Europäische Batterie-Allianz für Elektroautos

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Die Batterie ist das wichtigste und teuerste Teil eines Elektroautos. Europäische Autohersteller sind bei diesem Thema nach wie vor auf Importe angewiesen: Die großen Produzenten von Batteriezellen mit Ausnahme von Tesla sitzen in Asien. Das will die EU-Kommission nun ändern. Sie will zeitnah eine Strategie entwickeln, um eine Zellproduktion in Europa anzustoßen.

Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie

Wenn der erwartete Elektroauto-Boom kommt, dürfen die europäischen Hersteller nicht den Anschluss verlieren, warnt die Kommission. Sie fürchtet um die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten europäischen Autoindustrie und fordert eine europäische Batterie-Allianz zum Aufbau einer Zellfertigung. Deshalb wurden bereits im Oktober 40 Firmenvertreter aus der Auto-, Chemie- und Technologiebranche nach Brüssel eingeladen, um zu diskutieren, wie Europa beim Thema Batteriezelle aufholen kann. Ein zweites Treffen fand Anfang Februar statt.

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Die großen Autohersteller und Zulieferer scheuen bisher das Risiko, das mit einer eigenen Zellfertigung verbunden ist. Kein Hersteller will Milliarden investieren, solange unklar ist, wie sich die Verkaufszahlen von Elektroautos in den nächsten Jahren entwickeln. Außerdem haben die asiatischen Hersteller wie Samsung, Panasonic und LG Chem einen jahrelangen technologischen Vorsprung.

„Wir brauchen mehr als zehn Gigafactories in Europa“

Diesen Vorsprung gilt es nun aufzuholen. EU-Energiekommissar Maros Sefcovic sagte nach dem Treffen, man brauche mehr als zehn Gigafactories in Europa. Dabei sollen die Mitgliedsstaaten die Industrie nun auch unterstützen können. Wie das genau aussehen soll, dazu will die EU-Kommission im Mai eine Strategie vorlegen. In Brüssel erwartet man, dass die Nachfrage nach Elektroautos bis Mitte des nächsten Jahrzehnts anzieht. Dann brauche man hundert Gigawattstunden Produktionskapazität, sagte Sefcovic. Der Batteriemarkt werde dann ein Volumen von 250 Milliarden Euro haben. Nur mit einer eigenen Zellfertigung könne sichergestellt werden, dass die Industrie den Zugriff auf die neuste Technik habe. Im Rahmen der Treffen wurde über mögliche Maßnahmen wie ein Clearinghaus für die wichtigen Rohstoffe Lithium, Kobalt und Nickel gesprochen. Außerdem diskutierte man über Regeln für das Recycling von Altbatterien von Elektroautos und über Investitionen in eine große Zellfabrik, woran mehrere Investoren und ein EU-Staat beteiligt sein sollen.

Die EU-Kommission setzt auf Fördermaßnahmen

Daimler hatte seine eigene Zellfabrik in Kamenz im Jahr 2014 dichtgemacht, weil der Konzern nicht mit den Preisen asiatischer Konkurrenten mithalten konnte. Aus demselben Grund setzen die Zulieferer Bosch und Continental statt auf die Lithium-Ionen-Technologie auf den Durchbruch der Feststoffbatterie, die etwa 2025 serienreif sein könnte. Diese abwartende Haltung hält EU-Kommissar Sefcovic für gefährlich, er warnt vor weiterem Zögern. Er will die Hersteller mit einer Kombination aus politischen, regulatorischen und finanziellen Ansätzen dazu animieren, aktiv zu werden. Aus der Forschungsförderung stehen bis 2020 insgesamt 200 Millionen Euro zur Verfügung, hinzu kommen Mittel aus anderen EU-Töpfen wie dem Strukturfonds. Wenn einzelne Mitgliedsstaaten die Zellproduktion mit Subventionen fördern, können diese Projekte von den Beihilferegeln der EU ausgenommen werden, indem sie als „Projekte von gemeinsamem europäischem Interesse“ deklariert werden. Im Mai will die Kommission ihre Strategie genau darlegen.

Quellen / Weiterlesen:
EU-Kommission sieht Batterie-Allianz auf gutem Weg | Handelsblatt
EU-Kommission will europäische Batteriefabriken fördern | Spiegel Online
Bildquelle: Pixabay

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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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