Der deutschen Industrie droht eine Rohstoffknappheit: Die Metalle, die für die Produktion von Batterien von Elektroautos benötigt werden, können nicht schnell genug abgebaut werden. Deutschland ist bei Kobalt, Graphit, Lithium oder Mangan vollständig auf Importe angewiesen. Die Folge könnten Engpässe sein, warnen Branchenexperten.
Der Bedarf wächst schneller als die Abbaukapazitäten
„Die Gefahr von Engpässen bei der Rohstoffversorgung steigt“, sagte zum Beispiel Matthias Wachter, Abteilungsleiter Sicherheit und Rohstoffe beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) gegenüber der WELT. „Denn der Bedarf wächst schneller als die Kapazitäten bei der Förderung.“ Ohne eine ausreichende Versorgung mit den nötigen Metallen werde es keine Zukunftstechnologien „Made in Germany“ geben, warnt Wachter. In Deutschland gibt es aktuell keine Zellfertigung, das Konsortium TerraE will hier jedoch in den nächsten Jahren an zwei Standorten eine Großserienproduktion von Lithium-Ionen-Zellen aufbauen.
Minenbetreiber können die Preise diktieren
Der größte Teil der weltweiten Kobaltvorkommen lagert im Kongo, Graphit kommt zu 70 Prozent aus China. Lithium kommt derzeit hauptsächlich aus Südamerika, wo sich vier große Anbieter den Markt teilen. Wegen des kommenden weltweiten E-Auto-Booms wird dabei nicht nur das Angebot knapper. Die Minenbetreiber könnten zudem die Preise diktieren, warnt auch Torsten Brandenburg von der Deutschen Rohstoffagentur (Dera). Die Dera hat 53 mineralische Rohstoffe untersucht und dabei nur zwölf in die Kategorie „geringes Beschaffungsrisiko“ eingestuft. Alle übrigen Rohstoffe stammen entweder aus Ländern mit erhöhten politischen Risiken oder es gibt nur wenige Anbieter.
Quelle: tradingeconomics.com
Dies gilt insbesondere für Kobalt aus dem Kongo und für Graphit, beides entscheidend wichtige Bestandteile von Batteriezellen. An sich gäbe es weltweit reiche Vorkommen an den nötigen Rohstoffen für die Akkuproduktion, erklärt Matthias Wachter vom BDI. Doch auch wegen der hohen Umweltbelastung seien nur wenige Länder derzeit bereit, sie abzubauen.
Große Hersteller arbeiten an Akkus mit neuer Zusammensetzung
Doch die Nachfrage wird weiter steigen, und damit beginnt ein weltweites Wettrennen um die begehrten Metalle. Alle großen Autohersteller wollen künftig stark auf Elektromobilität setzen, wodurch sich die Nachfrage weiter erhöhen wird. Der BDI hatte deshalb schon früher insbesondere vor einer steigenden Nachfrage nach Kobalt gewarnt und eine stärkere Forschung an Mangan- und Eisenphosphat-Elektroden sowie in Nickel-Elektroden empfohlen. Beide enthalten kein oder nur wenig Kobalt. Auch die Batteriehersteller Samsung, LG Chem und SK Innovation arbeiten bereits an Akkus mit einem geringeren Kobalt-Anteil. Ein anderer, wichtiger Ansatz gegen Rohstoffknappheit ist ein stärkeres Batterierecycling bzw. die Verwendung gebrauchter Akkus in stationären Großspeichern.
Quellen / Weiterlesen:
Die gefährliche Nebenwirkung des E-Auto-Booms | Welt
Elektromobilität: Deutsche Industrie befürchtet Rohstoffengpass für Batterien | heise online
Bildquelle: Wikipedia – By Mariordo (Mario Roberto Duran Ortiz) – Own work, CC BY-SA 3.0