaupt, die kritische Punkte. Diese kann man für etwas unter 100 Euro in fünf Jahren oder später, wenn einmal etwas sein sollte, günstig nachkaufen.
Zu den Thermostaten noch ein witziger Gedanke: die Unterputz-Relais schalten zwei Ausgänge. Unter Umständen hänge ich an den zweiten Ausgang noch eine günstige IKEA LED Kette. Mit dieser werden die Heizkörper dann von rückwärts beleuchtet, wenn sie eingeschaltet sind. Aber das ist eine Spielerei für später.
Wärme aus Strom günstiger als aus Erdgas?
Vorerst beobachte ich einmal den Energieverbrauch über mehrere Jahre. Zwar war das Erdgas als Energieträger pro kWh günstiger als Strom pro kWh. Die neuen Heizungen und der Austria Email EHT 80 Boiler brauchen jedoch insgesamt viel weniger kWh Strom (ca. 40%), wodurch der höhere Preis pro kWh (17 ct statt 7,4 ct) wieder kompensiert wird.
Infrarotwärme fühlt man durch die Oberflächenbeheizung außerdem stärker, weshalb die Thermostaten auch bei höherem Wärmeempfinden nachweislich niedriger eingestellt werden können. Da ich die Wohnung auch schon ab und zu vermietet habe, habe ich dieses Feedback auch schon von anderen Nutzern erhalten. Weitere Bilder gibt es auf www.vie-apartment.at.
Bildquelle oben: © Gert Schmidinger / pixelio – www.pixelio.de
Bildquellen im Text: © Konstantin Heiler
Die Heizkosten je kwh genügt nicht. Die eHeizung hat einen Wirkungsgrad von 100%, der der Gasheizung eher 80-90%. Das relativiert auch.
Hallo Enders,
endlich jemand, der das auf Anhieb versteht: Richtig – es geht um die gesamte Verbrauchsmenge, nicht nur die Kosten pro kWh!
Darum schrieb ich auch : „Die neuen Heizungen und der Austria Email EHT 80 Boiler brauchen jedoch insgesamt viel weniger kWh Strom“ – nicht zuletzt auf Grund des Wirkungsgrads.
Danke!
Ich halte das für einen grundsätzlich aufschlussreichen Artikel. Bloß wird „im Betrieb“ eine alte, abgelaufene Gasheizung mit einer modernen Infrarotheizung verglichen, das hinkt etwas. Und: bei kleinen zu beheizenden Kubaturen, die noch dazu wenig belegt sind, so im Verband stecken wie hier im großvolumigen Altbau mit viel Speichermass – da muss man schon genauer hinsehen und kann nicht pauschal für das eine oder andere entscheiden. Überhaupt wenn dann die Heizung mit Ökostrom betrieben wird – solange wir in Ö noch Ökostrom haben, im Winter. Der Vollständigkeit halber müsste man dann aber für die Gasheizung auch Bio-Gas in Betracht ziehen, das zumindest in VOrarlberg gekauft werden kann wie Ökostrom.
Vor wenigen Jahren hätte ich noch schwer protestiert. Mit dem heutigen Ökostrom sieht das schon ein wenig anders aus. Noch besser wäre halt eine Wärmepumpe.
Vor Allem aber hängt die Sache von einer effektiven Wärmedämmung ab. Ist die gut genug, kann ich mit 1-3 kW die gesamte Bude heizen.
Ich verstehe sowieso nicht, dass überhaupt noch Häuser erlaubt werden, die nicht den Passivhausstandard einhalten.
So wird das nichts mit der Energiewende.
Mit Schimmel hat die Heizart übrigens überhaupt nichts zu tun. Schimmel entsteht, wenn die Wandtemperatur unter den Taupunkt der Raumluft fällt. Da ist es prinzipiell völlig egal, WIE geheizt wird. Außer wenn der Strahler direkt auf die Schimmelecke gerichtet wird.
Sehr interessant. Auch ich bin am Überlegen denn nach Dämmmaßnahmen an unserem EFH brauchen wir mit der 20 Jahre alten Ölheizung nur noch 500-550 Liter Heizöl pro Jahr.
Irgandwann ist diese fällig, der Einsatz im Schornstein muß auch saniert werden usw.
Eine WP ist eher unrentabel denn die 15000 Euro bei 20 Jahren Lebensdauer machen alleine schon 750 Euro pro Jahr aus, ohne Reparaturen, Wartung, Stromkosten.
Allerdings würde ich eher Elektroradiatoren für 50 Euro je Stück wählen.
Ich hoffe Sie berichten im Frühjahr und nach einem vollen Jahr mal über die verbrauchten kwh.
Mit 1 – 3 kW ein Haus (Bude) heizen ist eher ein theoretischer Wert, weniger praxisgerecht. Das sind Aussagen von Hausverkäufern. In der Realität kannst damit (3 kW) das Erdgeschoss heizen.
Passivhäuser sind laut aktuellen Zahlen sogar rückläufig. Ein gut geplantes und mit guten Materialien gebautes Haus nach heutigem Standard laut Bauordnung, reicht völlig aus. Die Zuzahlung für den sogenannten Passivhausstandard, soll ja ganz erheblich sein, kann man sich sparen und in Gewinnung von solarer Energie bzw. ein gutes Speichermedium stecken. Dann bleibt immer noch Geld übrig für einen sehr guten Urlaub.
Schimmel hat sicher auch mit der Heizart zutun. Wie kommst es, dass Häuser die 100 – 200 Jahre alt sind und mit einem Kachelofen (Strahlunswärme) geheizt wurden, keinen Schimmel haben oder hatten. Es ist sicher eher die Kombination aus einer klugen Wärmedämmung, Lüftungsverhalten und einer effktiven Heizung.
Unser Kessel hat 11 kW, und das reicht für ein ganzes Haus, das über 200 Jahre alt ist. Und das hatte schon vor der nachträglichen Dämmung gereicht. Müssten wir heute den Kessel nachrüsten, würden wir sicher mit 5 kW auch im härtesten Winter auskommen.
Dass Passivhäuser rückläufig seien, ist sehr bedauerlich. Ich spare mir damit sämtliches Heizungsgedöns, Ölkauf, Gasabrechnung, Sicherheitsprüfungen etc. Das macht die geringen Mehrkosten fast wett.
Dass alte Häuser weniger schimmeln, liegt vor allem daran, dass sie beim Blower-Door-Test krachend durchfallen würden. Die riesigen Zugverluste sorgen halt für eine trockene Luft.
Das Problem tritt fast immer nur dann auf, wenn nur die Fenster erneuert werden (was auch monetär meist das Günstigste ist), die Neuen dann luftdicht sind und die Bewohner falsch lüften, nämlich gar nicht wie vor dem Einbau. DANN schimmelt es.
Stoßlüftung ist bei den meisten Leuten einfach nicht praktikabel, selbst wenn es nur einmal vor- und einmal nachmittags nötig wäre. Außerdem stehen die Fensterbretter meistens voll mit Staubfängern ;D
„Clevere“ Fensterhersteller bauen deshalb Lüftungsschlitze in ihre Fenster, sodass fast der ganze Energiespareffekt wieder verpufft.
Ein sparender Effekt ist auch, einen Strahler direkt auf sich zu richten. So werde nur ich richtig mollig warm. Hat man gerne in Bädern, wo man nur für 20 Minuten am Tag die mollige Wärme braucht. Die Luft kann dann ruhig bei 20 Grad oder darunter bleiben.
Und 1 kW Strahler für 20 Minuten sind halt nur 0,3 kWh.
Endlich jemand, der nicht mit dem Mainstream mit schwimmt. Die meisten rennen doch nur den Trendwörtern wie klimaaktiv, CO 2 neutral, nachhaltig, Passivhaus usw. hinterher, ohne sich Gedanken zu machen. Nehmt ihm nicht die Freude an seinem Objekt. Idee, Umsetzung und die Lösung vom Projekt finde ich gut gelungen. Sicherlich hat jedes System seine Stärken und Schwächen. Gibt es das perfekte Auto?
Schimmelbildung ist ein sehr komplexes Thema, würde auch den Rahmen sprengen. Aber nur mit Dämmung und Lüften ist es nicht getan. Es braucht schon eine gute Heizung. Aber Angst vor Schimmelbildung brauch er keine zu haben.
Heizstrahler in Bädern? Sparen ist immer gut. Aber ich bau mir keinen Strahler ins Bad um zu sparen, sondern ich will ein warmes Bad haben inkl. der Fliesen. Heizkomfort, angenehme Wärme und Behaglichkeit sollte heute schon drin sein. Heizstrahler gehören in Fabrikations- Lagerhallen aber nicht mehr in Bäder.
Ok, Klaus, jede hat so ihre Prioritäten, irgendwo muss man einen Strich ziehen.
Wir machen das sogar mit einem Heizlüfter, ist noch einfacher und kann immer genau da hingestellt werden, wo die Frau ist 😀