Durch autarke Insellösungen kann die Energiewende beschleunigt werden. Der Ansatz der eigenen, dezentralen Energieversorgung ist vor allem ein Zukunftsmodell für landwirtschaftlich geprägte Regionen.
Pellworm zählt zu den sonnenreichsten Regionen Deutschlands. Die nordfriesische Insel ist mit ihren 1.200 Bewohnern schon seit den 1980er Jahren ein Vorreiter im Bereich der erneuerbaren Energien. Jetzt wagt Pellworm mit der Etablierung eines intelligenten Stromnetzes den nächsten Schritt.
Solarkraftwerk und Smart Grid auf der Insel Pellworm
Schon 1983 entstand auf der Insel Pellworm der größte Solarpark Europas. Die Anlage verfügte über etwa 300 kWp Spitzenleistung und produzierte jährlich ca. 240.000 kWh Strom, womit hauptsächlich das Kurzentrum versorgt wurde, der Überschuss wurde ins Netz eingespeist. Im Laufe der Jahre wurde die Anlage mit leistungsfähigeren Photovoltaikmodulen moderniesiert und durch die Errichtung von Windkraftwerken zu einem Hybridkraftwerk erweitert. Die PV-Anlage hat heute eine Spitzenleistung von 771 kWp und die moderene Windkraftanlage 300 kW, so dass insgesamt eine Spitzenleistung von 1071 kW erreicht wird.
Neben dem zentralen Hybridkraftwerk gibt es noch eine Reihe weiterer Solaranlagen und Windkraftwerke auf der Insel, die von Privatpersonen und Bürgerzusammenschlüssen errichtet wurden. In den letzten Jahren ist auch eine Anlage zur Energiegewinnung durch Biomasse hinzugekommen.
Insgesamt werden auf Pellworm etwa 22 Gigawatt (GW) Strom produziert und nur ca. 7 GW verbraucht. Pellworm produziert also etwa dreimal soviel Strom, wie es verbraucht. Ein Seekabel wird trotzdem benötigt, um einerseits überschüssigen Strom abzugeben und Strom zu importieren, wenn gerade nicht genug produziert wird. Um den Eigenverbrauch des Stromes auf der Insel zu erhöhen, soll das Stromnetz auf der Insel jetzt intelligent werden.
Smart-Grid auf Pellworm
Für das Smart-Grid auf Pellworm kommen folgende Komponenten zum Einsatz:
- Smart Meter: Intelligente Stromzähler, mit denen der Stromverbrauch ständig überwacht werden kann. Hierdurch lassen sich u.a. Einsparpotentiale erkennen sowie ungünstige Verhaltensweisen in Bezug auf den Stromverbrauch erkennen und abstellen.
- Stromspeicher (zentral): Das Hybridkkraftwerk wird um Speichereinheiten aus Lithium-Ionen Batterien sowie Redox-Flow Batterien erweitert
- Stromspeicher (dezentral): Neben den zentralen Speichereinheiten werden in 11 Haushalten dezentrale Solarspeichersysteme errichtet, die aber zentral gesteuert be- und entladen werden. Diese Einheiten können zusammen 80 kW speichern.
- Stromspeicher-Heizungen: Es sollen verstärkt Stromspeicherheizungen zum Einsatz kommen, die in den Zeiten der größten Strom-Produktion aufgeladen werden.
Partner für das Smart-Grid-Projekt
Das Projekt wird von der Gemeinde Pellworm in Zusammenarbeit mit E.ON, der Schleswig-Holstein Netz AG, der Fachhochschule Westküste, dem Frauenhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (FH-IOSB), Institutsteil Angewandte Systemtechnik (AST) in Ilmenau, der Saft Group, dem Institut für Hochspannungstechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, und der Gustav Klein GmbH durchgeführt. Als Forschungsprojekt wird „SmartRegion Pellworm“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mir fast 10 Mio. Euro gefördert. Untersucht wird unter anderem, welche Rolle Stromspeicher beim Stromnetz der Zukunft spielen können und wie sie die Kosten des notwendigen Netzausbaus verringern könnten. Die SmartRegion Pellworm wurde am 09.09.2013 offiziell eröffnet.