Argumente gegen das Elektroauto widerlegt

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Um das Elektroauto ranken sich diverse Mythen, die sich hartnäckig halten. Elektroautos sind schlecht fürs Klima, die Batterie hält nicht lange durch, und Feinstaub verursachen sie auch genauso wie Verbrenner. Doch viele dieser Argumente sind falsch oder nur teilweise richtig.

Die Herstellung von Elektroautos verursacht enorm viel CO2

Es stimmt, dass Elektroautos bei der Herstellung schlechter abschneiden als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das liegt an ihrer Batterie, deren Produktion besonders viel Energie verschlingt. Eingeprägt hat sich bei vielen die Angabe, dass jeder Tesla-Akku 17 Tonnen Treibhausgase erzeugt. Wie inzwischen klar wurde, stimmt das nicht – und die meisten Elektroautos fahren ohnehin mit einer viel kleineren Batterie als die großen Teslas. Grundsätzlich trifft aber zu, dass Elektroautos in der Herstellung mehr Treibhausgase verursachen. Es gibt allerdings inzwischen genügend Berechnungen, die belegen, dass sie im Betrieb und über ihre Lebensdauer die Umwelt weniger schädigen als Verbrennungsfahrzeuge. Dafür ist aber wichtig, sie mit Ökostrom zu laden.

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Durch Elektroautos sinkt der Ökostromanteil in Deutschland

Manche behaupten, dass der Ökostromanteil im deutschen Strommix sinkt, wenn alle Elektroautos nur noch Ökostrom tanken. Das wiederum führe zu höheren CO2-Emissionen, da der Anteil an Kohlestrom steigt.

Solange Elektroautos mit echtem Ökostrom betankt werden, ist alles im grünen Bereich. Denn echte Ökostromanbieter – etwa Greenpeace Energy, Lichtblick, Naturstrom oder die EWS – erzeugen nicht nur all ihren Strom mit erneuerbaren Energien, sondern investieren auch in die Energiewende. Sie bauen neue Anlagen und tragen so dazu bei, dass der Anteil an Ökostrom im deutschen Mix weiter steigt.

Die Reichweite von Elektroautos ist noch zu gering

Ja, Elektroautos erreichen immer noch nicht die Reichweite von Benzin- oder Dieselfahrzeugen. Die Generation der neuen Stromer, die in nächster Zeit auf den Markt kommt, überzeugt aber in vielen Fällen mit guten Reichweiten zwischen 300 und 500 Kilometern. Doch auch wo das noch nicht der Fall ist: Die meisten Autos, ob Elektro oder nicht, legen pro Tag weit kürzere Strecken zurück, im Schnitt gerade einmal 50 Kilometer. Das schafft jedes Elektroauto.

Was auch stimmt ist, dass die Ladeinfrastruktur oft noch nicht zufriedenstellend ausgebaut ist. Doch das ändert sich gerade. Die Zahl der Ladestationen in Deutschland wächst, es gibt inzwischen über 16.000 öffentliche und halböffentliche Ladepunkte. Damit Autokäufer aber wirklich Vertrauen in Elektroautos bekommen, müssen die Reichweiten und die Zahl der Ladestationen gleichermaßen überzeugen.

Die Batterien halten nicht lange

Im Gegensatz zu den Akkus in Handys und Laptops sind die Batterien in Elektroautos wirklich langlebig. Sie halten viel länger durch als die zwei Jahre, die wir von unseren Handyakkus gewohnt sind. Inzwischen zeigt sich auch, dass Elektroauto-Batterien die Erwartungen der Hersteller übertreffen. Man geht inzwischen davon aus, dass sie 3.000 bis 5.000 Ladezyklen überstehen. Das bedeutet, dass ein Smart zwischen 300.000 und 500.000 Kilometer damit schafft.

Und auch wenn das nicht der Fall sein sollte, sind Käufer abgesichert. Autohersteller geben heute langjährige Garantien auf die Batterien, üblich sind derzeit 8 Jahre. Sollte die Batterie in dieser Zeit kaputtgehen, wird sie kostenlos vom Hersteller repariert oder getauscht. Außerdem sollte die eigene Kasko-Versicherung den Akku mit einschließen. Das gilt auch für Bedienfehler wie eine Tiefenentladung.

Wer ganz sichergehen will, kauft nur das Elektroauto und mietet die Batterie. Dieses Modell bietet zum Beispiel Nissan beim Leaf an.

Die Batterien können nicht recycelt werden

Das stimmt zumindest teilweise. Es gibt Ansätze, Fahrzeugbatterien zu recyceln. Leider wird dies momentan dadurch erschwert, dass die Batterien nicht standardisiert sind und deshalb kein automatisiertes Recyceln möglich ist. Das muss sich ändern, zum einen, weil die Herstellung neuer Batterien viel Energie verbraucht. Zum anderen, weil wichtige Rohstoffe wie Lithium und Kobalt sich verteuern und die Batteriehersteller abhängig von Rohstoffimporten machen. Ihr Abbau schädigt außerdem die Umwelt und geschieht unter fragwürdigen Bedingungen, zum Beispiel im Kongo, wo Kobalt oft von Kindern abgebaut wird.

Ein anderer Ansatz ist, die Batterien nach ihrer Nutzung im Elektroauto weiter zu verwenden. Zum Beispiel zu stationären Stromspeichern zusammengeschaltet, wo sie helfen, das Stromnetz zu stabilisieren. Das geht auch in Ladestationen für Elektroautos, wo die Batterien als Pufferspeicher eingesetzt werden.

Auch Elektroautos verursachen Feinstaub

Das stimmt! Feinstaub entsteht (unter anderem) durch den Abrieb der Reifen und der Bremsen von Autos, also auch bei Elektroautos. Außerdem wirbeln auch Elektroautos den Staub auf der Straße auf. Sie erzeugen jedoch keinen Feinstaub beim Verbrennungsprozess, wie etwa moderne Benziner mit Direkteinspritzung. Andere Abgase wie Kohlendioxid oder Stickoxide stoßen Elektroautos ebenfalls nicht aus. Sie sind deshalb tatsächlich viel besser für die Luftqualität als Verbrennungsfahrzeuge.

Quellen / Weiterlesen

Dichtung und Wahrheit über Elektroautos | emobly
Vorurteile: Diese Argumente gegen Elektroautos sind Quatsch | Edison
Die größten Mythen über E-Autos | WirtschafsWoche
Bildquelle: Pixabay
Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

2 Kommentare

  1. Soso, „Argumente gegen das Elektroauto widerlegt“?

    1. „Es stimmt, dass Elektroautos bei der Herstellung schlechter abschneiden als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.“
    Aha.
    „Es gibt allerdings inzwischen genügend Berechnungen, die belegen, dass sie im Betrieb und über ihre Lebensdauer die Umwelt weniger schädigen als Verbrennungsfahrzeuge.“
    Ist damit die vermutete Gesamtlebensdauer gemeint, oder die Zeit, in der der Erstbesitzer das Auto nutzt? Denn wenn man alle 5 Jahre ein neues Auto kauft, bringt es recht wenig, dass das Elektroauto nach 9 Jahren weniger umweltschädlich als ein Verbrenner wäre. Wobei das wohl weniger eine Frage des Alters als der gefahrenen Strecke ist – und zwar derjenigen, die man mit der Variante zurückgelegt hätte, die man am wenigsten genutzt hätte. Denn die Idee, mit dem Elektroauto extra viel zu fahren, damit es „umweltfreundlicher“ wird (z.B. weil irgendwo stand, dass man ab 150.000 km besser da steht, als ein Verbrenner), ist natürlich grober Unfug.

    2. „Manche behaupten, dass der Ökostromanteil im deutschen Strommix sinkt, wenn alle Elektroautos nur noch Ökostrom tanken.“
    Wer behauptet denn so einen Quatsch? Belege?
    Richtig ist aber, dass Elektroautos zusätzlichen Stromverbrauch generieren – und wenn dieser ausschließlich durch „Ökostrom“ gedeckt würde, würde somit der Strommix für alle Normalverbraucher weniger „Ökostrom“ enthalten. Aber z.B. die Elektrizitätswerke Schönau antworten auf Nachfrage zum Glück: „Wenn Sie sich entscheiden Ökostrom zu beziehen, bekommen Sie immer noch den gleichen Strom wie vorher auch.“ Also auch jemand, der sein Elektroauto grundsätzlich mit „echtem Ökostrom“ lädt, tut dies mit dem ganz normalen Strommix – und somit bleibt der Ökostromanteil am Strommix natürlich tatsächlich für alle Stromkunden grundsätzlich gleich.
    Allerdings bedeutet das zwangsläufig auch, dass Elektroautos durch ihre Nutzung indirekt die Schadstoffe verursachen, die bei der Erzeugung dieses Strommixes freigesetzt werden. Schön daran ist allerdings, dass dies in der Regel weit weit weg vom Wohnort des Elektroauto-Besitzers geschieht.

    Bei der Gelegenheit: Kann mir jemand sagen, wie viel GW Stromerzeugungskapazität die Elektrizitätswerke Schönau in den vergangenen 28 Jahren neu errichtet haben? Auf deren Website kann ich dazu leider überhaupt keine Info finden.

    3. „Die Reichweite von Elektroautos ist noch zu gering“
    Das Argument ist doch sowieso Quatsch. Ein VW Käfer hatte z.B. als 1302er mit 44 PS nur eine Reichweite von ca. 400 km (40-Liter-Tank und Verbrauch um die 9 Liter pro 100 km). Trotzdem hat sich das Teil verkauft wie geschnitten Brot.
    Das Problem ist doch nicht die Reichweite, sondern die Wartezeit zwischen den Reichweiten – die sich auch schonmal extrem verlängern kann, wenn die angesteuerte Ladesäule kurz zuvor von Interessensteilenden belegt wurde. (Und ich habe mir erzählen lassen, dass selbst die Tesla Supercharger mit jedem zusätzlich Nutzer den Ladestrom für die zusätzlich hinzukommenden Nutzer deutlich reduzieren.)
    Dass die Leute im täglichen Schnitt die Reichweite heutiger Elektroautos nicht ausreizen, ist aber als Argument genauso Quatsch. Erstens sagt der Durchschnitt überhaupt nichts darüber, welche Langstrecken man regelmäßig fährt (z.B. ein Wochenendpendler, der unter der Woche in einer Zweitwohnung nahe dem Arbeitsplatz lebt, am Wochenende aber 300 oder mehr km zur Familie fährt – oder die Familienmutter, die einmal im Monat ihre Eltern besucht, die 400 km entfernt wohnen) und zweitens kauft man sich ein Auto in der Regel insbesondere auch aufgrund des damit verbundenen Versprechens von Spontanität. Man könnte jederzeit sonstwo hin fahren, selbst wenn man das dann doch nie tut. Man sieht das doch schön an den SUV-Verkaufszahlen. (Das ist aber auch so ähnlich wie mit der Reisefreiheit für die ehemaligen DDR-Bürger, von denen die allermeisten dennoch bis heute nie in Afrika oder in den USA waren.) Mit einem Elektroauto kauft man sich dagegen eher einen Klotz ans Bein und das tun sich seltsamerweise nur wenige freiwillig an.

    5. „Die Batterien können nicht recycelt werden
    Das stimmt zumindest teilweise. Es gibt Ansätze …“
    Ahja, wenn es Ansätze gibt, dann ist das Problem bereits gelöst?
    „Ein anderer Ansatz ist, die Batterien nach ihrer Nutzung im Elektroauto weiter zu verwenden.“
    Und was ändert das an der Aussage, dass die Batterien nicht recycelt werden können?
    Oder anders gefragt: Wenn man Atommüll vor der Endlagerung erst nochmal zwischenlagert, dann ist das Endlagerproblem auch gelöst?

    6. „Auch Elektroautos verursachen Feinstaub
    Das stimmt!“
    Aha.

    „Andere Abgase wie Kohlendioxid oder Stickoxide stoßen Elektroautos ebenfalls nicht aus. Sie sind deshalb tatsächlich viel besser für die Luftqualität als Verbrennungsfahrzeuge.“
    Was bitteschön hat Kohlendioxid mit der Luftqualität zu tun?
    Gilt die Aussage auch für die Luftqualität der Regionen, in denen die Rohstoffe für das Elektroauto abgebaut werden, oder die Halbzeuge produziert werden, oder der Strom erzeugt wird?
    Und stimmt die Behauptung auch, wenn man ein vielgenutztes Elektroauto mit einem wenig genutzten Verbrennungsfahrzeug vergleicht?

    Aber schön zu sehen, wie hier die Argumente gegen das Elektroauto vollumfänglich widerlegt wurden. (Wobei – auf dem abgebildeten Buch-Cover steht was von 10 Argumenten…)

    Was ist eigentlich mit dem Vorurteil, dass Elektroautos zur weiteren Zunahme des Straßenverkehrs beitragen – insbesondere weil deren Nutzer sich ja angeblich kein schlechtes Gewissen machen müssen, wenn sie unnötig ihr Fahrzeug nutzen (den Effekt gab es ja schonmal bei der Einführung des Kat)? Oder was ist mit dem Vorurteil, dass auch Elektroautos nicht nachhaltig sind und somit massiv zum Resourcenverbrauch beitragen? (Nicht nur die Batterien lassen sich extrem schlecht recyceln, noch schlechter sieht es bei Verbundwerkstoffen wie CFK aus.) Oder was ist mit dem Vorurteil, dass der nennenswerte Einsatz von Elektroautos einen massiven Ausbau der Stromnetze verursachen würde/wird?

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