Kritiker der Elektromobilität wenden immer wieder ein, dass die Stromnetze das massenhafte Laden von Elektroautos nicht verkraften. Eine Studie zeigt jetzt, dass das vor allem in den Vorstädten sogar ganz ohne Netzausbau geht – vorausgesetzt, es gibt genügend Solarstromspeicher. Rückenwind kommt aus der EU.
Solarstromspeicher entlasten die Netze
Durchgeführt hat die Studie die Technische Universität Braunschweig im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW). Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass Netzengpässe in Gebieten mit Ein- und Zweifamilienhäusern vermieden werden können, wenn dort Solaranlagen mit Batteriespeicher vorhanden sind. Dann könnten über die Hälfte der Haushalte ihr E-Auto mit einer eigenen Ladesäule mit 11 kW laden, ohne dass das Stromnetz wankt.
Schon heute könnte ein Fünftel der Haushalte seine Elektroautos gleichzeitig laden. Mehr sind es schon jetzt beim zeitversetzten Laden: Dann lassen sich schon heute knapp die Hälfte der E-Autos ohne Probleme mit Strom versorgen. In Deutschland sind 75.000 reine Elektroautos sowie 314.000 Hybrid-Fahrzeuge zugelassen.
Netzstabilisierung über Blindleistung
Sind in den Haushalten PV-Anlagen mit Speicher vorhanden, können 60 Prozent mit Ladestationen ausgestattet werden, ohne dass es Engpässe im Stromnetz gibt. Denn die Anlagen können Blindleistung bereitstellen: Der in der Batterie verbaute Wechselrichter stabilisiert demnach die Spannung im Stromnetz, auch dann, wenn der Stromspeicher leer ist.
Aktuell sind in Deutschland 110.000 Heimspeicher installiert. Die Mehrheit der Deutschen kauft eine neue Solaranlage inzwischen gleich mit Stromspeicher. „Mit Solarstrom vom eigenen Dach und dem Batteriespeicher im Keller wird aus dem Zuhause eine Tankstelle, die jederzeit sauberen Antrieb ermöglicht und teuren Netzausbau vermeidet“, kommentiert BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. „Eine intelligente Verzahnung von Speichern, Solarenergie und E-Autos schafft Win-win-Lösungen, welche die Energiewende erheblich preiswerter und einfacher machen.“
EU baut regulatorische Hürden für Heimspeicher ab
Laut Studie könnten sogar sämtliche Haushalte ihr Elektroauto gleichzeitig laden, auch dafür wären die Stromnetze in Dörfern und Vorstädten ausgelegt. Dafür müssten die Batteriespeicher aber Strom aus dem allgemeinen Versorgungsnetz aufnehmen und wieder abgeben dürfen. Hierfür müssen sich erst die Rahmenbedingungen ändern, was die EU aber gerade beschlossen hat.
Die EU will die Doppelbelastung von Stromspeichern mit Umlagen und Abgaben abschaffen. Momentan wird Strom bei der Einspeisung in den Speichern mit Abgaben und Umlagen belastet. Wenn der Strom später wieder entnommen wird, fallen diese Abgaben ein zweites Mal an. Diese Hürde will die EU nun abschaffen, wenn der Strom zur Netzstabilisierung eingesetzt wird. Der Beschluss muss dazu in nationales Recht umgewandelt werden. Dann wäre der Weg für Regelenergie aus Heimspeichern geebnet.
Eine weitere Hürde ist allerdings das sogenannte Unbundling: Aktuell ist es noch verboten, mehrere Dienstleistungen gleichzeitig zu erbringen, etwa Mieterstrom und Regelenergie. Das verhindert noch, dass das Potenzial von dezentralen Speichern voll genutzt wird. Hintergrund ist die geforderte Trennung von Netz und Vertrieb bei Energieversorgungsunternehmen. Hier muss die EU weiter am Ball bleiben.
Quellen / WeiterlesenStudie: Ladesäulenausbau ohne Netzausbau möglich | ZfK
Solarspeicher vermeiden Netzausbau für E-Autos | Sonnenseite
Kurzstudie: Können PV-Speichersysteme die Netzintegration der Elektromobilität unterstützen? | Bundesverband Solarwirtschaft
Bildquelle: Pixabay
Klasse Idee von der TU Braunschweig: Elektroauto laden mit Blindleistung! Man braucht dann nämlich gar keine Solaranlage und keine Batterien, sondern nur den Wechselrichter eines Solarspeichers, der dann aus Nichts jede Menge Energie erzeugt.
Es muss schon ein herrliches Gefühl sein, wenn man von einem Thema rein gar keine Ahnung, dafür aber eine umso gefestigtere Meinung hat.
Wer hat die Studie finanziert? Achso…