Der Kampf um Rohstoffe für die Batterien von Elektroautos hat längst begonnen. Neben Lithium steht Kobalt im Fokus, dessen weltweite Vorkommen zu zwei Dritteln im Kongo lagern. Dort drängen chinesische Firmen besonders aggressiv in den Markt. Sie wollen sich die Vorherrschaft bei der Batterieproduktion langfristig sichern – eine ernste Bedrohung für die europäische Autoindustrie.
China dominiert alle Ebenen der Batterieproduktion
Der Kongo ist eins der ärmsten Länder der Welt. Das anderswo so begehrte Kobalt wird dort unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen und teilweise von Kindern abgebaut. In dem afrikanischen Land sind neben großen Minengesellschaften inzwischen auch wilde Schürfer unterwegs, die das Metall auf eigene Faust und ohne Schutzkleidung aus dem Boden graben. Unternehmen aus den USA und Europa versuchen diese Art Kobalt zu meiden, während chinesische Unternehmen dahingehend deutlich weniger Skrupel haben sollen. Doch nicht nur dort dominieren sie: Das chinesische Unternehmen GEM, ein Hersteller von Chemikalien für Batteriezellen, hat gerade ein Abkommen mit dem Rohstoffproduzenten Glencore geschlossen. Glencore verkauft in den nächsten drei Jahren ein Drittel seiner Kobaltproduktion an die Chinesen – fast 14.000 Tonnen in diesem Jahr. 2020 sollen es schon 21.000 Tonnen sein.
Inzwischen investieren chinesische Bergbau-Unternehmen auch in die Erschließung neuer Minen im Kongo. Vier Fünftel der weltweiten Produktion von Kobaltsulfit finden schon jetzt in China statt, und bei der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien selbst liegt das Land ohnehin vorn. Über die Hälfte der weltweiten Batterieproduktion kommt von dort, Tendenz steigend. Eine eigene Batteriefertigung in großem Stil ist in Europa kurzfristig nicht in Sicht – genauso wenig wie eine wettbewerbsfähige Alternative zur Lithium-Ionen-Technologie.
Auch deutsche Autohersteller bemühen sich um langfristige Verträge
Wegen der steigenden Nachfrage hat sich der Kobaltpreis seit 2016 vervierfacht, der Preis für eine Tonne des Metalls liegt inzwischen bei über 80.000 Dollar. Produzent Glencore will deshalb die Fördermenge in den nächsten beiden Jahren verdoppeln. Nicht nur chinesische Unternehmen versuchen deshalb, sich langfristige Lieferverträge zu sichern, auch große Auto- und Batteriehersteller stehen mit Glencore in Verhandlung. Doch mit Kobaltproduzenten zu verhandeln ist gar nicht so einfach, wie das Beispiel VW zeigt: Der Autobauer scheiterte schon zweimal beim Versuch, einen Liefervertrag zu Preisen abzuschließen, die langfristig unter dem aktuellen Marktpreis liegen. Die Händler sind eben wählerisch in Zeiten, in denen die Nachfrage nach Elektroautos anzieht. BMW hingegen war erfolgreicher und konnte sich Lieferverträge für Lithium und Kobalt sichern.
Quelle: tradingeconomics.com
Kobaltproduzent Glencore warnt vor der chinesischen Marktbeherrschung
Dass die chinesische Dominanz auf dem Kobaltmarkt zum massiven Problem für die europäische Autoindustrie wird, betont selbst Glencore-CEO Ivan Glasenberg. „Wenn Kobalt in die Hände der Chinesen fällt, werden Elektroautos nicht in Europa produziert. Sie wachen zu spät auf…ich denke, es liegt daran, dass die Autoindustrie noch nie ein Versorgungsproblem hatte“, sagte Glasenberg auf dem Rohstoffgipfel in Lausanne. Dennoch bekräftige Glasenberg seine Bereitschaft, Minen im Kongo nach China zu verkaufen, wenn der Preis gut sei.
Quellen / Weiterlesen:
Chinese control of cobalt supply is risk for car industry: Glencore | Reuters
Chinesen greifen nach Kobalt-Reserven im Kongo | Handelsblatt
China drängt im Kobalt-Wettrennen ganz nach vorne | manager magazin
Bildquelle: flickr – Steve Dummit