Die Luftverschmutzung mit Feinstaub senkt die Lebenserwartung im Schnitt um ein Jahr. Das haben Wissenschaftler der Universität von Texas errechnet, indem sie eine Studie zur Auswirkung von Feinstaub auf die Sterblichkeit untersuchten. Das Ergebnis: Feinstaub hat eine stärkere Wirkung auf die weltweite Lebenserwartung als Lungen- und Brustkrebs zusammengenommen.
Gesundheitsrisiko Feinstaub
Global sind 95 Prozent der Bevölkerung Feinstaubwerten ausgesetzt, die über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation WHO liegen. Laut WHO sind Feinstaubpartikel der Größe PM 2,5 ab einer Konzentration von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gesundheitsgefährdend. Feinstaub dringt in den Körper ein und erhöht das Risiko von Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen und anderen Leiden. Dass die Lebenserwartung in Gegenden mit geringerer Feinstaubbelastung höher ist, haben bereits frühere Untersuchungen gezeigt.
Konkrete Berechnungen für 185 Länder
Joshua Apte von der Cockrell School of Engineering an der Universität Texas hat jetzt eine konkrete Schätzung vorgenommen. Apte legte die Studie „Global Burden of Disease“ zugrunde, die die Auswirkung verschiedener Einflüsse auf die Sterblichkeit in unterschiedlichen Regionen und Bevölkerungsgruppen untersucht – unter anderem auch die Auswirkungen von Feinstaub. Die Ergebnisse der Studie glich Apte mit den Feinstaubmessungen in 185 Ländern ab. Er kam zu dem Ergebnis, dass global betrachtet Menschen im Durchschnitt 1,03 Jahre früher sterben, wenn sie Feinstaub ausgesetzt sind.
Größte Auswirkungen in Asien
Damit verkürzt Feinstaub die Lebenserwartung zwar weniger als zum Beispiel ungesunde Ernährung (2,67 Jahre), Rauchen (1,82 Jahre) oder Krebs (2,37 Jahre). Brustkrebs dagegen verringert die globale Lebenserwartung um nur 0,14 Jahre, Lungenkrebs um 0,41 Jahre. Auch sind die Auswirkungen von Region zu Region sehr unterschiedlich. Am stärksten verkürzt Feinstaub die Lebenserwartung in Afrika, dem Nahen Osten und in Südasien. In Bangladesch sterben Menschen im Schnitt 1,87 Jahre früher, in Ägypten 1,85 Jahre. Auch in China und Indien würden ältere Menschen stark von einer besseren Luft profitieren, erklärt Joshua Apte. Das heißt konkret: 60-jährige hätten dort eine um 15 bis 20 Prozent höhere Chance, 85 Jahre alt oder älter zu werden, wenn das Sterberisiko Feinstaub wegfallen würde.
Auch in Europa sterben Menschen einige Monate früher
In den westlichen Ländern ist der Unterschied nicht so groß, denn hier ist die Luft viel sauberer, obwohl die Grenzwerte überschritten werden. Deshalb sterben Menschen hier durch Feinstaub im Schnitt nur ein paar Monate früher. Für Europa gibt es keine Zahlen, aber für die USA hat Apte eine um 0,35 Jahre verkürzte Lebenserwartung ausgerechnet.
Quellen / Weiterlesen
Studie: Feinstaub verkürzt Lebenszeit der Weltbevölkerung um ein Jahr | aerzteblatt.de
Air Pollution Reduces Global Life Expectancy by More Than One Year, Study Finds | Cockrell School of Engineering
Bildquelle: flickr – Radek Kołakowski
Das „Ein-paar-Monate-früher-Sterben“ ist irreführend.
Es sterben auch viele junge Menschen, die entsprechende Vorerkrankungen haben (Asthma, COPD). Die sterben dann etliche Jahre/Jahrzehnte früher als ohne den Feinstaub.
Bei Rauchern ist es ja auch nicht so, dass nur die Leute einfach ein paar Monate oder Jahre kürzer leben. Sie haben auch eine stark verringert Lebensqualität. Auch kann man bei keinem einzigen Raucher (und auch bei keinem einzigen Asbesttoten) zweifelsfrei feststellen, dass es der Tabakrauch war (oder das Asbest), was ihn umgebracht hat. Das wäre nicht seriös.
Seriös ist aber die Epidemiologie, die den Blutzoll von Feinstaub/Rauchen/Asbest in Jahren verkürzte Lebenszeit oder zusätzlichen Toten pro Jahr darstellt. Beides richtige Darstellungen.
Insofern klingen die „paar Monate“ verniedlichend, was aber nicht den Tatsachen entspricht.