Die Energiewende ist ohne leistungsfähige Stromspeicher zum Scheitern verurteilt. Diese Aussage wurde von der Berliner Think-Tank Agora Energiewende in einem Report jedoch ausgeräumt. Angeblich sind für den Erfolg der Energiewende bis 2030 keine Speicher notwendig. Dennoch wird eingeräumt, dass Großbatterien insoweit wirtschaftlich seien, um die Stromnetze zu stabilisieren. Passend zu dieser These wurde Mitte September 2014 das Pilotprojekt vom Stromversorger Wemag und dem Berliner Speicherspezialisten Younicos eingeweiht. Dass der Batteriepark Schwerin nicht ganz so unbedeutend ist, zeigte die Tatsache, dass Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel von der SPD extra angereist war, um die Batterie in Betrieb zu nehmen.
Eine Großbatterie mit 5 MW Leistung
Younicous hat seit Jahren an der Technik und Steuerung ihrer Großbatterie gefeilt. Diese könnte Signalwirkung zeigen. Weltweit werden jedoch noch größere Batteriespeicher eingesetzt, um Strom zwischenzulagern. Im Wind- und Solarpark Rokkasho-Futamata in Japan ist eine Batterie mit einer Leistung von 35 MW in Betrieb. Dieser Strom wird verkauft, wenn im Netz ein zusätzlicher Bedarf besteht. Die Wemag-Batterie ist für europäische Verhältnisse mit 5 MW momentan einzigartig. Der in Schwerin betriebene Speicher überzeugt aber nicht nur mit seiner Größe, sondern er soll mit dieser Technik auf dem Energiemarkt zeigen, dass hierüber Geld verdient werden kann. Aus diesem Grund nimmt der Akku an Versteigerungen der Netzbetreiber für Primärregelleistung teil. Obwohl dies auf den ersten Eindruck nicht erkennbar ist, sorgt der Speicher jedoch in Deutschland dafür, dass das Stromnetz nicht zusammenbricht.
Was steckt dahinter?
Die meisten Netzbetreiber halten sich eine sogenannte schnelle Eingreiftruppe an Kraftwerken. Diese springen ein, wenn im Netz plötzlich Strom fehlt oder sehr starke Schwankungen auftreten. Dabei wird diese Eingreiftruppe in regelmäßigen Abständen in einer Ausschreibung ermittelt. Dabei erhalten diese speziellen Kraftwerke ihre Leistung über einen theoretischen Zeitraum von 15 Minuten bezahlt, also immer dann, wenn die Leistung im Netz benötigt wird. Die Wemag möchte sich nun mit ihrer Großbatterie gegen die bisherigen Eingreiftruppen-Betreiber, die aus Kohlekraft- und Gasturbinenkraftwerken bestehen, behaupten. Nach Aussage der Wemag kann die Großbatterie wesentlich schneller auf Netzschwankungen reagieren als die fossilen Kraftwerke. Wenn zukünftig immer mehr Solar- und Windkraftanlagen am Netz angeschlossen sind, wird eine schnelle Reaktionszeit immer wichtiger. Insgesamt werden dadurch immer weniger herkömmliche Kraftwerke am Netz sein, um dieses zu stabilisieren. Von daher hat der Großspeicher in Schwerin schon jetzt seine Daseinsberechtigung.
Großbatterien kommen zukünftig ohne staatliche Förderung aus
Die Projektbeteiligten der Schweriner Großbatterie teilen mit, dass der Akku über eine Laufzeit von 20 Jahren nur eine niedrige Rendite abwirft. Mit etwa 1,3 Millionen Euro hat die Bundesregierung das Projekt unterstützt. Dies sind 20% der Projektsumme. Die Verantwortlichen vom Batteriehersteller Younicos glauben jedoch, dass aufgrund der sinkenden Preise für Speicherbatterien diese bald ohne Förderung auskommen werden.
Im Gegensatz zu den in Japan aus Natrium-Schwefel-Batterien bestehenden Großspeichern hat Younicos beim bekannten Technikunternehmen Samsung 25.000 Lithium-Ionen-Akkus bestellt. Diese werden normalerweise in Elektroautos eingesetzt. Die Ingenieure von Younicos haben diese Akkus zu einer einzigen Großbatterie miteinander verbunden. Obwohl die Lithium-Ionen-Akkus eine anspruchsvollere Steuerung voraussetzen, sind die Kosten aufgrund hoher Abnahmemengen rapide gesunken. Um die komplette Primärregelleistung in Deutschland auf Batteriespeicher umzurüsten, wären etwa 100 Großakkus der Größenordnung in Schwerin erforderlich. So abwegig ist diese Entwicklung jedoch nicht. US-Analysten von Navigant Research schätzen, dass die weltweite Leistung zur Netzstabilisierung von heute etwa 500 MW schon bis 2024 auf weit mehr als 20.000 MW ansteigen kann.
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