Windkraft ist in der europäischen Union mittlerweile die drittwichtigste Energiequelle. Im Jahr 2015 wurden 12,8 Gigawatt neu zugebaut, gute 3 Gigawatt davon Offshore. Das entspricht einem Wachstum von 6,3 Prozent gegenüber 2014. Die gesamte installierte Kapazität beträgt damit insgesamt 142 Gigawatt, wie der europäische Windenergieverband EWEA mitteilte. Windenergie kann damit bei durchschnittlichem Windaufkommen 11,4 Prozent des Strombedarfs in Europa abdecken.
Deutschland bei Zubau und Gesamtkapazität an der Spitze
Für den Zubau wurden insgesamt 26,4 Milliarden Euro investiert, etwa 40 Prozent mehr als im Jahr 2014, teilte der Verband weiter mit. Deutschland liegt bei den Neuinstallationen an der Spitze, gefolgt von Polen und Frankreich. Die größte Gesamtkapazität innerhalb der EU hat ebenfalls Deutschland mit 45 Gigawatt, an zweiter Stelle steht Spanien mit 23 Gigawatt, gefolgt von Großbritannien mit 13,6 und Frankreich mit 10,4 Gigawatt. Insgesamt hat Windkraft einen Anteil von 15,6 Prozent an der gesamten Energieerzeugung. Davor liegen Gas mit 21,1 Prozent und Kohle mit 17,5 Prozent. Bei den konventionellen Energiequellen werden weiterhin mehr Kraftwerke stillgelegt als neu angeschlossen.
Der Zubau im Offshore-Bereich lag mit 3 Gigawatt mehr als doppelt zu hoch wie im Jahr zuvor. Auch hier ist Deutschland Spitzenreiter: Mehr als 75 Prozent aller neuen Offshore-Windräder stehen in deutschen Gewässern. Europaweit gibt es 3.250 Offshore-Anlagen in insgesamt 84 Windparks. Die Kapazität dieser Anlagen beträgt zusammen 11 Megawatt, was etwa der Leistung von 11 Atomkraftwerken entspricht.
EWEA: Es fehlt an Sicherheit für Investoren
Der Vorsitzende der EWEA Giles Dickson erklärte, dass 2015 ein starkes Jahr für Deutschland und insbesondere für den Offshore-Zubau gewesen sei. Doch Investoren brauchten klare Vorschriften und eine klare Energiepolitik, sonst würden sie abgeschreckt. Da diese Voraussetzungen nicht überall gegeben seien, sei das Wachstum geographisch ungleichmäßig verteilt. Von den 28 EU-Staaten gäbe es nur 6, die über 2020 hinausgehende Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien hätten. Selbst manche Entwicklungsländer seien in diesem Bereich engagierter. Dickson erklärte weiter, der aktuelle Vorstoß der EU-Kommission für eine neue Regenerativ-Leitlinie sei eine Chance, die EU-Länder zu größerem Einsatz beim Ausbau der Erneuerbaren zu bewegen.
Windkraft könnte deutlich günstiger sein
Einer im Februar veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zufolge könnte Windkraft zudem noch deutlich günstiger sein: Wenn Windparks effizienter arbeiten würden, könnten sie ihre Betriebskosten um durchschnittlich 45 Prozent reduzieren und damit trotz sinkender Subventionen und Ölpreise wettbewerbsfähiger sein, heißt es. An guten Standorten sei Onshore-Windstrom auch ohne Förderung schon günstiger als Kohle oder Atomkraft. Insgesamt müssten Windparks aber besser wirtschaften. Ein großes Sparpotential sieht die Unternehmensberatung vor allem bei den Wartungskosten. Die Gewinne der 477 Onshore-Windparks könnten um mehr als 300 Millionen Euro steigen.
Darüber hinaus müssten 150 Millionen Euro in den Ausbau der europäischen Stromnetze gesteckt werden, um Flauten und Erzeugungsspitzen beim Windstrom auszugleichen. Die nicht ausreichend vorhandene Netzinfrastruktur gefährde die Versorgungssicherheit.
Hier können Sie die vollständige Studie „Wind in power: 2015 European statistics – February 2016“ der EWEA herunterladen.
Quellen / Weiterlesen:
Stärkster Ausbau in Deutschland: Windkraft wird für Europa immer wichtiger – n-tv.de
Wind adds 13GW new capacity in 2015: 44% of all new power – EWEA
Roland-Berger-Studie: Windstrom könnte viel billiger sein – Focus Money Online
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