Der Karlsruher Energiekonzern EnBW übernimmt rückwirkend zum 31. Dezember 2017 die Deutsche Energieversorgung GmbH und damit die Speichermarke SENEC. Das Unternehmen mit Sitz in Leipzig soll auch nach der Übernahme eigenständig fortgeführt werden. Mit diesem Schritt bewegt sich der baden-württembergische Energieversorger weiter in Richtung dezentrale Energiewende. Nicht nur EnBW versucht, sich auf diese Weise fit für die Zukunft zu machen.
„Wir werden zum Vollsortimenter der dezentralen Energiewende„
Mit SENEC übernimmt EnBW eine gut etablierte Speichermarke. Der Konzern erweitert sein Portfolio im Bereich dezentrale Energielösungen schon seit Jahren. Er bietet schon jetzt mit EnBW Solar+ eine Energielösung aus Photovoltaikanlage und Speicher inklusive Community-Strom an. Durch die SENEC-Übernahme will man dieses Geschäft ausbauen: „Wir werden mit den SENEC-Lösungen zum Vollsortimenter der dezentralen Energiewende“, sagte Timo Sillober von EnBW. Dabei profitiert der Energieversorger auch von dem SENEC-Netzwerk aus über 500 Solarteuren und Installationsbetrieben, die Hausbesitzer vor Ort zu den Themen Solarstrom und Speichersysteme betreuen. Außerdem will EnBW künftig selbst erzeugten Strom stärker mit Wärme und Elektromobilität verbinden. An den EnBW-Ladesäulen können Kunden dann über die SENEC-Cloud ihr Elektroauto mit selbst erzeugtem Strom betanken – virtuell jedenfalls.
SENEC will mit EnBW im Rücken schneller wachsen
SENEC erhofft sich aus der Übernahme schnelleres Wachstum. Künftig will der Speicherhersteller neben dem deutschen Markt auch in Auslandsmärkten wie Australien und Italien präsent sein. Im neusten Monitoringbericht zur Speicherförderung liegt Senec mit 17 Prozent Marktanteil hierzulande auf Platz 2 hinter sonnen (17,5 Prozent). Außerdem erwartet SENEC, dass sich aus dem EnBW-Beteiligungsnetzwerk zu Versorgern neue Möglichkeiten für das eigene Unternehmen ergeben. Die konkrete Strategie soll allerdings erst im Detail ausgearbeitet werden, wenn das Bundeskartellamt der Übernahme zugestimmt hat. Dies wird in den nächsten zwei bis drei Wochen erwartet. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt.
Die Energiewende bedroht große Stromkonzerne
Die dezentrale Energiewende bedroht die traditionellen Geschäftsmodelle der Energieversorger. Immer mehr Deutsche erzeugen und verbrauchen ihren eigenen Strom oder speisen ihn ins Netz ein. Dabei verlieren große Versorger mehr und mehr an Einfluss, während kleine, lokale Produzenten wichtiger werden. Gerade Speicherhersteller, die über vernetzte Heimspeicher Community-Strom anbieten, stehen in Konkurrenz zu den großen Versorgern. Diese versuchen deshalb verstärkt, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen. Das niederländische Energieversorger Eneco ist seit letztem Jahr mit 34 Prozent an Next Kraftwerke beteiligt, dem Betreiber eines der größten virtuellen Kraftwerke Europas. RWE besitzt mit Belectric einen Speicherspezialisten, der erst neulich für den Konzern einen großen Batteriespeicher in Herdecke errichtet hat. Belectric gehört der RWE-Ökostromtochter Innogy, die jetzt von E.ON übernommen wird. Auch E.ON hat mit der SolarCloud bereits ein Produkt im Portfolio, das dezentrale Energieversorgung mit einem Community-Modell kombiniert.
Quellen / Weiterlesen:
SENEC gewinnt starken Partner für weiteres Wachstum | SENEC
EnBW schluckt Heimspeicher-Marke SENEC | energate messenger
EnBW übernimmt Senec | pv magazine
EnBW übernimmt Senec-Hersteller DEV | SolarServer
Bildquelle: © Deutsche Energieversorgung GmbH