Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung erreicht einen Höhepunkt nach dem anderen. Schon im Mai 2014 betrug dieser 73% an der Stromerzeugung. Nun wurde sogar die 75%-Marke durchbrochen. Grundvoraussetzung war, dass die Solaranlagen, Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke und Biomasseanlagen etwa 40 Gigawatt Leistung in das Stromnetz einspeisen konnten. Derzeit lag die Stromnachfrage bei rund 53 Gigawatt. Interessanterweise waren die konventionellen Kraftwerke, wie Atom, Kohle und Erdgas, nur mit knapp 23 Gigawatt vertreten.
Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien nimmt zu
Der Wert von 75% bleibt aber zunächst nur die Ausnahme. An diesem Tag war es besonders sonnig und windig zugleich. Zudem verbrauchten die Deutschen nur sehr wenig Strom. An anderen Tagen und insbesondere an Werktagen tangiert die Nachfrage eher in den Bereich um 70 Gigawatt. Dieses Highlight zeigt jedoch eindrucksvoll, in welche Richtung die Entwicklung geht. Erneuerbare Energien sind im Vormarsch. Von Januar bis Ende Juli 2014 konnten Sonnen-, Wind-, Wasser- und Biomassekraftwerke etwa 93 Terawattstunden Strom produzieren. Die konventionellen Kraftwerke lieferten in diesem Zeitraum 208 Terawattstunden.
Insgesamt lag der Anteil der erneuerbaren Energien bei rund 30% an der Gesamtproduktion. Im Jahr 2013 lag der Anteil noch bei etwa 25%, so eine Veröffentlichung vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg. So decken immer häufiger die erneuerbaren Energien große Anteile an der Stromnachfrage. Es bleibt letztlich den Betreibern von konventionellen Kraftwerken zukünftig nichts anderes mehr übrig, als ihre Kraftwerke abzuschalten oder den Strom in die Nachbarstaaten zu exportieren. Grünstrom hat im Stromnetz Vorfahrt.
Flexibel Strompreise werden notwendig
Obwohl sich die Entwicklung der Verfechter der Energiewende positiv gestaltet, zeigt sie dennoch auf, dass im Strommarkt dringende Reformen notwendig werden. Alte Kohlekraftwerke müssen vom Netz genommen werden, da sie nicht flexibel auf die schwankende Stromeinspeisung von Wind- und Solarstrom reagieren können. Sie würden daher Platz machen für effizientere Kraftwerke (moderne Kohle- und Gaskraftwerke), die den Strom dann jedoch teurer produzieren. Die Betreiber müssen ihre Stromnetze modernisieren und den aktuellen technischen Gegebenheiten anpassen. Auch die Großverbraucher aus der Industrie müssen angehalten werden, bei einer Unterproduktion von Strom die Energiefresser vom Stromnetz zu nehmen. Hierfür könnten Sie von den Netzbetreibern auch in gewissem Maße entlohnt werden. Von einer solchen Maßnahme würden zum Bespiel die Betreiber von Kühlhäusern profitieren. Aus diesem Grund muss es in Europa zu einer Vereinheitlichung des Strommarktes kommen.
Die Stromproduktion muss in Europa koordiniert werden, so dass auch die Kapazitäten besser genutzt werden können. Die Staaten Norwegen und Mitteleuropa besitzen zum Beispiel eine bergige Topologie und können daher am besten als Batterie Europas bezeichnet werden. Dabei können die Betreiber von Wasserkraftwerken ihren Überschuss-Strom für eine spätere Nutzung zwischenspeichern. Um die Nachfrage mit der schwankenden Strom-Einspeisung besser abzugleichen, besteht auch die Möglichkeit, dass die Energieunternehmen flexible Strompreise für Haushalte einführen. Produzieren beispielsweise die Kraftwerke zu viel Strom, sinkt der Preis je kW/h. Bei wenig Strom in Netz steigt der Preis. Auf diese Flexibilität reagieren die Verbraucher, wie kürzlich ein Bericht des Bundesministeriums für Wirtschaft zeigte. So steigt der Stromverbrauch bei einem höheren Angebot eher, als wenn wenig Strom zu einem höheren Preis produziert wird.
Bildquelle: © Uwe Schlick / pixelio – www.pixelio.de