Elektromotorräder: Warum setzen sich E-Motorräder nicht durch?

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Eigentlich spricht vieles für Elektromotorräder. Sie sind leise und emissionsfrei, und ihr E-Motor sorgt für eine rasante Beschleunigung. Trotzdem fristen sie im Gegensatz zu Elektroautos, E-Bikes und Elektrorollern noch ein Nischendasein. Woran liegt es, dass sich Elektromotorräder nicht schneller durchsetzen?

Etablierte Motorradhersteller zögern noch

Während es in der Autoindustrie mit dem Umstieg auf Elektromobilität inzwischen gut vorangeht, gibt es kaum ein etablierte Motorradhersteller, der schon ein Elektromotorrad im Angebot hat. Auch wenn Harley-Davidson und Ducati jetzt nachziehen, wird der Markt für Elektromotorräder von Start-ups dominiert. Das bekannteste ist die US-Firma Zero Motorcycles, die schon länger E-Motorräder mit alltagstauglicher Reichweite verkauft. Denn das ist das Problem: Die Reichweite ist wohl daran schuld, dass die Bikes noch nicht attraktiv für die breite Masse sind. Denn so bekommen Motorradfans für das gleiche Geld bei Elektromotorrädern de facto weniger Leistung.

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Welche Reichweite haben Elektromotorräder?

Das neuste E-Motorrad von Zero ist ein Naked Bike mit bis zu 260 Kilometern Reichweite – allerdings nur im Stadtverkehr, wie der Hersteller betont. Mit Reichweitenverlängerer sind es 320. Damit liegt Zero vor der Elektro-Harley LiveWire mit 177 Kilometern Reichweite und vor den Modellen des italienischen Herstellers Energica, dessen Sportmotorräder etwa 200 Kilometer Reichweite haben. Auch der US-Hersteller Lightning lockt für sein neues Elektro-Motorrad Superbike Strike mit 240 Kilometern Reichweite.

Das klingt erstmal nicht so wenig, doch wie viel die Modelle im Realbetrieb schaffen, steht auf einem anderen Blatt. Denn genau wie bei Elektroautos stimmt die Praxisreichweite oft nicht mit den Herstellerangaben überein. Zumal auch viel vom persönlichen Fahrstil abhängt. Wer die enorme Beschleunigung des Elektroantriebs allzu oft ausreizt, steht schneller mit leerem Akku da als jemand, der sparsam fährt.

Bei schneller Fahrt auf der Autobahn verbrauchen Elektrofahrzeuge sowieso grundsätzlich mehr als im Stadtverkehr. Lange Touren, etwa übers Wochenende, sind damit nicht so gut möglich oder nur mit sehr guter Planung. Noch ein Nachteil: Bei Elektromotorrädern fehlt eine Funktion, die es bei einigen Elektroautos schon gibt, nämlich die automatische Beheizung des Akkus im Winter. Dadurch kann es vorkommen, dass sich manche Modelle bei sehr niedrigen Temperaturen nicht mehr starten lassen.

In Städten sind E-Motorräder ideal

Deshalb sind vor allem die Stadt und kurze Strecken ein gutes Einsatzgebiet für Elektromotorräder. Erstens, weil sie als emissionsfreie Fahrzeuge weder Fahrverbote fürchten müssen noch Lärm verursachen. Zweitens ist das Cruisen dort viel angenehmer als mit einem herkömmlichen Motorrad, weil das ständige Schalten wegfällt. Nicht zuletzt findet sich mit dem Motorrad schneller ein Parkplatz, und am Stau fährt man ebenso entspannt vorbei.

Studien zeigen, dass man im Alltag selten mehr als 100 Kilometer mit einem Fahrzeug zurücklegt, meist sogar weniger. Deshalb sollte man sich von der geringeren Reichweite der Bikes nicht abschrecken lassen. Allerdings sollte man beachten, dass das E-Motorrad eine überschaubare Ladezeit hat. Die Ladung auf 80 Prozent sollte in etwa zwei Stunden erledigt sein. Für längere Strecken oder im Gelände helfen sonst auch Wechselakkus, die für viele Modelle verfügbar sind. Dann wird der leere Akku einfach gegen einen vollen getauscht.

Quellen / Weiterlesen

Darum gibt es bisher so wenige Elektromotorräder | Welt
Elektro-Motorräder – Fahrspaß oder Spaßbremse? | Verti
Über Elektromotorräder & Elektroroller | ecomento.de
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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

2 Kommentare

  1. „Die Reichweite ist wohl daran schuld, dass die Bikes noch nicht attraktiv für die breite Masse sind.“

    Immer wieder das gleiche Märchen. Reichweiten um die 200 km sind auch bei „echten“ Motorrädern durchaus normal. Allerdings sind Tankstellen deutlich leichter zu finden, als Ladestationen. Und vor allem dauert so ein Tankstopp deutlich kürzer. Wer hat schon Lust, die eh schon viel zu kurze Gutwetterphase vor allem mit dem Nachladen des Gefährts zu verbringen?

    „Erstens, weil sie als emissionsfreie Fahrzeuge weder Fahrverbote fürchten müssen noch Lärm verursachen.“

    Erstens: Was soll das Märchen von emissionsfreien Elektrofahrzeugen?

    Zweitens: Seit wann müssen Motorräder Fahrverbote befürchte? Dieselmotorräder vielleicht. Die gibt es zwar tatsächlich, aber die dürften sogar noch seltener sein, als Elektromotorräder.

    Drittens: Seit wann verursachen Elektromotorräder keinen Lärm? Und schon wären wir wieder bei „emissionsfrei“.

    Das Stichwort „Lärm“ ist aber ein guter Hinweis: Motorräder (also nicht (Tret-)Roller, „Fahrräder mit Hilfsmotor“ oder Kleinkrafträder) sind der Inbegriff von Freiheit – und Rebellentum. Dass da insbesondere Wert auf „geräuschlosen“ Antrieb gelegt wird, wäre mir neu. Elektromotorräder sind dagegen schlicht und einfach der Inbegriff von Spießigkeit und Konformismus. Mag ja durchaus sein, dass es auch dafür einen Markt gibt – nur hat der wohl sehr wenig mit dem etablierten Markt zu tun.

    „Zweitens ist das Cruisen dort [in der Stadt] viel angenehmer als mit einem herkömmlichen Motorrad, weil das ständige Schalten wegfällt.“

    Der Autor ist offenkundig noch nie selbst Motorrad gefahren. Cruisen in der Stadt ist ja eh schon ein Widerspruch in sich – aber dass das Motorradfahren in der Stadt angenehm sein soll, ist ja wohl ein schlechter Witz. Und ob man dabei schalten muss (bzw. darf) order nicht, ist sicherlich nicht einmal ansatzweise das größte Problem.

    Und wäre zum „Cruisen in der Stadt“ ein Fahrrad – von mir aus auch eins mit Motorunterstützung – nicht wesentlich sinnvoller? Wesentlich billiger ist es ja allemal. Und auch das Thema „Parkplatz“ spricht eher für’s Fahrrad als für’s Motorrad. Und wenn man das Glück hat, in einer Stadt mit halbwegs ordentlich ausgebautem Fahrradwegenetz zu wohnen, macht sogar das Fahren Spaß – während die Motorräder sich auch dort durch den Autoverkehr quälen müssen.

  2. Das liegt daran, das noch niemand ein „Gebrauchsmotorrad“ gebaut hat, sondern nur Scheiss proprietäre Idiotenboliden…. sorry, aber es ist leider so. Zur Zeit fahre ich einen Triumph Tiger 800, mit einer Tankfüllung komme ich mit Sozia, 3 Koffer aufgeschnallt bei „braver“ Fahrweise ca. 280 – 320 Kilometer. Mit anderen Worten bewege ich vollgetankt, vollbepackt mit 2 Personen ein Systemgewicht von 420 – 450 Kilo. Wenn ich jetzt so ein aufgedudeltes proprietäres eMotorrad, dass in erster Linie nur fragwürdige Optik, irre Kraft für 50 km Reichweite mit irgendwelchen elektronischen Spielereien hat, kaufe ich mir so eine Gurke nie im Leben….. Obwohl ich gerne elektrisch fahren würde, leise, ohne Gestank durch die Gegend gleiten…. aber sicher nicht in der Stadt, da muss ich dem Hentinger recht geben, das ist völliger Bullshit. Also, wo ist mein elektrisches Motorrad…?

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