Rohstoffe für die Elektromobilität: Kobalt, Nickel und Lithium

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Elektroautos sollen das Klima retten und sich deshalb möglichst schnell verbreiten. Ein weltweiter Wettkampf um die kostbaren Batterierohstoffe Lithium, Nickel und Kobalt hat begonnen – mit unklarem Ausgang. Denn diese Rohstoffe sind knapp, und ihr Abbau teilweise langwierig und heikel.

In jedem Smartphone und jedem Laptop stecken sie, und auch in jedem Elektroauto und E-Roller sind sie verbaut: Lithium-Ionen-Akkus. Die leistungsfähigen Batterien funktionieren aber nicht ohne bestimmte Rohstoffe. In einem Smartphone-Akku stecken etwa acht Gramm Kobalt und Lithium, in einem Elektroauto etwa tausendmal so viel.

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So schnell steigt die Nachfrage nach Kobalt, Nickel und Lithium

Folgen Autohersteller also dem Wunsch der Politik nach mehr Elektroautos, brauchen sie dafür in den nächsten Jahren jede Menge Batterien. Und somit auch wesentlich mehr von den nötigen Rohstoffen. Noch vor zwei Jahren lag der Bedarf an Kobalt für die Autoindustrie bei 54.000 Tonnen pro Jahr. In den nächsten neun Jahren wird sich dieser Bedarf verfünffachen, ergaben Schätzungen.

Ähnlich sieht es bei Lithium aus. Derzeit werden pro Jahr 250.000 Tonnen benötigt, was sich in absehbarer Zeit auf 1,5 Millionen Tonnen erhöhen wird, schätzen Analysten. Auch der Bedarf an Nickel geht nach oben. Schätzungen sprechen von bis zu 1,4 Millionen Tonnen jährlich bis 2028. Im Jahr 2017 waren es 50.000 Tonnen.

Wo die begehrten Rohstoffe lagern

Um diesen Bedarf zu decken, müssen die Abbaumengen steigen. Als größte Lithium-Reserve der Welt gilt der Salzsee Salar de Uyuni in Bolivien. Was der Abbau für die dortige Umwelt bedeutet, ist noch unklar und umstritten. Auch in Kanada, Australien und Europa soll Lithium abgebaut werden, hier aus Vulkangestein. Das Unternehmen European Lithium erforscht den Abbau von Lithium in Österreich und will 2021 starten. In allen Fällen ist der Abbau von Lithium aber schwierig und daher langwierig. Das verknappt Lithium, obwohl es weltweit viele Lagerstätten gibt.

Noch viel schwieriger ist es mit Kobalt. Das Metall ist rar, und ein großer Teil der weltweiten Vorkommen lagert im Kongo. Dort arbeiten viele Kinder in der Kobaltproduktion, zudem finanzieren die dortigen Minen direkt oder indirekt Warlords in dem Bürgerkriegsland. Die größten chinesischen Hersteller jedoch nehmen darauf keine Rücksicht. Sie kaufen das Kobalt aus dem Kongo trotz der dortigen Menschenrechtsverletzungen auf.

Nachfolgender Chart zeigt die Preisentwicklung von Kobalt der letzten 18 Monate.


Quelle: tradingeconomics.com

Weniger Kobalt = mehr Nickel

Deutsche Hersteller wollen dagegen möglichst kein Kobalt aus dem Kongo beziehen. Sie setzen auf neue Quellen in Europa und Australien. Zudem arbeiten alle großen Zellhersteller an Batteriezellen, die mit weniger Kobalt auskommen. Tesla und Panasonic ist es gelungen, den Anteil auf 2,8 Prozent zu senken. Bei VW dagegen steckt noch etwa viermal so viel in den Akkus.

Selbst wenn es gelingt, einen Akku ganz ohne Kobalt zu bauen, wird die Nachfrage nach Nickel anziehen, den Hersteller dann statt Kobalt brauchen. Deshalb erwarten Analysten auch hier einen Anstieg bei Bedarf und Fördermenge. Nickel kommt meist aus Indonesien und von den Philippinen, wo auch chinesische Hersteller stark vertreten sind.

Deutsche Hersteller brauchen eigenen Zugang zu Batterierohstoffen

Die meisten großen Batteriefabriken stehen in Asien. China hält zwei Drittel aller Kapazitäten zur Verarbeitung von Batterierohstoffen. Grund genug für europäische Hersteller, sich Zugriff auf Lithium, Kobalt und Nickel schon jetzt langfristig zu sichern. Unklar ist, ob das schnell genug gelingt. Allein VW wird bis 2025 eine Batteriekapazität von 150 Gigawattstunden benötigen. Das ist so viel, wie vier Tesla Gigafactories hervorbringen.

Quellen / Weiterlesen

Der weltweite Kampf um die strategischen Rohstoffe | Welt
Warum Boliviens Salzsee einen Schatz für deutsche Elektroautos birgt | Orange by Handelsblatt
European Lithium | Unternehmensseite

Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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