Vor wenigen Wochen erklärte das amerikanische Unternehmen Oncor, in der Wüste von Texas ein neues Batteriespeicherkraftwerk mit einer Leistung von 5.000 Megawatt errichten zu wollen. Mit diesem Projekt könnte eine neue und bahnbrechende Entwicklung bei Großspeicherkraftwerken in Gang kommen.
5.000 Megawatt Batteriespeicherkraftwerk: Die Größe ist beeindruckend
Nach Einschätzung von Oncor erfordert das Batteriespeicherkraftwerk viele tausend Batteriesysteme in der Größe eines Kühlschranks, die in Containern zusammengeschlossen werden. Auf diese Weise wird eine Gesamtleistung von 5.000 Megawatt erreicht sowie eine Energiespeicherkapazität von 15.000 Megawattstunden. Erst kürzlich ist der bislang größte Batteriespeicher in den USA mit 32 Megawattstunden in Betrieb genommen worden. Diese Zahlen sind beeindruckend. Doch was sagen sie näher aus? Nach Angaben des US-Departments für Energy Global Energy Storage Database sind in den gesamten Vereinigten Staaten Energiespeicher mit etwa 28.500 Megawatt Leistung installiert. Hierbei handelt es sich in der überwiegenden Mehrheit um Pumpspeicherkraftwerke, die schon alleine 26.600 Megawatt ausmachen. Die übrigen Batteriespeicherkraftwerke erreichen insgesamt nur 540 Megawatt. Nach Oncor würde sich die Batteriespeicherkapazität in den USA fast verzehnfachen. Dabei würde diese Anlage lediglich in einem Bundesstaat, nämlich in Texas, liegen.
Die gesamte Stromversorgung von Texas würde von dem Vorhaben profitieren
Die Stromversorgung in Texas könnte sich mit einem so gigantischen Energiespeicher grundlegend verändern. Die Electric Realiability Council of Texas (ERCOT) liefert momentan in ihrem Stromnetz eine Leistung von 69.000 Megawatt. Diese Menge reicht für die Grundversorgung eines jeden Kunden in Texas zwar aus, jedoch stehen für Notfälle so gut wie keine Reserven zur Verfügung. Gelingt das Vorhaben von Oncor, dann würden zusätzlich 5.000 Megawatt Energiespeicherkapazität bereitstehen, so dass die Kapazität hierdurch um 7% gesteigert werden könnte. Insbesondere in der Hochsaison im Sommer könnten hierdurch Engpässe vermieden werden. Vorteilhaft an einer solchen Lösung ist, dass die Speicherbatterien schnell geladen werden können und ihren Strom erst nach Bedarf abgeben können. Bei möglichen Netzschwankungen könnte der Energieversorger durch das Batteriespeicherwerk von Oncor möglichst schnell reagieren und so für einen Ausgleich sorgen. Es wurde berechnet, dass 1 Gigawatt Batterieleistung 10 Gigawatt der bisherigen Must-Run-Kapazität von Kohlekraftwerken einsparen kann.
Ein ähnliches Projekt wurde kürzlich in in der Nähe von Schwerin von Younicos in Betrieb genommen. Hierbei handelt es sich um den größten Batteriespeicher Deutschlands, allerdings mit einer Leistung von „nur“ 5 Megawatt, also einem Promille des in Texas geplanten Batteriespeicherkraftwerks.
Das neue Grid-Storage-Geschäftsmodell
Vielleicht fragen sich viele, wie es Oncor schafft, bei einer Investitionssumme von rund 5,2 Milliarden US-Dollar ein solches Projekt durchzuführen. Gerade in heutiger Zeit ist es besonders schwierig, auf dem Markt mit verschiedenen Energieerzeugern zu bestehen. Noch ist es billiger, die Erdgasnachfrage zu erhöhen, als den Strombedarf über Batteriespeichersysteme zu decken. Oncor bestreitet dies nicht. Jedoch bietet die Zwischenspeicherung von Strom entscheidende Vorteile. So können in bestimmten Zeiten überlastete Netzknoten mit Batteriestrom versorgt und Netzschwankungen ausgeglichen werden. Oncor sieht den Vorteil darin, dass die örtlichen Netzbetreiber keine teuren Überlandleitungen zusätzlich bauen müssen. Je Meile kostet eine solche Streckenführung immerhin 1 Millionen US-Dollar. Stattdessen können diese Gelder sinnvoll in ein Batteriespeichersystem investiert werden, welches zu einer Absicherung des gesamten Stromnetzes dient. Insgesamt profitiert der Elektrizitätsbinnenmarkt von der Errichtung von Batteriespeicherkraftwerken. Von der sogenannten Battle-Group wurde der notwendige Rechtsrahmen geschaffen, so dass Oncor seinen gespeicherten Strom bei Bedarf an den Meistbietenden versteigern kann. Insoweit profitiert auch Oncor selbst von der Errichtung seines Großspeicherkraftwerkes.
Allerdings gibt es derzeit Stimmen im texanischen Senat, die Förderungen für erneuerbare Energien in Texas abzuschaffen.
Staatliche Regelungen sind für die Nutzung des Batteriespeicherkraftwerkes notwendig
Bisher (seit den 90er Jahren) wurden Energieerzeugungsanlagen, Übertragungssysteme und der Vertrieb von Energie getrennt. Innerhalb der Bereiche entstanden zahlreiche Monopole. In Texas gehören die Leitungssysteme noch dem Staat, die Stromerzeuger und Verkäufer sind jedoch privatisiert und somit wettbewerbsfähig. Oncor ist eigentlich ein Kabelnetzbetreiber, der eine regulierte Monopolstellung hat. Das Unternehmen betreibt etwa 119.000 Meilen Stromleitungen in Texas und kann auf 3 Millionen Kunden zurückgreifen. Auch der Staat Texas selbst sieht Vorteile in der Errichtung eines Batteriespeicherkraftwerkes und unterstützt das Unternehmen mit Geldern. Als Kabelnetzbetreiber, welcher durch den Staat reguliert wird, kann Oncor nicht selbst auf dem Strommarkt auftreten. Von dieser Regelung ist jedoch die Versteigerung überschüssiger Batteriekapazität ausgenommen. Schließlich liefert Oncor seinen Strom nicht an den Endkunden, sondern an Versorgungsbetriebe, die diesen erst ersteigern müssen.
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