Wenn es um Elektromobilität geht, denken viele sofort an Tesla. Der Elektroautobauer aus dem Silicon Valley hat beim Börsenwert Autohersteller mit langer Tradition wie GM und Ford überholt und will in diesem Jahr mit dem Tesla Model 3 richtig durchstarten. Doch auch wenn Tesla große Pläne hat – die Zukunft der Elektromobilität liegt Experten zufolge in China.
Nicht mehr in den USA, sondern in China sind jetzt die meisten Elektroautos unterwegs
Der aktuelle Electric Vehicle Index der Unternehmensberatung McKinsey zeigt, dass China bei der Produktion von Elektroautos einen Anteil von 43 Prozent an der Weltproduktion hält. Das entspricht 870.000 produzierten Fahrzeugen im Jahr 2016. Zum Vergleich: In Deutschland liegt dieser Anteil bei 23 Prozent, in den USA bei 17 Prozent. Auch bei den Batteriezellen legen die Chinesen mit einem Anteil von nun 25 Prozent weiter zu, ebenso bei der Herstellung von Elektromotoren, der jetzt 37 Prozent des Weltmarktes beträgt. Seit vergangenem Jahr sind in China mehr als 650.000 Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb unterwegs. Dazu zählen neben reinen Batteriefahrzeugen auch Plug-In-Hybride. Damit hat das Land die USA erstmals als das Land mit der größten Flotte an Elektroautos überholt.
Was die Nachfrage nach Elektroautos angeht, so wächst der chinesische Markt ebenfalls stark. Letztes Jahr wurden Angaben von McKinsey zufolge weltweit 743.000 Fahrzeuge neu zugelassen. Davon entfielen 352.000 Einheiten auf China, also fast die Hälfte. Der dortige Markt wuchs demnach um 69 Prozent. In Europa wurden lediglich 7 Prozent mehr Elektroautos zugelassen als im Vorjahr, hier sind insgesamt 202.000 elektrische Fahrzeuge unterwegs. Für die USA beträgt der Zuwachs 37 Prozent, das entspricht 159.000 neu zugelassenen Fahrzeugen.
In China kurbelt eine Kombination mehrerer Faktoren die Verkäufe an
Im Index der Gesamtbetrachtung von Marktgröße und Rahmenbedingungen liegt derzeit China noch hinter Norwegen, den Niederlanden und Schweden. Bei dieser Betrachtung analysiert McKinsey den Anteil von E-Fahrzeugen am Gesamtmarkt und bewertet auch Anreize wie Subventionen, Infrastruktur sowie das verfügbare Angebot. Bei den untersuchten 15 Ländern kommt Deutschland hier ins hintere Mittelfeld. Die große vorhandene Dynamik auf dem chinesischen Markt hängt mit einer großen Modellvielfalt, der Kombination aus finanziellen und nicht-finanziellen Anreizen zusammen, sowie mit dem massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur. Was ebenfalls zum schnellen Wachstum beiträgt: Im Reich der Mitte ist die potentielle Nachfrage groß, lediglich 70 von 1.000 Einwohnern besitzen dort ein Auto. In Deutschland liegt dieser Wert bei 540.
Doch auch für den deutschen Markt hat McKinsey Hoffnung. Das Gesamtniveau sei mit 27.000 verkauften E-Autos zwar niedrig, auch wenn der Markt 2016 um 11 Prozent gewachsen sei. Nicolai Müller, Seniorpartner von McKinsey dazu: „Gerade auf der Angebotsseite wird sich viel tun. In den kommenden Monaten werden deutsche Hersteller zahlreiche neue Modelle auf den Markt bringen.“ Zudem werde die Infrastruktur verbessert.
Quellen / Weiterlesen:
Elektromobilität: Auf China, nicht auf Tesla schauen | NZZ Finanzen
Elektromobilität: China vergrößert Vorsprung, Europa stagniert | MCKinsey&Company
Bräunig: China bleibt auf Wachstumskurs | VDA
Bildquelle: Wikipedia – By Brücke-Osteuropa (Own work) [CC0]
Ich dachte immer, wir wären die Besten? 😆