Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) testet einen neuen Ansatz bei Speichertechnologien: Es will aus Kohlekraftwerken große thermische Akkus machen. Im Rheinischen Revier entsteht jetzt in einem alten Kraftwerk eine Pilotanlage mit Flüssigsalz als Wärmespeicher.
Strom aus Wind und Sonne unterliegt starken Fluktuationen, deshalb brauchen wir neue Speicherlösungen, um die Stromversorgung auch in Zeiten der Energiewende sicherzustellen. An einem Kraftwerksstandort im Rheinischen Revier errichtet das DLR deshalb ein Reallabor, um Flüssigsalz-Wärmespeicher in der Praxis zu testen. Dazu wird ein konventionelles Kraftwerk umgerüstet.
DLR testet Wärmespeicher mit Flüssigsalz bereits
Wärmespeicher können Energie effizient und kostengünstig zwischenspeichern. Salz ist ein erfolgversprechendes Speichermedium, denn es ist nicht nur kostengünstig, sondern auch überall verfügbar. Flüssig kann es bei 170 und 560 Grad Celsius genutzt werden. Außerdem lässt es sich problemlos pumpen und steht auch bei hohen Temperaturen nicht unter Druck wie etwa Wasser. Das DLR testet bereits seit September 2017 die Flüssigsalz-Testanlage TESIS am Standort Köln. Diese Anlage im Industriemaßstab gibt Wissenschaftlern und Industriepartnern die Möglichkeit, Wärmespeicherkonzepte für regelbaren erneuerbaren Strom weiterzuentwickeln.
Die Energiewende hängt von Speichern ab
„Thermische Speicher bieten das Potenzial, ideale Energiespeicher im Gigawattstunden-Maßstab zu sein“, erläutert Prof. Dr. André Thess, Direktor des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik. „Wir brauchen leistungsstarke Energiespeicher mit hohem Wirkungsgrad, die zugleich ortsunabhängig und kostengünstig sind“, so Thess. Nur mithilfe der Speicherung ließen sich die starken Schwankungen bei der Produktion umweltfreundlicher Wind- und Solarenergie ausgleichen und die ebenfalls hochdynamische Energienachfrage decken.
Bestehende Kraftwerkstechnik nutzen
Das DLR sieht in der Umrüstung von bestehenden Kraftwerken gleich mehrere Vorteile: Die bestehende Kraftwerkstechnik, zum Teil noch jung und effizient, kann weitergenutzt werden. Es ändern sich lediglich die Zulieferung des Rohstoffs und die Speicher. Indem die Infrastruktur übernommen wird, spart der Umbau enorme Kosten, und Arbeitsplätze können erhalten werden. Auf dem Weg zum dritten Leben für Kohlekraftwerke sieht das DLR ein Hybridkraftwerk als möglichen Zwischenschritt an – nach der Zweitnutzung als Gaskraftwerk. In so einem Hybridkraftwerk könnte der Strom aus einem Mix aus wärmespeicher- und gasbefeuertem Dampf stammen.
Quellen / Weiterlesen