Wie der Konkurrent E.ON plant nun auch RWE einen radikalen Umbau: Letzte Woche gab der Vorstand Peter Terium bekannt, dass der Konzern eine Tochterfirma gründen will, um die Geschäftsfelder Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb dorthin auszulagern. Die konventionelle Erzeugung mit Gas, Kohle und Atom sowie der Großhandel verbleiben im Mutterkonzern. Die neue Tochter soll 2016 an die Börse gehen, der Aufsichtsrat muss den Plänen noch zustimmen.
Schaffung von zwei Unternehmen unter einem Dach
Damit will man den umgekehrten Weg zu E.ON gehen: Man spalte nicht direkt auf, denn RWE hielte die Mehrheit an der neuen Tochter. Man wolle vielmehr „zwei zukunftsfähige Unternehmen unter einem Dach“ schaffen, so Terium. E.ON hingegen will das konventionelle Geschäft auslagern und den Ökostrom behalten. Die großen Energieversorger leiden unter denen durch die Energiewende fallenden Großhandelspreisen für Strom.
Für Peter Terium sind die Pläne „der nächste logische Schritt“ beim Umbau des Konzerns. Wenn die Ökostrom-Tochter Innogy, die Verteilnetze und der Vertrieb mit 23 Millionen Kunden in 12 Ländern auf die neue Tochter übergehen, hätte diese rund 40.000 Mitarbeiter und einen Bruttogewinn von rund 4 Milliarden Euro zu erwarten. Obwohl nur das Geschäft mit Gas-, Kohle- und Atomkraftwerken bei RWE bleibe, sei dies nicht mit einer „Bad Bank“ zu vergleichen, denn RWE plane, langfristig Mehrheitsaktionärin der neuen Tochter zu bleiben. Gut für Investoren: Sie könnten Aktien der neuen Gesellschaft erwerben, ohne in konventionelle Energien investieren zu müssen. Auch für die mit 25 Prozent an RWE beteiligten Kommunen hätte das Vorteile: Bei Kapitalerhöhungen der Tochter müssten sie nicht zwangsweise Aktien nachkaufen, um ihre Beteiligungshöhe zu halten. „Wir öffnen ein neues Tor zum Kapitalmarkt“, so Terium.
Keine Umgehung der Haftung für Kohle und Atom
RWE würde damit auch ein anderes Problem umgehen: E.ON war in den vergangenen Monaten der Versuch vorgeworfen worden, sich durch die Aufspaltung der Haftung für die langfristigen finanziellen Verpflichtungen entziehen zu wollen, die der Ausstieg aus Atom und Kohle mit sich bringt. Dafür wäre allein die neue Gesellschaft Uniper verantwortlich gewesen. Nachdem der Druck aus der Politik zu groß geworden war, wird das Geschäft mit der Kernenergie nun doch bei E.ON verbleiben.
Terium verspricht hingegen, dass kein Euro den Konzern verlassen werde. Auch zukünftig könne RWE seinen Verpflichtungen durch Aktienverkäufe der Tochter besser nachkommen. Die Kommunen äußerten sich zurückhaltend: Man habe noch nicht genug Informationen, um die Pläne abschließend beurteilen zu können. Der Aufsichtsrat berät am 11. Dezember über die zukünftige Strategie des Konzerns. Die RWE-Aktie ging nach der Ankündigung jedenfalls zunächst um 17 Prozent nach oben.
Quelle: Frankfurter Rundschau – Energiewende: RWE spaltet sich aufBildquelle: © Jürgen Hüsmert / pixelio – www.pixelio.de