Beim Thema Energiewende denken viele sofort an den Ausbau erneuerbarer Energien aus Sonne, Wind und Wasser. Doch eine wichtige Säule der Energiewende ist die Steigerung der Energieeffizienz. Die Internationale Energieagentur IEA hat die Energieeffizienz deshalb als eine von vier zentralen Maßnahmen für die Erreichung des Zwei-Grad-Zieles definiert. Doch der Trend geht aktuell in die entgegengesetzte Richtung. Das EU-Parlament hat gerade neue, ehrgeizigere Zielsetzungen vorgeschlagen.
Energieeffizienz muss an erster Stelle stehen
Dabei steht das Thema Energieeffizienz an erster Stelle noch vor dem Ausbau der Erneuerbaren. Auch die Deutsche Energieagentur dena definiert eine Steigerung der Energieeffizienz als Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Die sauberste Kilowattstunde ist die, die man gar nicht erst verbraucht – doch der weltweite Energieverbrauch steigt kontinuierlich an. Das erhöht den Handlungsdruck, da auch Wohlstand und Bevölkerung weltweit anwachsen. Neben CO2-Einsparungen zahlen sich Effizienzsteigerungen auch für Verbraucher aus, weil beispielsweise die Stromrechnung sinkt. Sinkende Energiekosten erhöhen auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen innerhalb der EU.
Zu geringe Fortschritte in Deutschland
Die EU hat sich 2007 das Ziel gesetzt, die Energieeffizienz bis 2020 um 20 Prozent zu steigern. Dies soll mit verschiedenen Maßnahmen erreicht werden. Dazu gehört eine Steigerung der Sanierungsquote von öffentlichen Gebäuden sowie eine höhere Effizienz beim Thema Energieumwandlung und –erzeugung. Außerdem haben sich die Mitgliedsstaaten zu jährlichen Energieeinsparungen verpflichtet. Das hat Deutschland im vergangenen Jahr nicht erreicht, der Primärenergieverbrauch ist seit 2014 sogar wieder leicht angestiegen. Von den bis 2020 angestrebten Einsparungen von 20 Prozent wurden nur knapp 7 Prozent erreicht. Die Denkfabrik Agora Energiewende warnt sogar, Deutschland könne seine Klimaziele verfehlen, da die Fortschritte bei der Energieeffizienz zu gering seien. Die deutsche Industrie steigere ihre Effizienz nicht in dem Maße, wie sie die Produktion erhöhe.
EU-Parlament stimmt für ehrgeizigere Effizienzziele
Auch im EU-Parlament hat sich gerade eine breite Mehrheit der Abgeordneten für eine Anhebung der Energieeffizienz-Ziele ausgesprochen. 485 Abgeordnete stimmten dafür, die Energieeffizienz-Ziele innerhalb der EU bis 2030 um 35 Prozent zu erhöhen. 132 Parlamentarier stimmten dagegen, 58 enthielten sich. Der Vorschlag muss nun mit dem EU-Ministerrat verhandelt werden, der niedrigere Zielsetzungen vorgeschlagen hatte. Die Abstimmung ist Teil der Gesetzgebung für neue Richtlinien im Bereich Energie, da die aktuelle Regelung 2020 ausläuft. Neben höheren Energieeffizienz-Zielen fordert das Parlament, den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch auf 35 Prozent anzuheben. Die Vorschläge der EU-Kommission für Neuregelungen hatten deutlich darunter gelegen: Sie forderte Einsparungen beim Energieverbrauch um 30 Prozent und einen Anteil erneuerbarer Energien von 27 Prozent.
Quellen / Weiterlesen:
So wird Energieeffizienz zum Treiber der Energiewende | PROCESS
Keine Energiewende ohne Energieeffizienz | Deutsche Energie-Agentur
EU-Parlament will mehr Energieeffizienz | EnBauSa
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