Es gibt Neuigkeiten von nanoFlowcell: Das Unternehmen teilte mit, dass seine Flusszellentechnologie, die die Elektromobilität revolutionieren soll, nun reif für den Markt sei. Und das will man nun endlich beweisen. In den nächsten fünf Jahren will NanoFlowcell die Serienproduktion der Technologie in einer Pilotanlage demonstrieren, plant den Gang an die Börse und hat Pläne weit über Elektroautos hinaus.
NanoFlowcell-Technologie bisher nicht unabhängig überprüft
NanoFlowcell macht seit mehreren Jahren immer wieder Schlagzeilen, weil das Unternehmen um den Schweizer Nunzio LaVecchia ein Elektroauto entwickelt haben will, das seinen Strom aus einer Redox-Flow-Batterie bezieht. Dieses Fahrzeug soll mit einer Ladung 1.000 Kilometer fahren und innerhalb von Minuten geladen werden können. Der Schlüssel soll ein neuartiger Elektrolyt sein, der auf gut verfügbaren und ungiftigen Flüssigkeiten basiert. Viele zweifeln an dem Konzept: LaVecchia hat einen zweifelhaften Ruf, gibt keine technischen Details preis und lässt das System nicht unabhängig prüfen.
Tagesproduktion von zwei Millionen Litern Elektrolytflüssigkeit geplant
In einer Pressemitteilung erklärte nanoFlowcell nun, man habe zwar die Funktionsweise der nanoFlowcell Flusszellentechnologie mit Testfahrzeugen unter Beweis gestellt. Man sei jedoch den Beweis schuldig geblieben, dass das System auch serientauglich sei. Das wolle man nun leisten und Produktionsanlagen für die Flusszelle und den bi-ION Elektrolyten bauen. Im Innovationszentrum „QUANT-City“ soll gemeinsam mit Partnern eine Muster-Produktion für Quant Niedervolt-Elektrofahrzeuge entstehen. Die Pilotanlage soll in der ersten Stufe eine Tagesproduktion von zwei Millionen Litern „bi-ION“ Elektrolytflüssigkeit leisten. Dies entspricht der Mitteilung zufolge einer Energiemenge von 1,2 Megawatt. Die Produktion könne dann dem Bedarf entsprechend skaliert werden.
NanoFlowcell will auch stationäre Kraftwerke errichten
Die Anwendung des Elektrolyten beschränkt sich nicht nur auf Flussbatterien. nanoFlowcell kündigte auch an, stationäre Kraftwerke im Megawatt-Bereich errichten zu wollen, die nachhaltig und umweltfreundlich mit bi-ION betrieben werden. LaVecchia möchte mit diesen Kraftwerken künftig auch Energie-Leasing anbieten und über ein Energieversicherungsnetz eine Versicherung gegen Energie-Ausfall anbieten.
Weiterhin plant er ein Innovation-Lab zur Abbildung des Wertschöpfungsprozesses von der Applikationsforschung bis hin zur Applikationsentwicklung. LaVecchia sieht für seine Flusszelle großes Potential nicht nur für Elektroautos, sondern auch für Schienenfahrzeuge, als Sekundärenergie in Flugzeugen und Schiffen sowie als stationärer Energieträger für die netzgebundene oder netzunabhängige Energieversorgung von Gebäuden und Industrieanlagen.
Testflotte aus Flusszellenfahrzeugen
Zunächst soll gemeinsam mit Partnern eine internationale Testflotte mit Quant 48VOLT und Quantino 48VOLT Elektrofahrzeugen eingerichtet werden. Hierzu will NanoFlowcell eine Kleinserienproduktion im CKD-Stil auf (Completely Knocked-Down) aufbauen. Die „Nullserie“-Produktion sei Teil des Produktentstehungsprozesses zur Weiterentwicklung der Logistik- und Qualitätsprozesse sowie der Serienfertigungsmethode von flusszellenbetriebenen Elektrofahrzeugen. „Eine Vorbestellung für ein rund 25.000 QUANTiNO 48VOLT und 500 QUANT 48VOLT Fahrzeuge umfassendes Kontingent ist bereits getätigt“, heißt es.
Börsengang „nicht aus finanziellem Zwang“
Der angekündigte Börsengang sei schon länger eine mögliche Option gewesen, so LaVecchia. „Bislang mussten wir diesen aufschieben, da wir von unseren Investoren zunächst aufgefordert waren, standardisierte Fertigungsverfahren für die großserientechnische Produktion unseres Elektrolyten zu entwickeln. Das Verfahren zur Massenproduktion von bi-ION ist nun entwickelt, eine entsprechende Anlage kann gebaut werden.“ Eine größere Marktkapitalisierung würde der nanoFlowcell-Technologie zudem zu mehr Bekanntheit verhelfen sowie die Reputation des Unternehmens und seiner Technologie stützen. Einen finanziellen Zwang gebe es jedoch nicht, da das operative Geschäft über mehrere Jahre finanziell abgesichert sei. Die nanoFlowcell Holdings operiere derzeit schuldenfrei, heißt es.
Es sind also wieder große Ankündigungen, mit denen der Schweizer von sich reden macht. Eine Serienproduktion der bisher vorgestellten Studien stand in den letzten Jahren immer wieder kurz bevor. Zuletzt hieß es, NanoFlowcell wolle mit einem Flusszellenfahrzeug in die Formel E einsteigen, was jedoch noch nicht offiziell bestätigt ist. Wann der jetzt angekündigte Börsengang stattfinden soll, ist ebenso unklar wie der Standort des geplanten Innovationszentrums inklusive Testproduktion.
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nanoFlowcell: „Unsere Technologie ist nun reif für den Markt“ | Presse Box
nanoFlowcell strebt an die Börse | energate messengaer
nanoFlowcell stellt Unternehmensplan im Vorfeld des Börsengangs vor | pv magazine
So steht es geschrieben: „Dies entspricht der Mitteilung zufolge einer Energiemenge von 1,2 Megawatt“
Was genau ist gemeint? 1,2 Megawatt sind Leistung, nicht Energiemenge. Ich vermute mal, dass 1,2 MWh gemeint sind. Und das pro Tag laut Bericht.
Zum Vergleich: Das entspricht 10 Ladeplätzen am Tesla Supercharger. Auf der Basis von 20 kWh/100 km könnte man mit 1,2 MWh also rund 6000 km mit Elektroautos fahren.
Na ja, eine kleine Pilotanlage. Bei den vielen Jubelmeldungen von NanoFlowCell stellt sich die Frage, warum eine solche Pilotanlage nicht schon seit Jahren in Betrieb ist.